Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Ärger um Dammsanierung an Donauufer
Nach der Kritik des Bund Naturschutz rechtfertigen sich die Stadtwerke vor Neu-Ulmer Stadträten
NEU-ULM - Es sind die Tage der Säge: In den vergangenen Wochen ist einiges an Gehölzen und Bäumen umgelegt worden, was stets für Ärger sorgt. Besonders auffällig waren die Rodungsarbeiten entlang der Donau, denn dort wurde der komplette Bewuchs auf dem Damm entfernt – und jetzt leuchten den Spaziergängern und Autofahrern kahle Kalksteine entgegen, mit denen die Böschung armiert wurde.
Das hat bereits im Januar den Neu-Ulmer Bund Naturschutz auf die Palme gebracht, der von einem „ökologischen Fehltritt erster Klasse“sprach. Die Donauböschung sei zu einer toten Zone geworden, weil mit Wasserbaumethoden der 70erJahre die Fluss-Böschung betoniert worden sei. Jetzt fand die umstrittene Baumaßnahme ein Nachspiel im Neu-Ulmer Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt. Auf Antrag der Grünen bezogen die Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm (SWU) als Bauherr Stellung. Die Hauptargumente: „Es musste sein“und: „Es ging nicht anders“.
Alter Damm war undicht
Sebastian Gratzl, bei den Stadtwerken zuständig für das Thema Wasserbau, erklärte den Stadträten, dass der alte Damm einfach undicht gewesen sei, Wasser sickerte auf den Uferweg. Schuld daran trugen nicht nur diverse „Wühltiere“, sondern auch Bäume und Sträucher mit ihren Wurzeln, an denen das Wasser entlangfließen konnte. Deshalb entschlossen sich die SWU zu einer umfassenden Sanierung von rund 1600 Metern Damm zwischen dem Offenhauser Sportplatz und dem Kraftwerk Böfinger Halde. Dabei „wurde der komplette Bewuchs entfernt“, so Gratzl, fehlerhaftes Material wurde rausgebaggert und durch neues ersetzt. Auf eine Betonschicht – „die brauchen wir für die Dichtigkeit“– ließen die Stadtwerke weiße Kalksteine legen, die mit ihrer hellen Oberfläche derzeit besonders für den kahlen Eindruck sorgen. Doch das wird nicht so bleiben, wie Gratzl versicherte, denn im Mai sollen „gebietsheimische“Wiesenkräuter angesät werden, um das Bauwerk wieder zu begrünen. Das Gras darf allerdings nicht zu hoch wachsen, damit „Setzungen und Risse“im Bauwerk leichter erkannt werden können.
Gehölze wollen die SWU nicht mehr dulden, denn solcher Bewuchs widerspreche den einschlägigen Wasserbau-Vorschriften. Gratzl: „Es gibt ein eindeutiges Regelwerk.“Ohnehin sei alles mit den zuständigen Behörden abgestimmt, mit Landratsamt, Wasserwirtschaftsamt, Fischereifachberatung und Naturschutz. Ein ökologischer Gewinn für die Fischwelt im Staubereich sollen die Aufschüttungen in der Flussbiegung unterhalb der Friederichsau bringen. Dort entsteht laut Gratzl mit Kies eine Flachwasserzone, um für Fische einen Laichgrund zu schaffen. Auch von den rauen Steinen am Ufer und von den entstandenen Fugen solle die Tierwelt profitieren, weil sich dort Jungfische ansiedeln könnten. „Das ist nicht mehr so glatt wie früher“, sagte Gratzl, so entstehe ein neuer Lebensraum.
Alternative sehr teuer
Rainer Juchheim (Grüne) war zunächst noch nicht einverstanden mit den Antworten, weshalb er wissen wollte, ob es nicht sinnvoller gewesen wäre, den Damm ein Stück zurückzuversetzen, um den Flußlauf zu entgradigen. Das wäre nach den Worten von Gratzl „theoretisch möglich“, jedoch mit „sehr, sehr großem Aufwand“verbunden und mehrere Millionen Euro teuer.
So etwas hätte in den Augen von Rudolf Erne (SPD) ohnehin keinen Sinn gemacht, denn es handle sich ja um den Staubereich, in dem eh nichts fließt. Er gab zu, das Ufer sehe derzeit „schon etwas nackt aus“, doch in ein bis zwei Jahren sei es wieder zugewachsen und „wesentlich ökologischer als jetzt“. Sein Fazit: „Das ist in Ordnung.“Auch die Grünen hatten nichts mehr anzumerken.