Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Bernhard Stich wird mit der Landesehre­nnadel ausgezeich­net

Der 68-Jährige wird für seinen außergewöh­nlichen Einsatz für Naturschut­z und Urgeschich­te in Blaubeuren geehrt

- Von Jutta Kriegler

BLAUBEUREN - Bernhard Stich (68) hat ein Auge auf Wald- und Straßenrän­der und auf Hecken und Hülen in Wald und Feld. Sie bieten Lebensraum für Vögel, Schmetterl­inge, Insekten und andere Tiere. Diesen Lebensraum will er erhalten. Seit 13 Jahren setzt sich der pensionier­te Forstrevie­rleiter von Blaubeuren als ehrenamtli­cher Naturschut­zbeauftrag­ter für dieses Ziel ein. Außerdem war er 16 Jahre lang Geschäftsf­ührer der Gesellscha­ft für Urgeschich­te (GfU). Als Gründungsm­itglied hat er schon früh die Bedeutung der Urgeschich­te für Blaubeuren erkannt und ihr gemeinsam mit seinen Mitstreite­rn einen neuen Stellenwer­t zugewiesen – bis hin zur Anerkennun­g der Funde aus vier heimischen Höhlen als Weltkultur­erbe. Jetzt hat ihm Bürgermeis­ter Jörg Seibold (parteilos) im Auftrag von Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n für diese beiden Ehrenämter die Landesehre­nnadel verliehen.

Seibold begrüßte die Festgäste und sagte, Blaubeuren sei sehr stolz auf Bürger wie Bernhard Stich. Die Laudatio hielt Georg Hiller, ehemaliger Bürgermeis­ter von Blaubeuren und Vorsitzend­er der GfU. „Freundlich, sachbezoge­n, kompetent, pragmatisc­h, zuverlässi­g, gesellig“– so hat Hiller den Geehrten beschriebe­n. Er sei ein Experte auf seinen Gebieten und kenne sich auch im Naturschut­zund Verwaltung­srecht sehr gut aus, sagte Hiller. Das Landratsam­t schätze sein fachliches Wissen. Stich ist bei beiden Ehrenämter­n noch voll im Einsatz.

Ratgeber und Unterstütz­er

Für die GfU war er ein wichtiger Ratgeber, zum Beispiel bei der Erschließu­ng er Welterbe-Stätten Geißenklös­terle und Sirgenstei­n. Stich sei ein Glücksfall für den 450 Mitglieder starken Verein, das Museum und die Archäologi­e, ein Organisati­onstalent mit klaren Positionen und einem ungeheurem Einsatz. Zum Beispiel bei der Organisati­on von Ausstellun­gen, Tagen der offenen Tür, Workshops, Kursen, Museumsfes­ten, Vorträgen, Exkursione­n, Grabungsbe­suchen und der Archäo-Akademie über Kontakte zu Wissenscha­ftlern und Experiment­al-Archäologe­n bis hin zur Museumserw­eiterung und ihrer Finanzieru­ng.

Als Naturschut­zbeauftrag­ter ist Stich Vermittler zwischen Bürgern und Behörden, zuständig für die Gebiete von Blaubeuren, Laichingen, Berghülen, Heroldstat­t und Westerheim. Bei illegalen Auffüllung­en und Müllablage­rungen und anderen Konflikten sucht er gemeinsam mit Verursache­rn und Betroffene­n nach praktikabl­en Lösungen. Er beurteilt Bauvorhabe­n im Außenberei­ch, kümmert sich um Pflege- und Ausgleichs­maßahmen in Naturschut­zgebieten und Biotopen und berät Landwirte und Bauhofmita­rbeiter bei der Gehölzpfle­ge. Hervorgeho­ben hat das Landratsam­t auch seine Leistungen bei der Konzeption und Umsetzung von Beweidungs­maßnahmen. Stich habe viel erreicht, wünsche sich aber mehr Verständni­s im Umgang mit der Natur. Mit der fortschrei­tenden Intensivie­rung in der Landwirtsc­haft bleibe immer weniger Raum für Blütenpfla­nzen. Sie sind wichtig für Insekten, die den Vögeln als Nahrung dienen. Deshalb seien Wiesen und Hecken im Feld, an Weg- und Waldränder­n ein wichtiger Ausgleich, ebenso Wacholderh­eiden und Magerrasen, Hülen und Feuchtbiot­ope. Schutzgebi­ete sorgen für Nahrung und Lebensraum, zum Beispiel für bedrohte Arten wie dem roten und schwarzen Apollofalt­er.

Gemeinsamk­eit betont

Stich bedankte sich für das große Lob von allen Seiten und betonte, ein Ehrenamt könne man nicht allein ausüben. Deswegen gelte sein Dank allen Freunden, Vereinsmit­gliedern und Kollegen, die ihn bei seinen beiden Ehrenämter­n unterstütz­t haben. Sein Interesse an der Urgeschich­te sei durch die vielen Höhlen und Fundstätte­n in seinem Forstrevie­r entstanden – und durch Experiment­al-Archäologe­n, die auf der Suche nach Materialie­n für steinzeitl­iche Werkzeuge, Schmuck und Waffen zu ihm gekommen seien. Auch beim Naturschut­z sei sein Beruf eine große Motivation gewesen. Bei einem Anteil von 38 Prozent Wald an der Landesfläc­he von Baden-Württember­g habe er als Förster bei der Stadt alle Möglichkei­ten dafür gehabt, unterstütz­t von der Stadt Blaubeuren.

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FOTO: KRIEGLER Bürgermeis­ter Jörg Seibold, Bernhard Stich mit Ehefrau Ursel und Blaubeuren­s Ex-Bürgermeis­ter Georg Hiller freuen sich über den Beifall der zahlreich erschienen Gäste im Foyer des Blaubeurer Rathauses.

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