Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Reigen der Hochbegabten
Vier Geigerinnen und ein Geiger musizieren zu Ostern an vier Orten
RAVENSBURG - Das Violinfestival des Internationalen Konzertvereins Bodensee, der heuer wieder Krzysztof Wegrzyn zum Meisterkurs mit 25 Teilnehmern nach Lindau eingeladen hat, breitet sich noch mehr aus: Nach Konzerten am Ostersonntag in Ravensburg, am Ostermontag in Lindau und Memmingen sind die elf bis 25 Jahre jungen Künstler am heutigen Dienstag (19.30 Uhr) noch im Kleinen Goldenen Saal in Augsburg zu hören. Ein dichtes Programm für die Solisten, noch viel mehr aber für das Südwestdeutsche Kammerorchester Pforzheim, das sich unter der einfühlsamen Leitung seines Dirigenten Timo Handschuh auf verschiedenste Solisten und Räume einstellt.
Im Auftritt wirkt Maya Wichert, die jüngste Teilnehmerin des Festivals, zart und schüchtern, sobald sie aber für Saint-Saens’ „Introduction et Rondo capriccioso“die Geige ansetzt, bezaubert die elfjährige Deutsch-Japanerin mit ihrem schönen, warmen Ton. Geschmackvoll lässt sie die lyrische Melodie aufblühen, um dann keck mit Springbogen und feingestochenen Passagen zu glänzen – vielleicht die berührendste Interpretation in diesem Reigen der Hochbegabten.
Die Österreicherin Martina Miedl versenkt sich ebenfalls mit zarter Empfindung in die „Meditation“von Tschaikowsky, die ausdrucksvoll in tiefer Lage ansetzt und sich über dem Orchester schwebend mit Trillern hochschraubt. Melancholie und Emotionen sind in ihrem Spiel fein verbunden. Als einziger junger Mann hat sich der 16-jährige Chinese Qingzhu Weng das charmant schwingende „Valse-Scherzo“von Tschaikowsky ausgesucht, mit dem man ihn in Lindau auch im Meisterkurs seines Lehrers Krzysztof Wegrzyn erleben konnte. Die Konzertsituation ist für ihn wieder eine andere, er wirkt konzentriert, kommuniziert wenig mit dem Dirigenten, dadurch wirkt sein technisch reifes Spiel etwas steif.
Nach der Pause ein Klassiker
Dagegen wartet die mit 25 Jahren „älteste“Geigerin, Südkoreanerin Ji Won Song, die vor zwei Jahren in Augsburg den Leopold-MozartWettbewerb gewonnen hat und in Amerika an der Juillard School studiert, mit Selbstbewusstsein und strahlendem Klang auf. Sie gibt den Themen von Mozarts A-Dur-Konzert KV 219 Raum, lässt den langsamen Satz strömen, genießt das Zusammenspiel mit Orchester und Dirigent und überzeugt mit schönen Tempi.
Nach der Pause steht mit Beethovens Violinkonzert ein Klassiker auch dieses Festivals auf dem Programm, die feingliedrige Französin Cosima Soulez Larivière gestaltet es zunächst etwas zurückhaltend, wird aber mit dem schwebenden langsamen Satz und dem Überschwang des Finales zunehmend freier und kraftvoll leuchtend im Ton. Großer Jubel herrschte im Konzerthaus, Solisten, Dirigent und Konzertmeister freuten sich über die passende Nervennahrung zum Osterfest.