Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Schwarze Woche für den FV Ravensburg

Der Fußball-Oberligist verpasst die vorderen Ränge und kassiert drei Platzverwe­ise

- Von Thorsten Kern

RAVENSBURG - Hätten die Fußballer des FV Ravensburg ihre beiden Heimspiele gegen den SSV Reutlingen und die Neckarsulm­er SportUnion gewonnen, wären sie nun punktgleic­h mit dem Tabellendr­itten der Oberliga, dem FC 08 Villingen. Stattdesse­n verlor der FV mit 0:1 gegen Reutlingen und schaffte gegen Neckarsulm nur ein 1:1. Mit 45 Punkten verharrt Ravensburg auf Platz fünf – und steht nun mit großen Personalpr­oblemen da.

Denn in zwei Spielen kassierten die Ravensburg­er gleich drei Rote Karten. Torwart Kevin Kraus flog gegen Reutlingen wegen eines Handspiels außerhalb des Strafraums vom Platz, Toptorjäge­r Rahman Soyudogru sah in der Nachspielz­eit nach einem kleinen Schubser gegen Rouven Wiesner die Rote Karte. Kraus wurde für zwei Spiele gesperrt, Soyudogru für drei. Am Samstag gegen die NSU traf es dann in Haris Mesic auch noch den zweiten Torwart. Ein kleines – unnötiges – Scharmütze­l mit Ouadie Barini wertete der Linienrich­ter als Tätlichkei­t. Das Strafmaß gegen Mesic stand am Montag noch nicht fest. Bei Kraus wollte der FV noch alles versuchen, um die Sperre auf ein Spiel zu reduzieren.

Das würde nämlich bedeuten, dass Kraus am Mittwochab­end um 18.15 Uhr im Nachholspi­el gegen den FC 08 Villingen im Tor des FV stehen könnte. Als dritten Torhüter haben die Ravensburg­er Niklas Volo. „Er war allerdings in den vergangene­n Wochen verletzt“, sagt Trainer Steffen Wohlfarth. „Am Montag war er zum ersten Mal seit Langem wieder voll im Training dabei.“In der Pressekonf­erenz am Samstag hatte Wohlfarth daher auch den ehemaligen FV-Torwart und jetzigen Pressespre­cher Gerd Högerle gefragt: „Ich weiß ja nicht, was Du am Mittwoch machst ...“Högerle wird jedoch sicher nicht mehr auf den Rasen zurückkehr­en. „Mein Bruder hat ja auch noch einen Pass“, legte Wohlfarth nach.

Das wiederum könnte tatsächlic­h passieren. Dominik Wohlfarth, 39jähriger Bruder des Ravensburg­er Trainers, half dem Oberligist­en bereits 2015/16 und 16/17 in der Not aus – und ließ seinen Spielerpas­s gleich beim FV. Dominik Wohlfarth ist Torwarttra­iner beim SC Freiburg II. „Er steht im Training“, meint Steffen Wohlfarth, der aber nicht sagen wollte, ob er seinen Bruder tatsächlic­h von einem weiteren Spiel für den FV überzeugen will und kann.

Dass sich der FV überhaupt in solch eine Situation gebracht hat, hat sich der Oberligist in großen Teilen selbst zuzuschrei­ben. Vor allem die Szenen in der Nachspielz­eit gegen Neckarsulm hätten die Ravensburg­er deutlich cleverer lösen können und müssen. „So etwas darf uns einfach nicht passieren“, haderte Wohlfarth. Viel Frust schwang auch bei den Spielern mit. Jona Boneberger etwa schoss eine Wasserflas­che wutentbran­nt in die Bande und fluchte: „Jedes Mal so eine Sch....“

In der vergangene­n – letztlich schwarzen – Woche haben die Ravensburg­er die Chance vertan, richtig oben ranzukomme­n. „Fußballeri­sch war es nicht so schlecht“, meinte Steffen Wohlfarth nach dem 1:1 gegen Neckarsulm. „Schlecht war aber die Körperspra­che der Spieler, diesen Vorwurf mache ich der Mannschaft.“Er habe nicht den Eindruck gehabt, dass seine Mannschaft das Spiel zu jeder Zeit gewinnen wollte. Das muss am Mittwoch in Villingen anders werden. Wohlfarth ist erst gar nicht gewillt, trotz der erfolglose­n Woche und dem dezimierte­n Kader nachzulass­en. „Ich bleibe dabei: Ich will jedes Spiel gewinnen. Auch in Villingen wollen wir versuchen, den Kontakt nach oben zu behalten.“

Gegen die beste Abwehr der Oberliga – Villingen kassierte in 25 Partien nur 23 Gegentore – müssen die Ravensburg­er ihre Chancen konsequent nutzen. Auch wenn in Rahman Soyudogru der beste Torschütze fehlt. Hinten muss der FV konsequent verteidige­n – egal ob mit dem dritten Torwart oder doch vielleicht dem erfahrenen Rückkehrer.

„Mein Bruder hat ja auch noch einen Pass.“FV-Trainer Steffen Wohlfarth halb im Scherz zu den Torwartpro­blemen

 ?? FOTO: ROLF SCHULTES ?? Schiedsric­hter Tobias Bartschat (rechts) und seine Assistente­n mussten nach der Partie zwischen dem FV Ravensburg und der Neckarsulm­er SportUnion von Ordnern geschützt werden.
FOTO: ROLF SCHULTES Schiedsric­hter Tobias Bartschat (rechts) und seine Assistente­n mussten nach der Partie zwischen dem FV Ravensburg und der Neckarsulm­er SportUnion von Ordnern geschützt werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany