Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
„Wählt jemand anderen, ihr falschen Bürger“
Während drei Männer in Obermachtal um Stimmen kämpfen, will Friedhild Miller nicht mehr gewählt werden
OBERMARCHTAL - Vor einer mit rund 500 Interessierten voll besetzten Halle haben sich am Freitagabend die vier Kandidaten für die Bürgermeisterwahl am kommenden Sonntag in Obermarchtal vorgestellt. Dauerkandidatin Friedhild Miller ist am Schluss der Veranstaltung zu der Erkenntnis gekommen, dass sie von den Obermarchtaler nicht mehr gewählt werden möchte.
Das zahlreiche Erscheinen der Obermarchtaler zeige, dass die Wahl des neuen Bürgermeisters den Bürgern ein wichtiges Anliegen sei und sie die Gelegenheit nutzen wollen, die Kandidaten besser kennenzulernen, sagte Amtsinhaber Anton Buck, der sich am Sonntag, 25. März, nicht mehr zur Wahl stellen wird, bei der Eröffnung der öffentlichen Kandidaten-Vorstellung. Die Bewerber standen am Freitagabend einzeln auf der Bühne. Jeder von ihnen hatte 15 Minuten Zeit, um sich und seine Pläne vorzustellen, bevor die Anwesenden ebenfalls 15 Minuten Zeit hatten, um Fragen zu stellen. Anton Buck als Vorsitzender des Gemeindewahlausschusses kontrollierte, dass die Redezeiten eingehalten wurden. Den Anfang machte Hans-Peter
Eller, der einzige heimische Bewerber. Ihm war es wichtig zu verdeutlichen, dass er als Bürgermeister nicht von oben herab regieren wolle, sondern dass Entscheidungen vom Gemeinderat gemeinsam getroffen werden. „Ich möchte mit der Wahl keine Autoritätsperson werden“, sagte der 39-Jährige. In den vier Jahren, die er jetzt Mitglied des Gemeinderates ist, habe er ein ziemlich konkretes Bild von den Aufgaben des Bürgermeisters bekommen und auch konkrete Vorstellungen entwickelt, wie die Zusammenarbeit zwischen Rathauschef, Bürgern und Gemeinderat laufen müsse.
Der Bürgermeister sei der erste Angestellte der Gemeinde, deshalb wollte Eller am Freitag auch keine klaren Ziele vorgeben, diese müssten gemeinsam mit den Bürgern und dem Gemeinderat erarbeitet werden. Wichtig seien dem dreifachen Vater unter anderem aber die Sicherung der Grundschule und eine vorausschauende Kindergartenplanung. Außerdem wolle er ein Konzept für den Friedhof erarbeiten. Hier könne sich Eller eine Bürgerarbeitsgruppe vorstellen. Der Bauhof müsse zudem schnellstmöglich umgesetzt werden. Neues Bauland müsse geschaffen werden. Hierfür sei eine Mischung aus innerörtlicher Verdichtung und Erschließung neuer Baufläche möglichst dicht an der Kerngemeinde notwendig. Bei allen Projekten dürfe aber eine solide Finanzierung nicht außer Acht gelassen werden. „Investitionen sollten Vorteile für alle Bürger bringen“, so Hans-Peter Eller.
Während sich die anderen Kandidaten am vorbereiteten Rednerpult vorstellten, lief Martin Krämer mit dem Mikrofon auf der Hallenbühne auf und ab, wie es auch schon sein langjähriger Freund Kevin Wiest bei seiner Vorstellung in Oberstadion getan hatte. Während Wiests Wahlkampf sei Krämer das erste Mal mit seiner Familie nach Obermarchtal gekommen und habe sich gleich in die Gemeinde verliebt. Er freue sich darauf, mit seiner Frau und seiner Tochter aus der Großstadt Essen nach Obermarchtal zu ziehen. „Hier kann ich meine Tochter noch allein zur Schule gehen lassen“, sagte der gelernte Bankkaufmann.
Damit noch mehr Menschen als bisher die Gemeinde kennenlernen könnten, will Krämer den Tourismus ankurbeln und besser für die Angebote in Obermarchtal werben. Außerdem will er versuchen, innovative Unternehmen anzusiedeln. Um auch für junge Familien attraktiv zu sein, müsse die Kinderbetreuung in Obermarchtal Ganztagsangebote machen. Auch vermeintlich kleine Aufgaben wie die Beschaffung von zuverlässigen Brandmeldesystemen für den Kindergarten oder das Feuerwehrhaus will Krämer nach einer erfolgreichen Wahl angehen. Die Obermarchtaler sollten in ihrer Gemeinde alt werden können, deshalb müssten Rathaus und Friedhof barrierefrei gestaltet werden. Krämer könne sich vorstellen, dass die Gemeinde regelmäßig Bustouren für Senioren und nicht-mobile Bürger organisiere, um diese zum Einkaufen zu fahren. Gleichzeitig müsse aber auch die gute Infrastruktur in Obermarchtal erhalten werden.
Anders als noch kurz nach der Bekanntgabe seiner Kandidatur, kündigte Markus Buck an, sich nun doch vorstellen zu können, nach einer erfolgreichen Wahl mit seiner Familie von Wettenberg bei Hochdorf im Kreis Biberach nach Obermarchtal umzuziehen. Erste Gespräche für eine mögliche Verpachtung der familieneigenen Pferdepension seien bereits geführt. Gleich zu Beginn seiner Vorstellung wies der 39-Jährige daraufhin, dass er mit Amtsinhaber Anton Buck weder verwandt noch verschwägert sei. Nicht-öffentliche Gemeinderatssitzung solle es mit ihm als Bürgermeister nur noch dann geben, wenn die Themen dies zwingend nötig machen, kündigte Markus Buck an. Auch ihm war, wie seinen beiden Vorrednern, die lückenlose Information des Gemeinderates vor Entscheidungen wichtig, damit dieser bei Abstimmungen bestens vorbereitet sei. Er sei keine Büromensch, sondern ein Praktiker. Dennoch würde keine zusätzliche Verwaltungskraft im Rathaus notwendig, wenn er zum Bürgermeister gewählt würde. „Es gibt entsprechende Schulungen, ich bin bereit, mich in alles einzuarbeiten“, sagte der aktive Christdemokrat. Er habe keine Angst vor Verantwortung oder Herausforderungen. „Ich bringe den Mut für Entscheidungen mit“, betonte Buck. In Obermarchtal wolle er beispielsweise Wohnraum auch für junge Familien schaffen, so der Leiter des Ravensburger Eigenbetriebes Bauhof. Die Gemeinde bietet eine so tolle Kultur, wie es nur wenig andere Gemeinden vergleichbarer Größe könnten.
Die Vorstellung von Friedhild
Miller fand am Freitagabend ein überraschendes Ende. Erbost rief sie den Anwesenden in der Halle zu. „Mich braucht ihr nicht wählen, wählt jemand anderen, ihr falschen Bürger.“Zuvor hatte Walter Stützle die Dauerkandidatin aufgefordert, ihre Augen zu schließen und ernsthaft darüber nachzudenken, ob sie sich noch in weiteren Gemeinden bewerben wolle. „Die Wahl des Bürgermeisters ist für uns eine wichtige Sache, da ist es schade, dass Sie diese Plattform für ihre Zwecke ausnutzen und uns unsere Zeit stehlen.“