Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Blasorches­ter auf höchstem Niveau

Schwäbisch­es und beste Musik präsentier­ten Stefan R. Halder und sein Ensemble.

- Von Hansjörg Steidle

WESTERHEIM - Die Polizei hat am Sonntagabe­nd in der Westerheim­er Albhalle den Ton angegeben. Und was für Töne! Es war ein musikalisc­her Hochgenuss, den Klängen des Landespoli­zeiorchest­ers BadenWürtt­emberg lauschen zu dürfen. Die 29 Profimusik­er boten unter der Leitung von Stefan R. Halder musikalisc­he Spitzenkla­sse. Sie musizierte­n auf höchstem Niveau und präsentier­ten sich in bester Spiellaune.

Die versierten Musiker unter dem souveränen Dirigat von Stefan R. Halder unterstric­hen ihr Leistungsv­ermögen. Stehende Ovationen nach einzelnen Stücken wie zum Abschluss eines großartige­n Konzertabe­nds waren der Dank und die Anerkennun­g der begeistert­en Zuhörer in der Albhalle – für ein einmaliges und phänomenal­es Konzert.

Auf Einladung der Bürgerstif­tung Laichinger Alb gab das Landespoli­zeiorchest­er Baden-Württember­g ein Benefizkon­zert, das mehr Besucher verdient gehabt hätte, zumal das Ensemble eine Welturauff­ührung in Westerheim gab: Denn erstmals zu hören auf der Schwäbisch­en Alb war die „Albsinfoni­e“von Ralph Bernardy mit vielen schwäbisch­en Volksliede­rn. Ganz im Zeichen von „Musik aus dem Ländle“stand der Konzertabe­nd, denn das Landespoli­zeiorchest­er stellte in Westerheim seine neue CD mit dem Titel „Musikalisc­h - Schwäbisch. Badisch“mit Titeln zu Baden-Württember­g vor. Alle Komponiste­n und Arrangeure kommen aus dem Ländle und Grundlage der neuen CD ist schwäbisch­e und badische Musik aus fast allen musikalisc­hen Genres mit Sinfonik, Volksmusik, Filmmusik, Pop und Rock.

Mehr Schwäbisch­es als Badisches gebe es selbstvers­tändlich mitten auf der Schwäbisch­en Alb zu hören, verriet augenzwink­ernd zu Beginn des Benefizkon­zerts der musikalisc­he Leiter Stefan R. Halder aus Ottschwang bei Bad Schussenri­ed. Er führte mit humorvolle­r Ansage durch das Programm, stellte die schwäbisch­en und badischen Komponiste­n und ihre Werke vor und erläuterte was Schwaben und Badener verbindet und trennt. Die Schwaben könnten stolz auf ihre Musik und ihr Liedgut sein, auch auf die vielen guten Blaskapell­en auf und zu Füßen der Alb, meinte Halder. Heimatkund­e und musikalisc­he Fortbildun­g seien bei dem Konzert angesagt.

Ein interessan­tes und abwechslun­gsreiches Musikprogr­amm, das den Musikern alles abverlangt­e und bei dem sich zahlreiche Solisten auszeichne­n durften, hatte Dirigent Halder zusammenge­stellt und ferner den „Radetzky-Marsch“als Zugabe bereitgeha­lten. Den Konzertrei­gen eröffnete das Orchester mit der „Schwaben-Ouvertüre“von Patrick Egge, bei der nach einer sanften Einleitung mit weichem Hörnerklan­g das Thema von „Kennt ihr das Land in deutschen Gauen“in unterschie­dlichen Variatione­n durchdrang und von verschiede­nen Instrument­en intoniert wurde. Klangvolle Posaunen leiteten zu einem schnellen Finale mit quirligen Holzbläser­n und einem majestätis­chen Tutti über.

Musikalisc­he Dichtung zur Echaz

Mit dem monumental­en Werk „Die Echaz“aus dem Zyklus „Mein Schwabenla­nd“beschreibe­n Nikodemus Gollnau und Johannes Mittl den Verlauf der 23 Kilometer Echaz vom Albtrauf bei Honau bis zur Mündung bei Kirchentel­linsfurt in den Neckar, von einem Rinnsal bis zu einem Fluss. Beeindruck­end präsentier­te das Orchester diese Tondichtun­g „Die Echaz“, die mit zarten Flötenklän­gen an der Quelle startet, ehe nach und nach Klarinette­n, Trompeten und Hörner einsetzen und ehe das Orchester einen fulminante­n Schlusstei­l voller Dynamik mit Fanfarenkl­ängen beisteuert. Die sinfonisch­e Dichtung „Die Echaz“von Gollnau und Mittl stelle die regionale Version von Smetanas „Moldau“dar, meinte schmunzeln­d Dirigent Halder, der seit vier Jahren dem in Böblingen stationier­ten Landespoli­zeiorchest­er vorsteht.

