Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Kritik an Zuckerlobby und Pharmaindustrie
Dr. Hans-Georg Spannagl, Kinderarzt aus Stuttgart, zu Gast in Laichingen
LAICHINGEN (sz) - Herausgefordert durch eigene Erfahrung mit seinem Sohn hat Dr. Hans-Georg Spannagl aus Stuttgart, klassisch studierter Kinderarzt, sich der Homöopathie zugewandt: Nachdem die Schulmedizin versagt hatte bei einer „eitrigen Mandel-Mittelohrentzündung“seines Sohnes, wandte er eine einzige homöopathische „Pulsatilla“-Gabe an, und stellte eine Verbesserung gleich am nächsten Tag fest. Der studierte Mediziner, inzwischen mit Praxis seit mehr als 30 Jahren, war am Mittwoch zu Gast in Laichingen, eingeladen vom Homöopathischen Verein und der VHS. Er hielt einen beeindruckenden Vortrag über die homöopathische Behandlung von Krankheiten bei Kindern.
An Beispielen aus seiner täglichen Praxis beschrieb Dr. Hans-Georg Spannagl die Anwendungsmöglichkeiten homöopathischer Mittel und sehr seltene Situationen, in denen auf Antibiotika zurückgegriffen werden müsse. In seiner Einleitung stellte er klar, dass Kinder eben keine „kleinen Erwachsenen“seien und eine eingeschränkte Eigenwahrnehmung haben. Auch die Interpretation der Eltern werde manchmal dem kleinen Patient nicht gerecht. Er bedauerte das verlorengegangene Wissen heutiger Eltern über höchst wirksame althergebrachte Hausmittel. Grundsätzlich als höchst unverantwortlich bezeichnete er die „dauernde Zuckerberieselung“von Kindern und Erwachsenen („die Zuckerlobby sitzt in den höchsten Instanzen“) ebenso wie „Antibiotika-und Hormonrückstände im Fleisch“.
Homöopathie nie „durchboxen“
Spannagl sensibilisierte die Eltern zur genauen ganzheitlichen Wahrnehmung der Erkrankung ihrer Kinder: Wie ist der Allgemeinzustand? Spielt das Kind trotz 40 Grad Fieber oder ist es apathisch? Tritt Besserung ein nach Verabreichung von homöopathischen Mitteln in ausgewählter Dosierung und Häufigkeit? HansGeorg Spannagl wies nach eigenen Angaben die Wirksamkeit von „Belladonna“bei Angina und Scharlach nach („eine sofortige Indikation von Antibiotika ist unangebracht“). Auch bei Lungenentzündung und hohen Entzündungswerten biete die Homöopathie konstitutionelle Mittel, zum Beispiel „Phosphorus C 30“. Oberste Leitlinie für ihn sei, niemals die Homöopathie „durchboxen“zu wollen, sondern dem Kind gemäß zu behandeln. Bei „Magen-Darm-Grippe“schilderte er die Behandlung mit „Arsenicum album“oder „Lux vomica“nach vorhergehender sorgfältiger Anamnese. Und er riet, nicht rasch wieder Milch zu trinken, diese sei zu schwer verdaulich für den angegriffenen Darm.
Klare und deutliche Heilungserfolge verzeichnete der Kinderarzt auch bei „Bronchitis“(hier helfe „Calcium carbonicum“) und Neurodermitis. Besonders hier müsse die psychische Ursache in der Persönlichkeitsstruktur mitbehandelt werden. Eltern sollten lernen, die Persönlichkeit ihres Kindes zu erfassen und ihre Aufgabe, dem Kind Grenzen zu setzen, ernst nehmen („Kinder können sich nicht selbst erziehen“). In der ausführlichen Anamnese des Homöopathen wird die Persönlichkeit des Patienten immer mit bedacht. Moderne Computersoftware hilft nach Eingabe aller beeinflussenden Faktoren bei der Wahl und Dosierung des richtigen Mittels.
„Tägliche Behandlungserfolge“
Die Zuhörer waren beeindruckt von der Ruhe und Besonnenheit des Arztes und seinem umfassenden Wissen. Kritik übte er an der Gesundheitspolitik und der Lobby der Pharmaindustrie, die auch die Medien beeinflusse und die Vorurteile gegenüber der Homöopathie schüre. Seine täglichen Behandlungserfolge zum Wohl seiner Patienten seien ihm Beweis genug für die Richtigkeit. Sicher sei er jedoch, dass er als reiner Schulmediziner für mindestens „50 000 Euro mehr im Jahr“Medikamente verordnen würde, bei 800 bis 1000 Patienten pro Quartal.