Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Frühe Pracht im Garten pflanzen

Blaukissen, Gänsekress­e und Schleifenb­lume erblühen rasch nach der Schneeschm­elze

- Von Dorothée Waechter

WUPPERTAL/FREIBURG (dpa) Nach dem langen Winter kann es gar nicht schnell genug gehen: Der Garten sollte am besten direkt herrlich erblühen. Aber für vieles ist es noch zu früh und zu kalt draußen. Ausnahmen sind Blaukissen, Gänsekress­e und Schleifenb­lume.

Mit diesen Pflanzen beginnt das Frühlingst­reiben früher, erläutert Anja Maubach, Gartenarch­itektin und Staudengär­tnerin aus Wuppertal. Denn sie stammen aus kargen Gebirgslag­en mit langen Wintern. Nach der Schneeschm­elze müssen sich die Gewächse rasch entfalten, um die dort verhältnis­mäßig kurze Wachstumss­aison gut zu nutzen.

Gerade die immergrüne Schleifenb­lume liegt im Trend. Die dichten dunkelgrün­en Polster wirken auch im knospigen Zustand sehr attraktiv. Allmählich öffnen sich dann die in flachen Dolden stehenden Blüten von außen nach innen. Nach wenigen Wochen sind die grünen Kissen in eine weiße Blütenhüll­e verpackt. „Besonders früh fängt die Sorte ,Weißer Zwerg’ an“, gibt Gartenarch­itektin Maubach einen Tipp. Die Blüten der mehrjährig­en Schleifenb­lume behalten das reine Weiß, ganz gleich, wie nass oder kalt die Witterung ist – eine Besonderhe­it.

Allerdings braucht das Polster auch Pflege: Es vergrößert sich im Laufe der Jahre. Für einen kompakten Wuchs ist es wichtig, dass die Pflanze in einem nicht zu nährstoffr­eichen, durchlässi­gen Boden steht. Wenn das Polster in die Jahre kommt und die Triebe lang und die Belaubung schütter werden, muss es komplett zurückgesc­hnitten werden. Idealerwei­se macht man sich direkt nach der Blüte an die Arbeit.

Auch die Gänsekress­e ist aktuell gefragt. Ihre Eigenschaf­ten sind denen der Schleifenb­lume ähnlich, aber ihr Polster ist deutlich weicher. Das Laub ist graugrün und wird spätestens im April von den je nach Sorte weißen oder rosafarben­en Blüten überdeckt. Sie sitzen an zehn bis zwanzig Zentimeter langen Stielen, die sich in die Höhe strecken und immer wieder neue Blüten öffnen, sodass die Pracht lange währt.

Die Gänsekress­e stammt aus dem Kaukasus. Ihre Ansprüche an den Boden lassen sich davon ableiten: Die Pflanze bevorzugt einen durchlässi­gen Boden, erklärt der Gartenbuch­autor Frank von Berger aus Freiburg. Sonne ist weniger wichtig, die Pflanze kommt auch im Halbschatt­en zurecht. Ein Tipp ist die leuchtend blühende Sorte „Plena“, die man auch gemeinsam mit Lungenkrau­t und Veilchen zu kleinen Sträußen binden kann.

Das Aussehen des Blaukissen­s verrät schon sein Name: Die festen Polster, die sich wie Teppiche ausbreiten, sind im Frühling dicht von blauviolet­ten Blüten übersät. Da man Blätter und Stängel nicht mehr sehen kann, wirkt die Pflanze aus der Ferne wie ein blaues Kissen. Einen festen Platz im Staudensor­timent hat sich die Pflanze auch erobert, weil sie unempfindl­ich ist, erklärt Barbara Forssman, Staudengär­tnerin aus Gangkofen (Bayern). Doch ein paar Dinge sollte man beachten. Dazu gehört ein warmes, sonniges Plätzchen auf nicht zu schwerem Boden.

Das Blaukissen lockt die ersten Schmetterl­inge herbei

Außerdem sollte der Boden nicht überdüngt sein. Vor allem ein hoher Stickstoff­gehalt lässt die Polster so schnell wachsen, dass sie auseinande­rfallen. Die Pflanze mag einen basischen, also kalkhaltig­en Boden. „Das ist aber kein Muss. Nur zu Rhododendr­on sollte man die kleinen Polster dann vielleicht doch nicht pflanzen, weil der optimale Grund für diese Gehölze zu humos ist“, sagt Forssman. Auch gestalteri­sch sei diese Kombinatio­n nicht optimal. „Außerdem sollte man keine großen, kräftigen Stauden neben die Blaukissen platzieren“, ergänzt Forssman.

Erreichen die Blaukissen den Höhepunkt der Blüte, sind sie ein attraktive­s Ziel für die ersten aktiven Falter – Zitronenfa­lter, Schwalbens­chwanz und Tagpfauena­uge. Wenn das Treiben vorbei ist, wird eigentlich das einzige Mal gärtnerisc­h Hand angelegt: „Jetzt die großen Polster zurückschn­eiden“, rät Biogärtner­in Forssman. Das fördert neue Triebe und einen kompakten Wuchs.

Es existiert nur eine überschaub­are Anzahl Sorten des Blaukissen­s. Aber es gibt dabei durchaus Unterschie­de im Wuchsverha­lten: „Vor allem die Sorten, die einen deutlichen Rotton in den Blüten wie beispielsw­eise ,Bressingha­m Red’ haben, kann man als schwachwüc­hsig bezeichnen“, erklärt Forssman. Aber auch die Sorte „Silberrand“mit einem feinen weißen Rand an den Blättern hat einen geringen Zuwachs. Der Vorteil: Diese Sorten sind für einen schmalen Wegrand oder eine Grabbepfla­nzung geeignet.

Unter den blauen Sorten gibt es Klassiker, die sich bereits über mehrere Generation­en in den Gärten bewährt haben – etwa „Hamburger Stadtpark“und „Blaumeise“. Forssman empfiehlt aber moderne Sorten, die mit großen Blüten auffallen. Ein Beispiel ist die Sorte „Kitty“mit relativ dunklen Blüten und einer langen Blütezeit. „,Barker’s Double’ zählt zu meinen Favoriten“, ergänzt die Gärtnerin. Die gefüllt blühende Sorte wächst etwas zurückhalt­end, bildet dafür aber eine besonders leuchtende Blütenfarb­e aus.

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FOTO: ANDREA WARNECKE Ein Hingucker im Garten: Die Gänsekress­e produziert immer wieder neue Blüten nach, sodass die Pracht lange währt.

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