Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

„Wir müssen wieder zufriedene­r werden“

Niels Kristian Hansen von Revolverhe­ld spricht über das neue Album „Zimmer mit Blick“und die Komplexitä­t des Lebens

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Nach fünf Jahren Schaffensz­eit hat die Band Revolverhe­ld am 13. April ihr fünftes Album „Zimmer mit Blick“vorgelegt. Die Songs auf der neuen Platte drehen sich hauptsächl­ich um die mehr oder weniger komplizier­te Liebe. Neben den Album-Aufnahmen waren die vier Freunde in den vergangene­n Wochen für TV-Aufzeichnu­ng zu „Sing meinen Song“in Südafrika unterwegs. Eva-Maria Peter hat mit Gitarrist Niels Kristian Hansen über „Zimmer mit Blick“und die ewige Liebe gesprochen.

Von „Immer in Bewegung“zu „Zimmer mit Blick“. Euer neuer Albumtitel klingt, als ob ihr gemütliche­r werdet?

Rein vom Titel klingt das vielleicht so. Das Gegenteil ist der Fall: Wir sind immer noch in Bewegung. Nach fünf Jahren bewegen uns eben andere, reifere Themen. Nicht nur auf der Welt hat sich einiges verändert, auch privat hat sich einiges getan.

Was war eure größte Inspiratio­nsquelle?

Das was uns umtreibt, inspiriert uns. Wir haben viele neue Menschen kennengele­rnt, die uns inspiriere­n und auch in der Gesellscha­ft gibt es momentan viele Themen, die uns bewegen. Wir schlagen die Zeitung auf und sehen jeden Tag neue Schlagzeil­en wie „Trump kündigt den Klimavertr­ag“. Es gibt so viele Probleme, so viele Krisen und so viel Unerklärba­res auf der Welt.

Das habt ihr auch in eurem Song „Zimmer mit Blick“verarbeite­t …

Das Zimmer mit Blick beschreibt die Komfortzon­e der Menschen, die nur zuschauen, was auf der Welt passiert. Wir wollen dazu aufrufen, nicht nur dasitzen und zuzuschaue­n. Es ist Pflicht, Haltung zu zeigen. Macht den Mund auf und bewegt euch aus eurer eigenen Komfortzon­e.

Wie positionie­rt ihr euch außer- halb der Musik für die Welt?

Wir versuchen alles Mögliche um Haltung zu zeigen. Gerade, weil wir in der Öffentlich­keit stehen, sollten wir uns einmischen und auf Missstände aufmerksam machen. Aktuell haben wir an einer Kooperatio­n mit Tom Tailor gearbeitet. Wir wollen auf die schlechten Bedingunge­n in der Textilindu­strie aufmerksam machen. Für unsere eigens konzipiert­e Kollektion haben wir Biobaumwol­le benutzt und faire Bedingunge­n für die Herstellun­g geschaffen.

Der Grundtenor eures Albums ist: Die Liebe ist komplizier­t und das Leben auch. Was macht es denn so komplizier­t?

Die Menschen machen sich das Leben selber schwer. Es gibt immer mehr Möglichkei­ten, immer mehr Fernbezieh­ungen und jeder will sich immer weiter optimieren. Wir leben in einem reinen Optimierun­gswahn. Alle denken immer nur an später.

Und was ist dein Rezept für ein unkomplizi­erteres Leben?

Wir sollten den Moment genießen. Das, was wir gerade im hier und jetzt erleben, können wir niemals wiederhole­n. Wir müssen wieder zufriedene­r werden. Einfach zufrieden sein, mit dem was wir haben.

Das Thema Liebe spielt eine zentrale Rolle auf dem Album. Wurde nicht bereits genug über die Liebe gesungen?

Liebe ist ein unermüdlic­hes Thema. Liebe begegnet uns jeden Tag. Und mit Ende dreißig sieht man die Liebe wieder aus einer ganz neuen Perspektiv­e. Es ist nicht mehr alles so unbeschwer­t wie damals. Wenn in unserem Alter eine Beziehung auseinande­rbricht, ist es etwas gravierend­er. Meistens sind Kinder im Spiel und ein ganzer Freundeskr­eis muss sich neu ordnen.

Im Song „Unsere Geschichte ist erzählt“geht es um das langsame Ableben an der Liebe. Muss eine Beziehung immer für die Ewigkeit sein, damit es die große Liebe ist?

Es ist ein Wunschdenk­en, dass die Liebe ewig hält. Das ist ein Traum, den immer weniger Leute erreichen. Aber es lohnt sich, für die Liebe zu kämpfen und ich wünsche es jedem, dass er die ewige Liebe findet.

Eure Bandbezieh­ung könnte für die Ewigkeit halten nach der lanMit gen Zeit …

Wir sind als Freunde unterwegs und wurden nicht von einem schlauen Marketingk­opf zusammenge­würfelt. Bevor wir zusammen Musik gemacht haben, waren wir schon befreundet. Das Menschlich­e war uns immer sehr wichtig und das ist das Geheimnis unserer treuen Bandbezieh­ung.

Also eigentlich wie die große Liebe?

Freundscha­ft ist auch eine Form von Liebe. Man liebt ja auf unterschie­dliche Art und Weise. Das, was für eine normale Beziehung gilt, gilt auch bei unserer Band. Wir wollen, dass es uns gut geht, jeder sorgt sich um den anderen und wir müssen uns auch immer wieder Freiräume einräumen.

Blick aus dem Zimmer :Was ist dein Wunsch für die Welt?

Da der Weltfriede­n unrealisti­sch ist, wünsche ich mir, dass die Menschen sich mit den Themen unserer Zeit auseinande­rsetzen, sich eine Meinung bilden und diese auch kundtun. Es soll nicht einige wenige auf der Welt geben, die unser Leben und vor allem die Zukunft unserer Kinder bestimmen.

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FOTO: BENEDIKT SCHNERMANN Neuer Anstrich, neue Mode, neues Album – die Band Revolverhe­ld (von links): Kristoffer Hünecke, Johannes Strate, Jakob Sinn und Niels Kristian Hansen.

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