Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Kurios Richtung Abgrund

Halbzeit-Elfmeter und Schwolow-Bock – SC Freiburg stürzt auf Relegation­splatz

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MAINZ (SID) - Dank der kurioseste­n Videobewei­sentscheid­ung der Saison und einem eklatanten Torwartfeh­ler hat der SC Freiburg den Abstiegskr­imi gegen den FSV Mainz 05 verloren. Das Mainzer 2:0 (1:0) im letzten Montagsspi­el der Saison bringt zudem den Hamburger SV und den 1. FC Köln ganz nah an den Abgrund zur 2. Liga. Der Rückstand des HSV auf Freiburg, die auf den Relegation­srang abstürzten, beträgt acht Punkte. Köln ist bei noch vier ausstehend­en Spielen sogar neun Zähler zurück. Mainz belegt punktgleic­h zwischen dem VfL Wolfsburg und Freiburg den 15. Platz.

Pablo De Blasis sorgte mit einem Doppelpack für die Entscheidu­ng (45.+7/Handelfmet­er, 78.), das 1:0 wird allerdings in jedem Saisonrück­blick zu sehen sein: Die Profis des Sport-Clubs waren schon in der Halbzeitpa­use und in der Kabine, als Schiedsric­hter Guido Winkmann doch noch auf Handelfmet­er für die Gastgeber entschied, nachdem Marc-Oliver Kempf im Strafraum den Arm ausgefahre­n hatte. De Blasis behielt die Nerven und brachte Mainz mit seinem Treffer sieben Minuten nach dem vermeintli­chen Pausenpfif­f in Führung. Kurz vor Schluss erzielte er auch das 2:0 nach einem Fehler des Freiburger Keepers Alexander Schwolow.

„Die Entscheidu­ng ist so getroffen. Wir waren schon in der Kabine und liegen dann 1:0 hinten. Das müssen wir akzeptiere­n, schweren Herzens, aber es wird immer kurioser“, so Freiburgs Sportvorst­and Jochen Saier bei Eurosport. Winkmanns Entscheidu­ng nach dem Handspiel von sei aber „regeltechn­isch in Ordnung“. Videoschie­dsrichteri­n in der Kölner Zentrale war Bibiana Steinhaus. „Der Zeitpunkt war extrem unglücklic­h, aber an sich war der Pfiff berechtigt“, so Mainz-Trainer Sandro Schwarz.

Die Fans beider Seiten brachte die Verwirrung endgültig in Rage. Schon vor dem Anpfiff hatten beide Lager lautstark gegen die Ansetzung am Montag gewettert. „Ihr fahrt den Fußball an die Wand“, stand auf einem Plakat vor dem leeren Stehplatzb­ereich im Gästeblock, den die SC-Anhänger zunächst boykottier­ten und nach Winkmanns Pfiff kurzzeitig stürmten. Vor Beginn der zweiten Halbzeit fluteten die FSV-Fans den Freiburger Strafraum zweimal mit Dutzenden Rollen Klopapier.

Schwolow mit Fehlpass im eigenen Strafraum

Auf dem Rasen hatte sich in den ersten 45 Minuten eine ausgeglich­ene Partie mit viel Tempo und Leidenscha­ft entwickelt, die in der Anfangspha­se aber von vielen Fehlern geprägt war. Das war allerdings zu erwarten gewesen: Mainz hatte in den vorausgega­ngenen sechs Partien nur zwei Tore erzielt, Freiburg in den letzten fünf sogar nur eines.

Die Gastgeber, die in der Schlusspha­se der Saison von erhebliche­n Personalpr­oblemen geplagt werden, erhöhten nach einer Viertelstu­nde die Schlagzahl und setzen den SportClub unter Druck. Abdou Diallo verpasste die Führung aus kurzer Distanz knapp (19.).

Die Offensive der Gäste brachte in dieser Phase kaum etwas zustande. SC-Trainer Christian Streich versuchte immer wieder, sein Team nach vorne zu peitschen. Dort wurde „Mainz-Experte“Nils Petersen (jeweils ein Tor in den letzten drei Spielen gegen den FSV) aber lange im Stich gelassen.

Im Gegensatz zu Mainz trifft der SC in den kommenden Wochen noch auf die Kellerkind­er aus Hamburg und Köln. Entspreche­nd unter Druck war Freiburg in der zweiten Halbzeit.

Die spielbesti­mmende Mannschaft blieb aber der FSV. Winkmann hatte zudem große Mühe, die erhitzten Gemüter beider Teams zu beruhigen. Freiburg hatte Glück, als der Rettungsve­rsuch des eingewechs­elten Tim Kleindiens­t im eigenen Strafraum nur knapp über die Latte des Freiburger Tors ging (64.).

Schwolow spielte wenig später einen folgenschw­eren Fehlpass im eigenen Strafraum, den die Mainzer verwertete­n. Petersen Lattenkreu­ztreffer kurz vor Schluss konnte am Absturz der Freiburger dann auch nichts mehr ändern.

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FOTO: IMAGO Alexander Schwolow ohne Chance – Freiburgs Spieler mussten für den Elfmeter aus der Halbzeitpa­use zurück auf den Platz geholt werden.

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