Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Tödliche Kollision beim Landeanflu­g

Suche nach Ursache des Flugunglüc­ks bei Schwäbisch Hall kann Wochen dauern

- Von Roland Böhm

SCHWÄBISCH HALL (dpa) - Warum waren die beiden Kleinflugz­euge gleichzeit­ig im Anflug auf den Flugplatz? Die Suche nach der Ursache für den tödlichen Zusammenst­oß in der Nähe von Schwäbisch Hall steht erst am Anfang. Zwei Piloten kamen am Wochenende dabei ums Leben.

Sonntagnac­hmittag, 16.15 Uhr: Kein Regen. Kaum Wind. Auf dem Flugplatz Adolf Würth nahe Schwäbisch Hall ist nicht wirklich viel los. Zwei Maschinen sind im Anflug: ein 76 Jahre alter Mann aus dem Kreis Heilbronn, der mit einem Ultraleich­tflugzeug aus Richtung Regensburg kommt, und ein 74 Jahre alter Pilot allein in einer Cirrus SR 20, einem viersitzig­en Sportflugz­eug. Er kommt aus Richtung Stuttgart. Mehrere Hundert Meter vor der Landebahn stoßen beide Maschinen zusammen und stürzen ab.

Wie konnte es dazu kommen? Wurden die Piloten durch die tief stehende Sonne geblendet? Vier bis sechs Wochen werde es wohl dauern, bis die Experten das geklärt haben, sagt Germout Freitag, Sprecher der Bundesstel­le für Flugunfall­untersuchu­ng (BFU) in Braunschwe­ig. Das Sportflugz­eug sei eigentlich mit einem Rettungssy­stem ausgestatt­et gewesen, das die Maschine als Ganzes an einem Fallschirm hätte sicher zu Boden bringen müssen. Warum der Fallschirm nicht per Rakete abgeschoss­en wurde, könne nur spekuliert werden. „Entweder gab es Raketenver­sagen, oder es wurde nicht am Auslösekno­pf gezogen“, erklärt Freitag. Die Deutsche Flugsicher­ung in Langen am Frankfurte­r Flughafen kann auf der Suche nach der Ursache für den Zusammenst­oß auch nur spekuliere­n: „Wir haben keine Lotsen dort“, erklärt Sprecherin Ute Otterbein. An solch kleineren Flugplätze­n werde meist auf Sicht geflogen. Heißt: Ohne Führung durch Lotsen. Die Piloten meldeten ihre Landung per Funk beim Tower an, müssten ihre Maschinen dann aber selbst zu Boden bringen. „Sie dürfen zum Beispiel nicht in Wolken fliegen, weil sie da nichts sehen, müssen auf Abstände selbst achten und ihre Mindesthöh­en einhalten.“

Beim Airport selbst wollte sich am Montag niemand zu dem Unglück äußern. Anfragen werden zur Polizei weitergele­itet. Per „Safety Letter“werden Piloten darauf hingewiese­n, dass ein Mischverke­hr aus Maschinen im Sicht- und im Instrument­enflug den An- und Abflug zu einer Herausford­erung mache. Rund 30 000 Flugbewegu­ngen gibt es hier pro Jahr; eigenen Angaben zufolge ist es einer der verkehrsre­ichsten Landeplätz­e in Deutschlan­d.

Vorfälle sehr selten

Was der Tower über die Flüge der beiden Unglücksma­schinen wusste und ob es eventuell eine Warnung an die Piloten gab, müsse nun untersucht werden. Zwei bis fünf Tage seien die Experten der BFU in der Regel

am Ort, berichtet Freitag, vor allem um den Unfall zu dokumentie­ren und Zeugen zu hören.

Erst im Januar waren in der Nähe von Karlsruhe ein Rettungshu­bschrauber und ein Sportflugz­eug in der Luft zusammenge­stoßen. Vier Menschen kamen damals ums Leben, die Ursache ist noch immer nicht abschließe­nd geklärt. BFUSpreche­r Freitag betonte, dass solche Zusammenst­öße von Flugzeugen in der Luft angesichts der Zahl der Flugbewegu­ngen über Deutschlan­d dennoch weiter „sehr selten“seien, auch wenn es durch diese beiden Fälle aus Südwest-Sicht anders wirke. Konkrete Zahlen nannte er nicht.

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FOTO: DPA Bisher kann man nur darüber spekuliere­n, wie es zum Zusammenst­oß eines Ultraleich­tflugzeugs und eines Sportflugz­eugs kam.

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