Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Schaumlose Absteiger
Noch vier Wochen, dann wird ein größenwahnsinniger Fußballgeldverbrennerverein namens Hamburger SV abgestiegen sein und mit ihm ein Karnevalsclub namens 1. FC Köln, das ist seit Samstag ziemlich sicher. Anders gesagt: Dass bald auf dem Hamburger Fischmarkt Kässpätzle mit Kölsch statt Heringsbrötchen angeboten werden, ist um einiges wahrscheinlicher als der Klassenerhalt von HSV und FC. Gewinnt Mainz heute gegen Freiburg, sind die beiden Traditionsclubs aus der zweit- und viertgrößten Stadt Deutschlands bereits acht respektive neun Zähler vom rettenden Ufer entfernt. Zu viel, um noch zu hoffen.
Oder doch nicht? Beim HSV jedenfalls hörten sich die Reaktionen nach dem 0:2 in Hoffenheim so an, als hätten die Spieler in der Dusche eine Gehirnwäsche eines halbseidenen Motivationsgurus bekommen, der ihnen vorsagte: Ihr müsst den Erfolg nur visualisieren, vor euch hinsagen, dann ist das Wunder jederzeit möglich. Optimismus für Anfänger nennt man so was. „Für uns ist trotz der Niederlage noch nichts verloren. Jetzt kommt Freiburg. Die müssen wir aus dem Stadion schießen. Dann schauen wir, was passiert“, sagte etwa. Der Bosnier, inzwischen rüstige 33, war jener Mann, der vor fünf Jahren
Sejad Salihovic
mit zwei Elfmetertoren am letzten Spieltag gegen Dortmund noch den Sieg und das Erreichen der Relegation sicherte – für Hoffenheim allerdings, und seither war er so tief in der Versenkung verschwunden, als wolle er Werbung für den Marianengraben machen. Tatsächlich sieht die Lage so aus: Der HSV muss gleich vier Gegner aus dem Stadion schießen, um sich noch zu retten. Hätte er aber dieses Potenzial, er hätte es schon lange gezeigt – etwa in Hoffenheim. „Wir zeigen jetzt unser wahres Gesicht. Es ist noch nicht zu spät“, sagte Verteidiger noch bettelnd. Bloß
der Sportdirektor der TSG, wunderte sich ein wenig über den Gegner. „Es ist kein lebloses Team gewesen, aber auch keines, das
Gideon Jung Alexander Rosen,
bis unters Dach kämpft. Manchmal erlebt man auch Gegner, die es mit Schaum vor dem Mund versuchen, wenn es um etwas geht.“
Emotionen sind nie ein Fehler, sie zeigen einem den Weg, doch in Köln hörten sie sich nach dem 1:2 in Berlin so an, als hätten sie Schaum im Glas gehabt und würden nun einen auf Gutmensch machen.
der das 1:0 schoss, ehe Köln in der zweiten Halbzeit einbrach und durch (49./52.) verlor, beteuerte nach der Partie: „Ich kann versprechen, dass sich diese Mannschaft bis zum 34. Spieltag so reinhängen wird, dass man – auch wenn das ein bisschen doof klingt – mit Ehre und Würde nach unten geht.“Wettbewerbsverzerrung
Davie Selke Leon Bittencourt,
Bei Eintracht Frankfurt, bis dato das Überraschungsteam der Liga, gab es nach der 1:5-Pleite im kleinen Champions-League-Qualifikations-Endspiel bei Bayer Leverkusen unterschiedliche Meinungen, interessanterweise zwischen Trainern und Spielern. Coach seit Donnerstag auch amtlich künftiger Bayerntrainer, dementierte, dass sein Wechsel das Spiel beeinflusst habe. „Sonst hätten wir in der ersten Hälfte nicht eine solche starke Leistung geboten.“Sein Torwart sah es – wie in einer guten Ehe – anders: „Soll ich lügen, dass es keinen Einfluss hatte? Natürlich. Wir sind Menschen, keine Roboter.“
Niko Kovac, Lukas Hradecky
Jedenfalls präsentierte sich die Eintracht nach der Pause ziemlich zwieträchtig und fand vor allem gegen
kein Mittel. Dem gebürtigen Marktoberdorfer gelang der erste Hattrick seiner Karriere (71., 77., 88.), mit 14 Treffern ist der 25-Jährige nun zweitbester Ligaschütze hinter
Wer weiß: Vielleicht fährt am Ende ja noch Volland zur WM, nicht
Am Mittwoch im Pokal-Halbfinale gegen die Bayern trifft er auf einen weiteren WM-Rivalen, nämlich. Volland sagte nur: „Es war ein wichtiges Spiel, ein Sechs-PunkteSpiel. Nach der Pause waren wir dann zur richtigen Zeit am richtigen Ort, ich auch natürlich.“Gut so. Um nichts anderes geht es im Leben.
Volland Robert Lewandowski. Kevin Mario Götze. Sandro Wagner