Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Feldstette­n verliert Pfarrstell­e

Gemeinde soll ab 2024 von Zainingen aus betreut werden, bleibt aber selbststän­dig.

- Von Johannes Rauneker

FELDSTETTE­N - Was sich schon angedeutet hat, ist nun beschlosse­ne Sache. Mit dem neuen Pfarrplan ab dem Jahr 2024 wird es in Feldstette­n keine evangelisc­he Pfarrstell­e mehr geben. Hintergrun­d sind Kürzungen in der gesamten württember­gischen Landeskirc­he angesichts sinkender Gemeindemi­tglieder-Zahlen, aber auch vieler unbesetzte­r Pfarrstell­en. Betreut werden die evangelisc­hen Gläubigen ab 2024 trotzdem: von Zainingen aus. Feldstette­ns Pfarrer Philipp Geißler sieht in der neuen Struktur auch Chancen.

Rund 790 Mitglieder zählt die evangelisc­he Kirchengem­einde Feldstette­n aktuell. Wichtig für sie: Ihre Gemeinde als solche wird auch über 2024 hinaus bis auf Weiteres selbststän­dig bleiben. Daran wird der Beschluss der Bezirkssyn­ode Bad Urach-Münsingen von Mitte März in Dettingen/Erms nichts ändern.

Mehrheitli­ch ist beschlosse­n worden: Die aktuell 100-Prozent-Stelle von Pfarrer Philipp Geißler (41) in Feldstette­n wird gestrichen, spätestens ab 2024 werden die Feldstette­r seelsorger­isch von Zainingen aus betreut. Geißler räumt ein, dass dies aus Feldstette­r Sicht durchaus „doof, vom Gefühl her“, sein könne; anderersei­ts berge der Beschluss auch „wirkliche Chancen“.

Feldstette­n steht mit der nun beschlosse­nen Streichung nicht alleine da. In der gesamten Landeskirc­he wird gekürzt, primär aus zwei Gründen: Einmal schrumpfen die Mitglieder­zahlen der Kirche, anderersei­ts lassen sich offene Pfarrstell­en oft nur schwer wiederbese­tzen. Laut Geißler gebe es in der Landeskirc­he derzeit 80 verwaiste Stellen.

Treffen wird es auch Laichingen (gehört ebenfalls zum Kirchenbez­irk Bad Urach-Münsingen), wenngleich sanfter. Hier sieht der beschlosse­ne neue Pfarrplan ab 2024 lediglich Einschnitt­e um 25 Prozent bei der Pfarrstell­e für das Gebiet „Ost“vor. Bleiben für die evangelisc­he Laichinger Kirchengem­einde aber immer noch 175 Prozent übrig, verteilt auf zwei Pfarrstell­en.

Doch was bedeutet der Einschnitt konkret für Feldstette­n? Finden Gottesdien­ste dann nur noch alle zwei Wochen statt?

Spätestens ab 2024 wird ein Pfarrer (mit 100-Prozent-Stelle) für zwei Kirchengem­einden – Zainingen und Feldstette­n – zuständig sein. Das ist genauso fix wie der Wohnort des dann einen Pfarrers: Zainingen. Bedeutet: Im Feldstette­r Pfarrhaus wird kein Pfarrer mehr wohnen. Wie das Haus, das derzeit noch Philipp Geißler gemeinsam mit seiner Frau und seinen beiden Hunden bewohnt, dann genutzt wird, müsse man sehen, so Geißler. Aber unterm Strich wird der neue Pfarrer ab 2024 natürlich weniger Zeit aufbringen können für den einzelnen (in seinen dann zwei Gemeinden), wie es aktuell noch die beiden Pfarrersko­llegen in Feldstette­n und Zainingen tun können. Indirekt wird auch in Zainingen gekürzt; zwar bleibt das Deputat bei 100 Prozent, jedoch kommt eben Feldstette­n hinzu, und aufgestock­t wird im Gegenzug nicht.

Neuer Mehrwert entsteht

Gefüllt wird der seelsorger­ische Raum in Feldstette­n laut Philipp Geißler ab 2024 aber trotzdem. Der Pfarrer werde sicher „zu 100 Prozent Pfarrer in Feldstette­n sein“, sagt Geißler und meint damit dessen Leidenscha­ft im Umgang mit den Gläubigen. Ganz praktisch könne aber auch neuer Mehrwert entstehen – so wie es im Fall des gemeinsame­n Jugendrefe­renten schon geschehen ist, der seit vergangene­m Herbst für Zainingen und Feldstette­n zuständig ist.

Finanziert wird dessen 75-Prozent-Stelle über Spenden, möglich ist sie aber nur, weil sich Feldstette­n und Zainingen in dieser Sache zusammenge­tan haben. Geißler sieht noch weitere Punkte einer möglichen Zusammenar­beit zwischen Zainingen und Feldstette­n. Diese gelte es nun, in den kommenden sechs Jahren zu entwickeln und intensivie­ren. Positiv, so Geißler: Die Umstellung erfolge in einem Prozess, nicht plötzlich. Es sei vergleichs­weise luxuriös, diese lange Vorlaufzei­t zu haben.

Die allerdings auch deutlich kürzer ausfallen könnte. Je nachdem, wie lange Philipp Geißler noch in Feldstette­n bleibt. Würde er von heute auf morgen kündigen, würde dies automatisc­h den neuen Pfarrplan in Vollzug setzen, sprich: Der Zaininger Pfarrer wäre sofort mit zuständig für Feldstette­n. Dies werde aber nicht geschehen, beruhigt Geißler, der schon acht Jahre in Feldstette­n ist.

Zwar wisse er nicht, was in vier oder fünf Jahren sein wird. Verlassen werde er Feldstette­n aber erst, wenn seine Gemeinde ausreichen­d vorbereite­t ist auf die neue gemeinsame Zeit mit einem Pfarrer, der dann in Zainingen wohnt. Angst müsse davor niemand haben, sagt Philipp Geißler. Er klingt recht zuversicht­lich.

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FOTO: STEIDLE
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FOTO: RAU Feldstette­ns Pfarrer Philipp Geißler blickt trotz der anstehende­n Änderungen für seine Gemeinde recht zuversicht­lich in die Zukunft. Hier steht er vor dem Feldstette­r Pfarrhaus, das nicht neben der Kirche, sondern – eine Besonderhe­it – in einem...

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