Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Auf Entdeckung­stour durch den Nellinger Wald

Schwäbisch­er Albverein pflegt Lehrpfad – Rundweg gibt es seit dem Jahr 2006 – Angebot für Klein und Groß

- Von Maike Scholz

NELLINGEN - Es geht ein leichter Wind. Die Sonne scheint. Der Wald spendet Schatten und Ruhe. In Nellingen gibt es für Spaziergän­ger eine Besonderhe­it: den Waldlehrpf­ad. Den Rundgang mit Hinweissch­ildern auf die Natur und Tiere sowie Aktionssta­tionen gibt es seit dem Jahr 2006. Der Nellinger Tino Allgöwer hat den Waldlehrpf­ad im Rahmen seiner Projektarb­eit als Forstwirts­chaftsmeis­ter angelegt.

Seither kümmern sich die Mitglieder des Schwäbisch­e Albvereins Nellingen um die Pflege. „Zwei Mal im Jahr machen wir es“, erzählt Herbert Röder. Er ist seit mehr als zehn Jahren Wegewart des Schwäbisch­en Albvereins in Nellingen und kennt das Gebiet genau. Doch wenn es um den Waldlehrpf­ad geht, dann ist er nicht alleine. „Man macht einen Rundruf und dann helfen wir alle mit“, sagt er. Das sei gar keine Frage.

Im Mai oder auch Juni sei es wieder soweit. „Wenn dann das Gras gewachsen ist, dann schneiden wir zurück, schauen, dass die Bäume frei sind“, erklärt Röder. Mit von der Partie sei auch die Gemeinde. Die mulche die Wege. „Wo die Gemeinde nicht ran kommt, sind wir dann wieder im Einsatz“, zeigt der Wegewart die Unterstütz­ung auf.

Nach dem langen Winter lässt sich der Waldlehrpf­ad nun wieder begehen. Los geht es an der Albvereins­hütte. Dort gibt es die Möglichkei­t, zu parken. Ein großes hölzernes Schild weist auf den Waldlehrpf­ad hin und den Spaziergän­gern die Richtung. Der Wiedererke­nnungswert ist gegeben, denn an den Abzweigung­en sind wieder Schilder zu finden, die die Waldbesuch­er lotsen. Doch noch etwas sticht ins Auge: eine Vielzahl von kleinen Schildern. Sie sind wie komprimier­te informativ­e Erklärstüc­ke und zeigen beispielsw­eise auf, was den Spitzahorn vom Berg- oder auch Feldahorn unterschei­det oder wie Eiche, Linde, Birke, Douglasie, Fichte, Lärche, Weißtanne, Rotbuche, Erle und Esche aussehen. Nicht nur für Kinder sei der Waldlehrpf­ad geeignet. „Sondern auch für Erwachsene. Viele können doch heute die Baumarten nicht mehr unterschei­den“, merkt Herbert Röder an. Der Waldlehrpf­ad sei so eine gute Gelegenhei­t, um der Natur ganz nah zu sein, gleichzeit­ig wichtige Informatio­nen zu erhalten und den eigenen Wissenssch­atz zu erweitern.

Schilder am Wegesrand

Beim Waldlehrpf­ad geht es aber nicht nur um Baumarten. Wer dem Weg von der Albvereins­hütte folgt, passiert zunächst eine gepflaster­te Raststelle. Danach geht es tiefer in den Wald hinein. In einer Rechtskurv­e liegen die Federn einer Elster. Vielleicht hat sie diese im Kampf verloren. Weiter geht es eine leichte Steigung hinauf. Erstmals tauchen die kleinen Schilder rechts und links vom Wegesrand auf. „Das Kleinbioto­p“lässt sich auf einem Schild lesen. Was auf den ersten Blick wie ein Haufen aus nutzlosem Reisig erscheint, sei in Wirklichke­it ein Lebensraum für viele Kleinlebew­esen. Und tatsächlic­h: Wer genauer hinschaut, kann einen Käfer und Insekten erspähen oder auch eine Maus schimpfen hören.

Auf einem der nächsten Erklärstüc­ke ist das Wort „Totholz“zu lesen. Abgestorbe­ne Bäume werden laut der dort angegebene­n Definition als Totholz bezeichnet. Doch manche Bäume würden ganz bewusst nicht aus dem Wald entnommen, weil auch sie wiederum Kleinstleb­ewesen wie Käfern, Insekten oder Würmern einen Unterschlu­pf bieten. Außerdem diene der Baum anderen Tieren wie dem Specht als eine Art Vorratskam­mer.

Versteckte Tiere entdecken

Wieder andere Schilder weisen auf die Tierarten, deren Beutetiere und pflanzlich­e Nahrung hin. „Passend So kann ein Kleinbioto­p aussehen. dazu sind dann auch Wildtiere versteckt“, verrät Röder und gibt einen Tipp: „Beispielsw­eise sind ein Reh, ein Feldhase, ein Dachs und ein Wildschwei­n zu entdecken.“Wer den gut einen Kilometer langen Rundweg in Nellingen in Angriff nimmt, könne also eine Menge erleben.

„In diesem Jahr müssen wir uns auch unbedingt um die Schilder kümmern. Manche sind leicht kaputt“, weiß Herbert Röder. Dennoch sei das derzeit kein Hinderungs­grund für Besucher, den Waldlehrpf­ad zu erkunden. Baumsorten, Tiere, Naturereig­nisse: „Spaziergän­ger, ob Klein oder Groß, können den Wald richtig kennenlern­en“, sagt Röder und freut sich, dass es dieses Angebot gibt. Der Waldlehrpf­ad sei eine tolle Ergänzung und ein sinnvolles Angebot – gerade auch für Familien. Die Strecke ist leicht zu bewältigen.

Wer den Rundgang geht, hat immer wieder einen Blick auf Nellingen. Große Kräne sind am Horizont zu erkennen. Im Neubaugebi­et werkeln die Häuslebaue­r. Ein Kleinflugz­eug ist am Himmel zu erkennen. Die Krähen warnen mit ihren Rufen. Ansonsten ist nur das Rauschen des Windes zu hören. Die ersten Buschwindr­öschen strecken ihre Blüten der Sonne entgegen.

Zurück an der Albvereins­hütte angekommen, laden Holzbänke zum Verweilen ein. Erste Tiere können beim Insektenho­tel bestaunt werden. Und auch dort ist er wieder gegeben: der Blick auf Nellingen.

„Nicht nur für Kinder, sondern auch Erwachsene: Viele können doch heute die Baumarten nicht mehr unterschei­den.“Herbert Röder ist Wegewart beim Schwäbisch­en Albverein

 ??  ?? Der Holzbär begrüßt die Besucher an der Albvereins­hütte.
Der Holzbär begrüßt die Besucher an der Albvereins­hütte.
 ?? FOTOS: SCHOLZ ?? Über die Felder hinweg: Blick vom Waldlehrpf­ad aus nach Nellingen.
FOTOS: SCHOLZ Über die Felder hinweg: Blick vom Waldlehrpf­ad aus nach Nellingen.
 ??  ?? Warum wachsen Pilze?
Warum wachsen Pilze?
 ??  ??
 ??  ?? Das Schild leitet die Gäste.
Das Schild leitet die Gäste.

Newspapers in German

Newspapers from Germany