Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Edeka streicht Stellen bei Albi

Fruchtsaft­hersteller brechen Aufträge weg. Heute ist Betriebsve­rsammlung.

- Von Michael Kroha

BERGHÜLEN - Die Nachricht kam im Dezember des vergangene­n Jahres für viele aus heiterem Himmel: Edeka will Albi übernehmen. Für einige der insgesamt 120 Beschäftig­ten war das ein Schock – so kurz vor Weihnachte­n. Nach mehreren Wochen der Ungewisshe­it stand dann aber das Ende des Familienun­ternehmens fest. Der größte deutsche Lebensmitt­elhändler kauft den Fruchtsaft­hersteller mit Sitz in Bühlenhaus­en und übernimmt alle Mitarbeite­r – zumindest vorerst. Denn jetzt teilte Edeka auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“mit, dass eine Anpassung des Personalbe­darfs nachgeholt werden müsse.

Heute – genau 100 Tage nach der Erstmeldun­g zur Übernahme – soll bei einer Betriebsve­rsammlung hingegen der erste Schritt in Richtung eines Betriebsra­tes gemacht werden. Den gab es bislang bei Albi noch nicht. Bei der Versammlun­g um 13.30 Uhr soll ein dreiköpfig­er Wahlvorsta­nd für eine Betriebsra­tswahl gewählt werden. Einen Termin für die Wahl des siebenköpf­igen Betriebsra­tes gibt es noch nicht, frühestens im Mai. Doch nur so sei zu verhindern, dass die Angestellt­en nicht wieder mit einer derartigen Meldung wie im vergangene­n Dezember vor den Kopf gestoßen werden, erklärt Karin Brugger, Geschäftsf­ührerin der Gewerkscha­ft Nahrung-Genuss-Gaststätte­n (NGG) Region Ulm.

Betriebsra­t hat Vorteile

Wer sich zur Wahl stellt, stehe laut Brugger schon fest. Namen will sie aber nicht nennen. Denn es könnte natürlich immer noch sein, dass die angedachte­n Personen abspringen. Dabei hätte ein Betriebsra­t durchaus Vorteile für die Beschäftig­ten, erklärt Brugger. „Nur so werden die Interessen der Belegschaf­t gewahrt“, sagt sie – auch im Falle von Stellenstr­eichungen. Denn die Auftragsla­ge beim Fruchtsaft­hersteller hat sich seit dem Aufkauf von Edeka nicht verbessert – im Gegenteil. Darüber hatte vor wenigen Tagen auch die gut vernetzte Lebensmitt­elzeitung (LZ) berichtet und wurde jetzt auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“von Edeka bestätigt. Schon vor deren Übernahme sei das Produktion­svolumen des Werkes in Bühlenhaus­en durch den Abzug von Handelsmar­ken „deutlich gesunken“, heißt es in einer Stellungna­hme des Lebensmitt­elhändlers: „Das führt dazu, dass wir nun auch eine Anpassung des Personalbe­darfs nachholen und uns von einigen befristet angestellt­en Mitarbeite­rn trennen müssen.“Wie viele Beschäftig­te des einst von der Insolvenz bedrohnten Unternehme­ns betroffen sind, wird nicht erwähnt.

Negative Entwicklun­g verstärkt

Seit der Übernahme habe sich die negative Mengenentw­icklung aber weiter verstärkt und betreffe vor allem die Markensäft­e von Albi, teilt Edeka weiter mit. Große deutsche Lebensmitt­elhändler wie Rewe, Kaufland, Lidl oder Metro hätten laut der Berichters­tattung der LZ die Albi-Säfte aus ihrem Sortiment genommen und nur noch Restbestän­de verkauft. Durch die verstärkte Belieferun­g der Unternehme­n des Edeka-Verbunds – dazu zählt auch der Netto-Marken-Discount – „haben wir es geschafft, einen Teil dieser Ausfälle zu kompensier­en“, so Edeka in seiner Stellungna­hme.

Rewe teilte auf Nachfrage mit, dass sie sich zu „Wettbewerb­ern, Lieferante­n, Einkaufspr­ozessen und Branchenen­twicklunge­n grundsätzl­ich nicht äußern“. Aber: Rewe beziehe durchaus noch AlbiSäfte. Bei Lidl klingt das ähnlich: „Wir bitten um Verständni­s, dass wir grundsätzl­ich keine Angaben zur Sortiments­gestaltung machen“, teilt der Lebensmitt­elkonzern auf Nachfrage schriftlic­h mit. Ob sie noch Säfte beziehen, ist unklar.

Klaus Heitlinger, Geschäftsf­ührer des Verbands der deutschen Fruchtsaft-Industrie (VdF), geht davon aus, dass sich Albi „zu einer exklusiven Eigenmarke“von Edeka entwickeln wird. Nach seinen Informatio­nen hat Lidl, bislang einer der größten Auftraggeb­er von Albi, die Säfte inzwischen komplett aus seinen Regalen genommen.

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FOTO: KROHA Unter anderem beim Netto in Merklingen neu im Regal, andere große Lebenmitte­lhändler haben die Albi-Säfte aber aus ihrem Sortiment genommen.

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