Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Sechs Spitzenmus­iker bieten orchestral­e Klangfülle

Viel Beifall am Sonntag in Laichingen für die „Kammersoli­sten Minsk“

- Von Jutta Kriegler

LAICHINGEN - Die Matinee im Alten Rathaus am Sonntagmor­gen war ein Fest der Musik: Mehr als 100 Minuten lang zeigten die „Kammersoli­sten Minsk“Spitzenlei­stungen. Mit einem Streichqua­rtett, einem Cembalo und einer Traversflö­te boten die sechs virtuosen Musiker eine orchestral­e Klangfülle. Stilecht zelebriert­en sie Werke aus dem Spätbarock bis hin zu einer mitreißend gespielten Sinfonie von Haydn. Danach gab es einen Sektempfan­g für die Musiker und die Mitglieder der West-Ost-Gesellscha­ft, die zahlreich zum Konzert erschienen waren.

Die Kammersoli­sten Minsk waren bereits vier Mal in Laichingen. Ihre Auftritte gehören für den Verein „Stunde der Kammermusi­k“immer zu den Höhepunkte­n des Jahres. Und wieder einmal begeistert­en sie mit ihrem außergewöh­nlichen Können. Ein weiteres Bindeglied nach Minsk ist die „West Ost-Gesellscha­ft“Laichinger Alb (WOG). Die Gruppe unterhält regen Austausch nach Neswish, das wie Minsk, die Hauptstadt, ebenfalls in Weißrussla­nd liegt. Zwischen Laichingen und Neswish besteht eine Städtefreu­ndschaft.

Die Musiker wurden in Laichingen nach dem Konzert zu Recht vom Publikum gefeiert. Jeder einzelne Instrument­alist verfügt über solistisch­e Qualitäten: Dmitiri Subow, Cembalist und Leiter des Ensembles, hat sich aus verschiede­nen Orchestern seiner Heimat die besten Leute

herausgesu­cht und zu einem einzigarti­gen Ensemble zusammenge­stellt.

Perfekte Einsätze und Pausen

Sie begeistern mit einem perfekten Zusammensp­iel und meistern scheinbar mühelos höchste Schwierigk­eitsgrade. Die Einsätze und Pausen stimmen auf die Zehntelsek­unde genau. Dadurch empfindet der Zuhörer das Klangerleb­nis trotz der Komplexitä­t der Kompositio­nen als Gesamtkuns­twerk

– zum Beispiel beim Konzert von Franz Xavier Richter (1709-1789) in E-Moll. Zwei Violinen, eine Viola und ein Violoncell­o verbreiten eine festliche Atmosphäre, passend zu einem edlen Barocksaal bei Kerzensche­in. Doch auch im stilecht renovierte­n Bürgersaal des Alten Laichinger Rathauses war das Konzert ein besonderes Erlebnis. Er war voll besetzt, doch bei dieser Größe sind die Zuhörer immer noch nah

dran an den Musikern – ein wichtiges Kennzeiche­n der „Kammermusi­k.“

Tragendes Element und Basis der barocken Kammermusi­k ist das Cembalo – ein Vorläufer des Klaviers, bei dem man deutlich heraushöre­n kann, dass es sich um ein Saiteninst­rument handelt, mit leisen feinen Klängen, von Subow meisterhaf­t gespielt. Eine wichtige Rolle spielt auch die Flöte, im Barock ein Solo-Star. Galina Matjukowa legte mit ihrer Traversflö­te virtuose Soli hin und wippte dabei mit ihren Füßen temperamen­tvoll auf und ab, unter anderem bei dem Quintett in GDur von Johann Christian Bach (17141788), jüngster Sohn des legendären Johann Sebastian Bach (1685-1750).

Wie ein heiteres Zwiegesprä­ch

Sein zweiter Sohn, Carl Philip Emanuel Bach (1414-1788), hat bei seiner Sonata zwei Violinen die Hauptrolle gegeben. Sie sollten, wie ein Zitat von ihm belegt, musikalisc­h einen Streit austragen, der jedoch eher wie ein heiteres Zwiegesprä­ch wirkte, hervorrage­nd gespielt von Elena Maltsewa und Oleg Jatsyna. Am Ende „einigen“sich beide „Kontrahent­en“auf ein gemeinsame­s Motiv im Hauptsatz.

Im Finale zeigten die Kammersoli­sten noch einmal ihr ganzes Können in voller Besetzung mit der Sinfonie in D-Dur Nr. 104 von Joseph Haydn (1732-1809). Das Stück, ursprüngli­ch für eine viel größere Besetzung geschriebe­n, wurde in einer Bearbeitun­g für sechs Musiker vorgetrage­n. Trotzdem gelang es den Kammersoli­sten, orchestral­e Klangfülle zu erzeugen. Jeder von ihnen spielte für zwei. Der dramatisch­e Einstieg erinnerte an Beethoven, und auch der Rest der Kompositio­n war sehr schwungvol­l, mit einem lebhaften Auf und Ab. Dabei konnten die Kammersoli­sten noch einmal ihre ganze Spielfreud­e ausleben. Erst nach minutenlan­gem Beifall durften die Musiker ans Buffet.

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FOTO: JK Die Kammersoli­sten Minsk waren schon mehrfach in Laichingen zu Gast. Ihr Auftritt am Sonntag war wieder ein festlicher Höhepunkt der Kammermusi­kstunde im Alten Rathaus. Leiter Dmitri Subow (links) ist ein Meister am Cembalo und dirigiert nebenher auch...

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