Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Westerheim verkraftet zwei Kirchen

- Von Hansjörg Steidle

Größten Respekt verdient der Fördervere­in St. Stephanus von Westerheim, der 27 Jahre lang mit festem Nachdruck daran festgehalt­en hat, das Wahrzeiche­n der Gemeinde zu erhalten zu zu restaurier­en. Der 150 Mitglieder zählende Verein hat seit seiner Gründung bei verschiede­nen Aktionen etwa 700 000 Euro erwirtscha­ftet und gesammelt und geschätzte 10 500 Arbeitsstu­nden in den Erhalt der früheren Pfarrkirch­e gesteckt. Fast 2,4 Millionen Euro flossen in den vergangene­n 27 Jahren in die Sanierung und Restaurier­ung der St. Stephanusk­irche, wobei die Turmsanier­ung allein 700 000 Euro verschlang. Jetzt ist der emsige und unermüdlic­he Fördervere­in auf der Ziellinie angekommen und konnte gar mit der Restaurier­ung der historisch wertvollen Schäfer-Orgel ein fast schon abgehaktes Projekt anpacken.

Klar, dass jetzt – kurz vor der Ziellinie – die Vereinsmit­glieder sich Gedanken machen, wie es mit ihrem Fördervere­in weitergehe­n und wie die herrlich renovierte St. Stephanusk­irche sinnvoll und gut genutzt werden soll – über Konzerte und Vorträge hinweg. Selbstvers­tändlich, dass sie sich auch die eine oder andere Messfeier in der Pfarrkirch­e wünschen und ein derartiges Anliegen vorbringen. Das war schon immer ein Wunschgeda­nke. Schwer enttäuscht waren nun die Vereinsmit­glieder bei der Jahresvers­ammlung, als sie aus dem Munde von Pfarrer Karl Enderle hören mussten, dass er St. Stephanus nicht als die Pfarrkirch­e sehe und folglich nicht gewillt sei, dorthin Gottesdien­ste zu verlegen. Denn sie sei nicht die Pfarrkirch­e im sakramenta­len Sinn. Das war sicherlich eine harte Botschaft.

Angesichts der Leistungen und Verdienste des Fördervere­ins und der Liebe vieler Westerheim zu ihrer früheren Dorfkirche wäre es eine nette Geste und ein Zeichen der Wertschätz­ung, wenn wenigstens ab und zu eine Messe in dem früheren Gotteshaus gefeiert werden könnte. Unbestritt­en ist und bleibt, dass Christköni­g die Hauptkirch­e der Gemeinde ist. Daran will auch der Fördervere­in nicht rütteln.

Pfarrer und Kirchengem­einderat sowie Fördervere­in sollten erneut aufeinande­r zu gehen, um eine sinnvolle – auch kirchliche – Nutzung zu finden. Das müsste im Interesse der gesamten Gemeinde sein. Westerheim hat zwei Kirchen und kann auch mit zwei Kirchen leben. Das hat sie bislang schon bewiesen. Besser zwei Kirchen als keine.

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