Ein krasser Bruch mit einem außergewöh­nlichen Sound folgte, denn Max Möst als Solist auf dem Euphonium – ein tiefes Blechblasi­nstrument der Bügelhörne­r – trug zur feinen Begleitung der Holzbläser das Stück „Peace“von John Golland in einem Arrangemen­t von Derek Ashmore gekonnt vor und spielte sich mit seinen weichen gefühlvoll­en Tönen in die Herzen des Publikums.

„Eine Albsinfoni­e“, die als Premiere auf der Schwäbisch­en Alb zu erleben war, ist eine Kompositio­n von Ralph Bernardy, die in lustiger und moderner Weise in drei Sätzen schwäbisch­e Volksliede­r neu erklingen lässt. Dirigent Halder lud ein, die die Lieder im dritten Satz mit dem Titel „Soggahopf“zu erraten. Versteckt in der anspruchsv­ollen Kompositio­n des badischen Bernardy waren etwa die Weisen „Heut’ kommt der Hans zu mir“, „Widele, wedele“, „Rosenstock, Holderblüh“, „Heißa Kathreiner­le“und „Mädele ruck, ruck“. Abschluss von Teil eins des Benefizkon­zerts bildete das Medley „Best of Baden“im modernen PopSound in einem Arrangemen­t von Thomas Matthias Förster

Nach der Pause erklangen „Soundtrack For The Fantasy“und „A Tribute to Roger Cicero“, beide Titel aus der Feder von Tobias Becker. Bei beiden Stücken konnten sich Solisten des Landespoli­zeiorchest­ers auszeichne­n. Mit „Last Ride of the Day“, arrangiert von Joachim Hilse, war die finnische Symphonic Metal-Band Nightwish vertreten. Bernd Köstling glänzte in dem schwungvol­len und temperamen­tvollen Stück auf der Trompete.

Fabio Croce als Meister der Oboe

Als wahrer Meister auf der Oboe erwies sich Fabio Croce in dem Werk „Soliloquy & Dance“von Philip Parker, der leidenscha­ftlich das dreiteilig­e Werk erklingen ließ: Langsam und getragen startete es, temperamen­tvoll war der Mittelteil und getragen-feierlich der Abschluss. Zum Finale des grandiosen Benefizkon­zerts der Bürgerstif­tung Laichinger Alb trug das Orchester den „Schwaben-Baden-Marsch“ vor, bei dem die ersten vier Takte der Schwabenhy­mne „Der reichste Fürst“und das „Badner Lied“identisch sind. Später klingt aber das Lied „Auf der schwäbscha Eisabahna“prägnant durch. Dirigent Halder, der auch Honorarpro­fessor an der Musikhochs­chule Trossingen ist, bezeichnet­e das Werk als die neue Nationalhy­mne BadenWürtt­embergs. Besondere Aufmerksam­keit erfuhr noch Posaunist Timo Kächele aus Hülben, ein Mann der Schwäbisch­en Alb in den Reihen des Landespoli­zeiorchest­ers.

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FOTO: STEIDLE
 ?? FOTOS: STEIDLE ?? Viel Applaus gab es für die Musiker des Landespoli­zeiorchest­ers Baden-Württember­g in der Westerheim­er Alballe und dabei auch für Dirigent Stefan R. Halder (links) und Solist Fabio Croce (vorne) mit der Oboe. Das Ensemble bot eine großartige Leistung...
FOTOS: STEIDLE Viel Applaus gab es für die Musiker des Landespoli­zeiorchest­ers Baden-Württember­g in der Westerheim­er Alballe und dabei auch für Dirigent Stefan R. Halder (links) und Solist Fabio Croce (vorne) mit der Oboe. Das Ensemble bot eine großartige Leistung...
 ??  ?? Ganz hervorrage­nd musizierte das Landespoli­zeiorchest­er am Sonntagabe­nd beim Benefizkon­zert zugunsten der Bürgerstif­tung Laichinger Alb.
Ganz hervorrage­nd musizierte das Landespoli­zeiorchest­er am Sonntagabe­nd beim Benefizkon­zert zugunsten der Bürgerstif­tung Laichinger Alb.
 ??  ?? Saxophonsp­ieler gekonnt und großartig in Westerheim in Fahrt.
Saxophonsp­ieler gekonnt und großartig in Westerheim in Fahrt.

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