Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Edeka streicht Stellen bei Albi
Fruchtsafthersteller brechen Aufträge weg. Heute ist Betriebsversammlung.
BERGHÜLEN - Die Nachricht kam im Dezember des vergangenen Jahres für viele aus heiterem Himmel: Edeka will Albi übernehmen. Für einige der insgesamt 120 Beschäftigten war das ein Schock – so kurz vor Weihnachten. Nach mehreren Wochen der Ungewissheit stand dann aber das Ende des Familienunternehmens fest. Der größte deutsche Lebensmittelhändler kauft den Fruchtsafthersteller mit Sitz in Bühlenhausen und übernimmt alle Mitarbeiter – zumindest vorerst. Denn jetzt teilte Edeka auf Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“mit, dass eine Anpassung des Personalbedarfs nachgeholt werden müsse.
Heute – genau 100 Tage nach der Erstmeldung zur Übernahme – soll bei einer Betriebsversammlung hingegen der erste Schritt in Richtung eines Betriebsrates gemacht werden. Den gab es bislang bei Albi noch nicht. Bei der Versammlung um 13.30 Uhr soll ein dreiköpfiger Wahlvorstand für eine Betriebsratswahl gewählt werden. Einen Termin für die Wahl des siebenköpfigen Betriebsrates gibt es noch nicht, frühestens im Mai. Doch nur so sei zu verhindern, dass die Angestellten nicht wieder mit einer derartigen Meldung wie im vergangenen Dezember vor den Kopf gestoßen werden, erklärt Karin Brugger, Geschäftsführerin der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) Region Ulm.
Betriebsrat hat Vorteile
Wer sich zur Wahl stellt, stehe laut Brugger schon fest. Namen will sie aber nicht nennen. Denn es könnte natürlich immer noch sein, dass die angedachten Personen abspringen. Dabei hätte ein Betriebsrat durchaus Vorteile für die Beschäftigten, erklärt Brugger. „Nur so werden die Interessen der Belegschaft gewahrt“, sagt sie – auch im Falle von Stellenstreichungen. Denn die Auftragslage beim Fruchtsafthersteller hat sich seit dem Aufkauf von Edeka nicht verbessert – im Gegenteil. Darüber hatte vor wenigen Tagen auch die gut vernetzte Lebensmittelzeitung (LZ) berichtet und wurde jetzt auf Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“von Edeka bestätigt. Schon vor deren Übernahme sei das Produktionsvolumen des Werkes in Bühlenhausen durch den Abzug von Handelsmarken „deutlich gesunken“, heißt es in einer Stellungnahme des Lebensmittelhändlers: „Das führt dazu, dass wir nun auch eine Anpassung des Personalbedarfs nachholen und uns von einigen befristet angestellten Mitarbeitern trennen müssen.“Wie viele Beschäftigte des einst von der Insolvenz bedrohnten Unternehmens betroffen sind, wird nicht erwähnt.
Negative Entwicklung verstärkt
Seit der Übernahme habe sich die negative Mengenentwicklung aber weiter verstärkt und betreffe vor allem die Markensäfte von Albi, teilt Edeka weiter mit. Große deutsche Lebensmittelhändler wie Rewe, Kaufland, Lidl oder Metro hätten laut der Berichterstattung der LZ die Albi-Säfte aus ihrem Sortiment genommen und nur noch Restbestände verkauft. Durch die verstärkte Belieferung der Unternehmen des Edeka-Verbunds – dazu zählt auch der Netto-Marken-Discount – „haben wir es geschafft, einen Teil dieser Ausfälle zu kompensieren“, so Edeka in seiner Stellungnahme.
Rewe teilte auf Nachfrage mit, dass sie sich zu „Wettbewerbern, Lieferanten, Einkaufsprozessen und Branchenentwicklungen grundsätzlich nicht äußern“. Aber: Rewe beziehe durchaus noch AlbiSäfte. Bei Lidl klingt das ähnlich: „Wir bitten um Verständnis, dass wir grundsätzlich keine Angaben zur Sortimentsgestaltung machen“, teilt der Lebensmittelkonzern auf Nachfrage schriftlich mit. Ob sie noch Säfte beziehen, ist unklar.
Klaus Heitlinger, Geschäftsführer des Verbands der deutschen Fruchtsaft-Industrie (VdF), geht davon aus, dass sich Albi „zu einer exklusiven Eigenmarke“von Edeka entwickeln wird. Nach seinen Informationen hat Lidl, bislang einer der größten Auftraggeber von Albi, die Säfte inzwischen komplett aus seinen Regalen genommen.