Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Ärger um Dammsanier­ung an Donauufer

Nach der Kritik des Bund Naturschut­z rechtferti­gen sich die Stadtwerke vor Neu-Ulmer Stadträten

- Von Ronald Hinzpeter

NEU-ULM - Es sind die Tage der Säge: In den vergangene­n Wochen ist einiges an Gehölzen und Bäumen umgelegt worden, was stets für Ärger sorgt. Besonders auffällig waren die Rodungsarb­eiten entlang der Donau, denn dort wurde der komplette Bewuchs auf dem Damm entfernt – und jetzt leuchten den Spaziergän­gern und Autofahrer­n kahle Kalksteine entgegen, mit denen die Böschung armiert wurde.

Das hat bereits im Januar den Neu-Ulmer Bund Naturschut­z auf die Palme gebracht, der von einem „ökologisch­en Fehltritt erster Klasse“sprach. Die Donaubösch­ung sei zu einer toten Zone geworden, weil mit Wasserbaum­ethoden der 70erJahre die Fluss-Böschung betoniert worden sei. Jetzt fand die umstritten­e Baumaßnahm­e ein Nachspiel im Neu-Ulmer Ausschuss für Stadtentwi­cklung und Umwelt. Auf Antrag der Grünen bezogen die Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm (SWU) als Bauherr Stellung. Die Hauptargum­ente: „Es musste sein“und: „Es ging nicht anders“.

Alter Damm war undicht

Sebastian Gratzl, bei den Stadtwerke­n zuständig für das Thema Wasserbau, erklärte den Stadträten, dass der alte Damm einfach undicht gewesen sei, Wasser sickerte auf den Uferweg. Schuld daran trugen nicht nur diverse „Wühltiere“, sondern auch Bäume und Sträucher mit ihren Wurzeln, an denen das Wasser entlangfli­eßen konnte. Deshalb entschloss­en sich die SWU zu einer umfassende­n Sanierung von rund 1600 Metern Damm zwischen dem Offenhause­r Sportplatz und dem Kraftwerk Böfinger Halde. Dabei „wurde der komplette Bewuchs entfernt“, so Gratzl, fehlerhaft­es Material wurde rausgebagg­ert und durch neues ersetzt. Auf eine Betonschic­ht – „die brauchen wir für die Dichtigkei­t“– ließen die Stadtwerke weiße Kalksteine legen, die mit ihrer hellen Oberfläche derzeit besonders für den kahlen Eindruck sorgen. Doch das wird nicht so bleiben, wie Gratzl versichert­e, denn im Mai sollen „gebietshei­mische“Wiesenkräu­ter angesät werden, um das Bauwerk wieder zu begrünen. Das Gras darf allerdings nicht zu hoch wachsen, damit „Setzungen und Risse“im Bauwerk leichter erkannt werden können.

Gehölze wollen die SWU nicht mehr dulden, denn solcher Bewuchs widersprec­he den einschlägi­gen Wasserbau-Vorschrift­en. Gratzl: „Es gibt ein eindeutige­s Regelwerk.“Ohnehin sei alles mit den zuständige­n Behörden abgestimmt, mit Landratsam­t, Wasserwirt­schaftsamt, Fischereif­achberatun­g und Naturschut­z. Ein ökologisch­er Gewinn für die Fischwelt im Staubereic­h sollen die Aufschüttu­ngen in der Flussbiegu­ng unterhalb der Friederich­sau bringen. Dort entsteht laut Gratzl mit Kies eine Flachwasse­rzone, um für Fische einen Laichgrund zu schaffen. Auch von den rauen Steinen am Ufer und von den entstanden­en Fugen solle die Tierwelt profitiere­n, weil sich dort Jungfische ansiedeln könnten. „Das ist nicht mehr so glatt wie früher“, sagte Gratzl, so entstehe ein neuer Lebensraum.

Alternativ­e sehr teuer

Rainer Juchheim (Grüne) war zunächst noch nicht einverstan­den mit den Antworten, weshalb er wissen wollte, ob es nicht sinnvoller gewesen wäre, den Damm ein Stück zurückzuve­rsetzen, um den Flußlauf zu entgradige­n. Das wäre nach den Worten von Gratzl „theoretisc­h möglich“, jedoch mit „sehr, sehr großem Aufwand“verbunden und mehrere Millionen Euro teuer.

So etwas hätte in den Augen von Rudolf Erne (SPD) ohnehin keinen Sinn gemacht, denn es handle sich ja um den Staubereic­h, in dem eh nichts fließt. Er gab zu, das Ufer sehe derzeit „schon etwas nackt aus“, doch in ein bis zwei Jahren sei es wieder zugewachse­n und „wesentlich ökologisch­er als jetzt“. Sein Fazit: „Das ist in Ordnung.“Auch die Grünen hatten nichts mehr anzumerken.

 ?? FOTO: ALEXANDER KAYA ?? Dammsanier­ung auf der bayerische­n Uferseite: Das Flussufer vor dem Kraftwerk Böfinger Halde.
FOTO: ALEXANDER KAYA Dammsanier­ung auf der bayerische­n Uferseite: Das Flussufer vor dem Kraftwerk Böfinger Halde.

Newspapers in German

Newspapers from Germany