Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Streit um Höhe der Häuser
Die Gebäude im neuen Quartier am Weinberg bekommen deutlich mehr Etagen als zunächst geplant
ULM (mase) - Vier Stockwerke und eventuell ein Staffelgeschoss hatte der ursprüngliche Entwurf für das neue Quartier am Weinberg vorgesehen. Jetzt hat sich der Ulmer Bauausschuss anders entschieden. Das höchste Gebäude auf dem früheren BundeswehrAreal wird acht Etagen hoch, andere Häuser bekommen zwischen fünf und sechs Stockwerke.
Es ist eine Entscheidung, mit der nicht alle einverstanden waren. Seit Sommer hat CDU-Stadtrat Bertram Holz immer wieder gegen die neue Planung angeredet und schließlich beantragt, die Höhen beim ursprünglichen Entwurf zu belassen. Das führt zu einer Grundsatzdebatte: Wie hoch ist zu hoch? Was verträgt Ulm? Steigen die Probleme in einem Viertel mit der Zahl der Etagen? Und will überhaupt jemand in einem Viertel mit solchen Häuserschluchten wohnen?
Ja, sagte die Mehrheit der Räte im Ausschuss. Unbegrenzt in die Höhe gebaut werden soll in Ulm jedoch nicht. „Wir Freien Wähler haben mit dieser Zustimmung die Grenze dessen erreicht, was wir mitmachen“, sagte deren Fraktionsvorsitzender Gerhard Bühler in der jüngsten Sitzung. Andere Stadträte stellten die Vorzüge des achtstöckigen Eckhauses auf dem Weinberg heraus. GrünenStadträtin Birgit Schäfer-Oelmayer brachte eine öffentliche Dachterrasse ins Gespräch: „Das könnte auch ein Anziehungspunkt sein.“Brigitte Dahlbender (SPD) sprach sogar von einer „vorsichtigen Annäherung an die Baukultur des 21. Jahrhunderts“.
Stadtplaner Volker Jescheck hält die Aufstockung der Häuser für notwendig. Die Verwaltung rechnet damit, dass jedes Jahr 1500 Menschen nach Ulm ziehen. Am Ziel der Stadt, jährlich 700 neue Wohnungen zu bauen, führe kein Weg vorbei. Doch kommt es da auf die 90 Wohnungen an, die durch die zusätzlichen Stockwerke am Weinberg mehr entstehen? Bertram Holz und die CDU-Fraktion bezweifeln das. Schließlich gebe es weitere Baugebiete und die Wohnungen würden schattiger und anonymer.
Soziale Probleme gebe es nicht wegen zusätzlicher Etagen, sondern wegen der Belegung von Wohnungen, sagte Volker Jescheck in der Ausschusssitzung. Und er widersprach Holz: „Die Menschen mögen Dichte, sie mögen nur eine entsprechende Qualität dazu.“Die sieht der Stadtplaner am Weinberg gegeben. Denn dort sind auch ein weitläufiger Platz und ein von Bäumen gesäumter Boulevard geplant. Zudem liegt das Viertel am Stadtrand und damit im Grünen. Die Dichte sei im Übrigen in anderen Vierteln noch höher. Und Jescheck führte ein weiteres Argument an: Die Häuser sollen energieeffizient gebaut und mit Fernwärme versorgt werden. Doch das lohne sich erst ab einer gewissen Zahl von Haushalten.
Das neue Baugebiet Kohlplatte, über das die Stadtpolitiker im Herbst debattieren wollen, soll fünf Mal so groß werden wie das Quartier am Weinberg. Der Streit über die Höhe könnte dann aufs Neue entfacht werden. Denn die Stadträte sind sich noch nicht einmal einig, ob sich die Frage über die Stockwerke für eine Grundsatzdebatte eignet – oder ob für jedes Stadtgebiet andere Maßstäbe gelten.