Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Westerheim verkraftet zwei Kirchen
Größten Respekt verdient der Förderverein St. Stephanus von Westerheim, der 27 Jahre lang mit festem Nachdruck daran festgehalten hat, das Wahrzeichen der Gemeinde zu erhalten zu zu restaurieren. Der 150 Mitglieder zählende Verein hat seit seiner Gründung bei verschiedenen Aktionen etwa 700 000 Euro erwirtschaftet und gesammelt und geschätzte 10 500 Arbeitsstunden in den Erhalt der früheren Pfarrkirche gesteckt. Fast 2,4 Millionen Euro flossen in den vergangenen 27 Jahren in die Sanierung und Restaurierung der St. Stephanuskirche, wobei die Turmsanierung allein 700 000 Euro verschlang. Jetzt ist der emsige und unermüdliche Förderverein auf der Ziellinie angekommen und konnte gar mit der Restaurierung der historisch wertvollen Schäfer-Orgel ein fast schon abgehaktes Projekt anpacken.
Klar, dass jetzt – kurz vor der Ziellinie – die Vereinsmitglieder sich Gedanken machen, wie es mit ihrem Förderverein weitergehen und wie die herrlich renovierte St. Stephanuskirche sinnvoll und gut genutzt werden soll – über Konzerte und Vorträge hinweg. Selbstverständlich, dass sie sich auch die eine oder andere Messfeier in der Pfarrkirche wünschen und ein derartiges Anliegen vorbringen. Das war schon immer ein Wunschgedanke. Schwer enttäuscht waren nun die Vereinsmitglieder bei der Jahresversammlung, als sie aus dem Munde von Pfarrer Karl Enderle hören mussten, dass er St. Stephanus nicht als die Pfarrkirche sehe und folglich nicht gewillt sei, dorthin Gottesdienste zu verlegen. Denn sie sei nicht die Pfarrkirche im sakramentalen Sinn. Das war sicherlich eine harte Botschaft.
Angesichts der Leistungen und Verdienste des Fördervereins und der Liebe vieler Westerheim zu ihrer früheren Dorfkirche wäre es eine nette Geste und ein Zeichen der Wertschätzung, wenn wenigstens ab und zu eine Messe in dem früheren Gotteshaus gefeiert werden könnte. Unbestritten ist und bleibt, dass Christkönig die Hauptkirche der Gemeinde ist. Daran will auch der Förderverein nicht rütteln.
Pfarrer und Kirchengemeinderat sowie Förderverein sollten erneut aufeinander zu gehen, um eine sinnvolle – auch kirchliche – Nutzung zu finden. Das müsste im Interesse der gesamten Gemeinde sein. Westerheim hat zwei Kirchen und kann auch mit zwei Kirchen leben. Das hat sie bislang schon bewiesen. Besser zwei Kirchen als keine.