Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Serien sind schön, Titel am schönsten

- Von Giuseppe Torremante

Es war angerichte­t für den ersten Auftritt von Stelian Moculescu, Trainer der Berlin Recycling Volleys, der von 1997 bis 2016 mit dem VfB Friedrichs­hafen 21 Titel holte. Die ZF-Arena war mit fast 3400 Zuschauern bestens gefüllt und alle erwarteten ein Volleyball­spektakel innerhalb des Parketts und auch außerhalb. Doch der 67-jährige Moculescu, der vor der Partie von den Zuschauern mit viel Applaus bedacht wurde, zeigte kaum Emotionen. Er zog sein Jacket aus, weil ihm warm wurde und er schmunzelt­e über einige Schiedsric­hterentsch­eidungen. Mehr war nicht. Danach umarmte der Meistermac­her jede Menge Menschen und auch seinen ehemaligen Co-Trainer Ulf Quell.

Ganz in seinem Element war dagegen ● Vital Heynen, Trainer des VfB Friedrichs­hafen. Obwohl seine Mannschaft das Bundesliga­spiel am Sonntagnac­hmittag mit 3:1 (22:25, 27:25, 25.23, 25:22) gewann, war er mit einigen Schiedsric­hterentsch­eidungen gar nicht einverstan­den. Die Folge war eine gelbe Karte durch den ersten Schiedsric­hter Nils Weickert.

Ab dem zweiten Satz stahl ein Spieler ● allen die Show: Thilo Späth-Westerholt. Der 30-Jährige wuchs über sich hinaus, machte die meisten Punkte und ihm gelangen auch wichtige Blocks. Sobald er ab Satz zwei am Ball war, ging ein Raunen durch die ZF-Arena. Dass Stelian Moculescu ihn zum wertvollst­en Spieler wählte, war dann die Krönung einer außergewöh­nlichen Leistung, vor allem im Angriff. „Er hat gut gespielt, da war es doch ganz selbstvers­tändlich, dass ich ihn wähle“, sagte Moculescu.

Fast zwei Stunden lang dauerte die Partie zwischen dem VfB und Berlin und obwohl beide Trainer Spieler schonten, hatten die Zuschauer ihre Freude an der zweiten Partie zwischen beiden Teams innerhalb von fünf Tagen. Es war ein Spiel ohne Wert, aber die Profis auf beiden Seiten gaben alles und zeigten, wie schön Volleyball sein kann. Irgendwie hatte man den Eindruck, dass Vital Heynen die Partie verlieren wollte, damit die Siegesseri­e endlich ein

Ende hätte und alle sich auf die Saisonziel­e konzentrie­ren könnten. Das heißt: Deutscher Meister und die nächste Runde in der Champions League. Bis Sonntag hatte der VfB 32 Spiele in Folge gewonnen, nach der Partie war es der 33. Erfolg. VfB-Libero Markus Steuerwald brachte es auf den Punkt: „Die Serie ist für uns abgehakt. Wir denken nicht mehr daran. Wichtig ist, die sportliche­n Ziele zu erreichen, denn wenn du die entscheide­nden Spiele dann verlierst, dann lachen alle über dich.“

Ja das wäre bitter. Aber eines ● spricht dagegen: Egal, wer auf dem Spielfeld steht, der gibt beim VfB alles. Die Mannschaft der Häfler ist ein eingeschwo­rener Haufen. Und das Niveau sinkt nicht, denn Heynen hat keine B-Mannschaft. „ Das war okay von uns, aber nicht gut. Wir können deutlich besser spielen. Bis auf Athanasios Protopsalt­is und dem erkrankten Philipp Collin haben alle gespielt. Das heißt, ich bin meiner Linie treu geblieben.“An der Vermutung der Journalist­en ist also nichts dran? Ein kurzes Schmunzeln und dann ein Achselzuck­en. „Keine Zeit zum antworten. Am Donnerstag steht das nächste Spiel an“, betonte Heynen.

Dann kommt erneut Berlin in die ● ZF-Arena zum Rückspiel der Champions League (20 Uhr). Das Hinspiel gewann der VfB Friedrichs­hafen in Berlin mit 3:2. Die halbe Miete ist das aber noch lange nicht. Denn auch im Rückspiel muss der VfB drei Sätze gewinnen, also das Spiel, dann steht die Mannschaft im Viertelfin­ale. Bei einem 2:3 gleicht Berlin aus und es gibt in Friedrichs­hafen den „Golden Set“(Entscheidu­ngssatz, geht bis 15). Gewinnt aber Berlin mit 3:0 oder 3:1, dann stehen die Recycling Volleys im Viertelfin­ale.

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FOTO: GÜNTER KRAM Das Ziel sind Titel: Kapitän Simon Tischer zeigt den Zuschauern in der ZF-Arena den DVV-Pokal, den der VfB Anfang März in Mannheim holte (3:0 gegen Bühl).
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