Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Markt statt Gebet
Wo früher die Zeugen Jehovas feierten, sollen bald Spezialitäten locken
ULM (heo) - Seit zwei Jahren ist er verwaist: Der ehemalige Königreichsaal der Glaubensgemeinschaft der Zeugen Jehovas am Heigeleshof direkt hinter der riesigen Baugrube des geplanten Einkaufsquartiers Sedelhöfe. Nun will eine Gemeinschaft innovativer Ulmer Gastronomen dort vorübergehend eine Art Markthalle eröffnen. Als „Pop-up-Projekt“für zwei bis zweieinhalb Jahre, wie im anglizistisch geprägtem Neudeutsch Zwischennutzungen in leer stehenden Räumen genannt werden.
„Der Mietvertrag ist unterzeichnet“, sagt ein Sprecher der Initiatoren unserer Zeitung. Zurück lägen lange Verhandlungen mit der Ulmer Stadtverwaltung, die nun erfolgreich hätten abgeschlossen werden können. Neben Fragen des Brandschutzes sei es auch um Themen wie Parkplätze gegangen.
Maximal zweieinhalb Jahre will die engagierte Gemeinschaft regionaler Gastronomen den ehemaligen Königreichsaal nutzen. Sämtliche kirchliche Symbolik sei längst entfernt worden. Und auch der alte Teppich sei raus. Nun strahlt der nach wie vor holzvertäfelte Saal mit seinen acht Meter hohen Decken einen eher rauen, industriellen Charme aus. Auf teure Sanierungsarbeiten werde bewusst verzichtet. Es gehe darum, regionalen Anbietern, die möglicherweise auch erste Gehversuche in der Gastro-Branche starten wollen, kostengünstig eine attraktive Verkaufsmöglichkeit anzubieten.
So um die 14 oder 15 Stände – je nach Größe – hätten Platz im alten Königreichsaal. Die Initiatoren, die ihre Namen noch nicht in der Zeitung lesen wollen, legen Wert auf Produkte aus regionaler Herkunft. „Bio Streetfood vom Feinsten“, sagt einer der kommenden Köche. Die Eröffnung ist für Mitte Mai geplant. Einige wenige Stände seien noch verfügbar. Für Interessenten haben die Initiatoren eine Emailadresse vorbereitet: markthalleulm@gmx.de. Nach Informationen der Markthallen-Initiatoren soll der Ex-Bau der Zeugen Jehovas, der sich in Privatbesitz befindet, nach der Zwischennutzung abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden.
Mit der geplanten Eröffnung der Sedelhöfe im kommenden Jahr könnte aus der Ulmer Hinterhoflage der Örtlichkeit eine begehrte Adresse werden.