Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Geschäfte auf Rekordniveau
Beste Stimmung seit 25 Jahren laut Umfrage der Industrie- und Handelskammer
ULM - So weit oben war die Kurve des Konjunkturindikators der Ulmer Industrie- und Handelskammer (IHK) seit einem Vierteljahrhundert nicht mehr: Mehr als 90 Prozent der für den Jahreskonjunkturbericht befragten Unternehmen erwarten im laufenden Jahr eine gleich bleibende oder bessere Geschäftslage. Und die Auftragsbücher seien bereits sehr gut gefüllt, wie Jonas Pürckhauer, Mitglied der IHK-Geschäftsleitung, beim traditionellen Konjunkturgespräch sagte. Die Auftragseingänge seien bei über 80 Prozent der Unternehmen auf einem gleichbleibend oder steigenden Niveau, nur bei elf Prozent im Sinken begriffen.
Für diese Zahlen sind so viele Menschen wie seit vielen Jahren verantwortlich: Mit 230 000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der IHK-Region Ulm schufteten 40 000 Köpfe mehr als noch vor zehn Jahren. Mit einer Arbeitslosenquote von 2,5 Prozent herrscht in der Region nahezu Vollbeschäftigung. Was aus Sicht von Pürckhauer für eine andauernd gute Lage spricht: Die Investitionspläne befinden sich auf einem anhaltend hohen Niveau und das Geld werde hauptsächlich für eine Erweiterung der Kapazitäten ausgegeben. Und auch im Bereich des Personals stehen die Zeichen weiter auf Stellenaufbau.
Wenig geeignete Mitarbeiter
Das größte Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung sehen die Unternehmer rund um Ulm im Fachkräftemangel. Und zwar weit drastischer als noch im vergangenen Jahr. Statt 49 Prozent bewerten jetzt 65 Prozent der Firmen die Knappheit an geeigneten Mitarbeitern Nummer eins.
Trotz einer in der Geschichte der Bundesrepublik einmalig langen Phase der Regierungsbildung sehen weit weniger Unternehmer als 2017 die Wirtschaftspolitik als Risiko: Nur noch 23 statt 41 Prozent betrachten das Tun der Politiker als potenziell geschäftsschädigend.
„Trotz gewisser Unsicherheit ist die Stimmung fast fulminant. Das ist als Problem erstaunlich“, sagte Werner Utz, der Vizepräsident der IHK Ulm. Allerdings drohe durch das Zündeln von US-Präsident Donald Trump in Sachen Handelskrieg ein Gewitter am Konjunkturhimmel aufzuziehen.
Warnung vor Protektionismus
Vor Protektionismus warnte auch Festredner Professor Achim Wambach, der Präsident des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung. Dieses „süße Gift“sei leider eine Verlockung für viele Staatsmänner. Erstaunlicherweise aber nicht für Chinas Staatschef Xi Jinping, der Protektionismus mit dem Einschluss in einer dunkle Kammer verglichen habe: Zwar auf dem ersten Blick sicher, doch ohne Luft und Licht.
Allen Androhungen von Handelskriegen zum Trotz, haben die Unternehmen rund um Ulm steigende Exporterwartungen in sämtliche Kontinente, wie Pürckhauer zuvor dargelegt hatte. Das Auslandsgeschäft ist in der Region ein Wachstumstreiber. Trotz der Ungewissheit über die Folgen des Brexits und Trump-Drohungen blieben die Erwartungen an das Auslandsgeschäft eindeutig aufwärts gerichtet. Selbst der stärkere Euro habe bislang keine Bremsspuren hinterlassen.