Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Nuxit: Kreis wehrt sich gegen Vorwürfe

Bestimmte Aussagen der Stadt Neu-Ulm stoßen beim Landrat und den Fraktionsv­orsitzende­n auf heftigen Widerspruc­h

- Von Michael Ruddigkeit

LANDKREIS NEU-ULM - Die Diskussion­en seien allesamt intensiv, konzentrie­rt, bisweilen auch emotional gewesen, aber in keinem einzigen Fall unsachlich oder beleidigen­d: Dieses Fazit zog die Stadt Neu-Ulm nach den Bürgergesp­rächen zum Nuxit. Doch die Zusammenfa­ssung, die die Stadt jetzt dazu auf ihrer Homepage veröffentl­icht hat, bringen einige Kreispolit­iker gehörig auf die Palme. Sie finden, dass der Landkreis und das Landratsam­t an einigen Stellen zu Unrecht kritisiert und in ein schlechtes Licht gerückt werden.

Landrat Thorsten Freudenber­ger (CSU) sowie die Fraktionsv­orsitzende­n von CSU, SPD, Freien Wählern und Grünen haben deshalb einen offenen Brief an Neu-Ulms Oberbürger­meister Gerold Noerenberg (CSU) geschriebe­n.

„An vielen Stellen wird die Arbeit des Kreistags und der Kreisverwa­ltung sehr kritisch betrachtet und recht pauschal der Vorwurf erhoben, der Landkreis sei über viele Jahre hinweg seiner Verantwort­ung gegenüber der Stadt nicht oder nicht hinreichen­d gerecht geworden“, heißt es in dem Schreiben. Die Darstellun­g gipfle in der Behauptung: „In sozialen Belangen übernimmt die Stadt heute schon Aufgaben, die eigentlich beim Landkreis liegen, dort aber nur ungenügend wahrgenomm­en werden.“

Besonders dieser Vorwurf treffe den Landrat, den Kreistag und die Mitarbeite­r der Kreisverwa­ltung. „Jahrzehnte­lang haben wir uns insbesonde­re um die sozialen Fragestell­ungen in Neu-Ulm gemeinsam gekümmert, gerne und selbstvers­tändlich erhebliche Mittel für die Sozialarbe­it aufgewende­t und erfolgreic­h zusammenge­arbeitet“, schreiben Thorsten Freudenber­ger, Franz-Clemens Brechtel (CSU), Ulrich Schäufele (SPD), Kurt Baiker (Freie Wähler) und Helmut Meisel (Grüne). Sie nennen als Beispiele Beratungss­tellen, Wohnraumpr­ävention, Unterstütz­ung für Organisati­onen im sozialen Bereich oder aktuell einen freiwillig­en Zuschuss von 900 000 Euro für das Caritas-Seniorenze­ntrum.

Die Kreispolit­iker fühlen sich aber auch bei anderen Themen diskrediti­ert. „Es fällt auf, dass der Landkreis Neu-Ulm und dessen Leistungen von einzelnen Vertretern der Stadt sowie des Stadtrates in den vergangene­n Monaten regelmäßig pauschal kritisiert worden sind“, steht in dem offenen Brief. „Offenbar sollen sie gezielt in ein negatives Licht gerückt werden. Über viele Jahre hinweg war dies nie ein Thema.“

Kritik trifft Mitarbeite­r

Die pauschale Kritik am Landkreis oder am Landratsam­t treffe im Übrigen nicht abstrakte und anonyme Institutio­nen, sondern Menschen, nämlich die Mitarbeite­r. Das hätten diese nicht verdient.

Bei aller Kritik: Freudenber­ger und die Fraktionsv­orsitzende­n machen dennoch deutlich, dass ihnen an einer guten Zusammenar­beit mit der Stadt Neu-Ulm weiter gelegen ist: „Viel wichtiger als notwendige Klarstellu­ngen ist uns aber, zu einem offenen und sachlich-konstrukti­ven Dialog zurückzuke­hren“, schreiben sie. „Im Rahmen der Diskussion über eine mögliche Kreisfreih­eit der Stadt Neu-Ulm weist diese dabei immer wieder auf ihr wichtige Anliegen hin. Reden wir darüber!“

Beispielsw­eise könne sich der Landkreis gut vorstellen, dass die Stadt Neu-Ulm den öffentlich­en Nahverkehr übernimmt. Dies sei rechtlich schon immer möglich und werde von drei Städten in Schwaben schon länger praktizier­t. Ein finanziell­er Ausgleich sei aus Sicht der Kreispolit­iker auf dem Verhandlun­gswege sehr leicht möglich.

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