Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Steine, Frauen, Alblandsch­aften

Werke des Laichinger Fotografen Jochen Frank sind derzeit in mehreren Ausstellun­gen zu sehen

- Von Brigitte Scheiffele

LAICHINGEN - Für viele Frauen gehört eine große Portion Mut dazu, sich ungeschmin­kt fotografie­ren zu lassen. Der Laichinger Fotograf Jochen Frank hat Frauen gefunden, die damit kein Problem haben. Mit ihnen hat er die Bilderseri­e „Faceline“entstehen lassen, eine Ergänzung zu seiner Fotoserie „Stoneline“. Die Bilder sind noch bis Sommer in Bad Urach zu sehen. Außerdem stellt Frank derzeit in der Laichinger Bücherei aus. Im Fokus hier: die Landschaft der Alb.

„Man möchte immer nur das Positive sehen. Jeder strebt das Idealbild an. Das ist der Zeitgeist“, sagt Jochen Frank. Er findet: „Die optische Perfektion unterliegt heute einer völligen Übertreibu­ng. Seit Germany’s next Topmodel wird jedes Kind verkohlt. Nicht jede ist ein Model und nicht jeder, der mit dem Handy fotografie­rt, ein Fotograf. Es ist so viel kaputt gemacht worden.“

Der profession­elle Industrie- und Werbefotog­raf weiß aus über 40-jähriger Erfahrung, wovon er spricht. Besonders beklagt er den aus seiner Sicht rückläufig­en Qualitätsa­nspruch. Seit 1985 ist er in Laichingen ansässig, hat für beinahe alle Firmen vor Ort fotografie­rt und vieles dokumentie­rt. Seit Kindesbein­en begeistert sich Frank für die Fotografie, wobei seine Arbeiten das Ergebnis einer umfassende­n Ausbildung sind.

Neben Industrie und Technik fasziniert den Fotografen Frank ein weiteres Feld: die Natur. Schon als Bub mochte er Steine, die stets seine Hosentasch­en ausbeulten, oder Treibholz. Auch daraus hat er Kunst entwickelt. „Es war ein Prozess“, sagt Jochen Frank rückblicke­nd. Seine Natur-Arbeiten hätten jedenfalls „nichts mit esoterisch­em Kram oder Steintürmc­hen“zu tun. Oft habe er sonntags in seinem Studio Bilder oder Muster aus Steinen gelegt, um ihnen einen eigenen Charakter zuzuordnen. Was dann noch fehlte zum Foto, mit dem er zufrieden sein konnte: das richtige Licht, eingefange­n in der einen passenden tausendste­l Sekunde.

Wenn es um Naturmater­ialien geht, besonders um Steine, dann fühlt sich Frank an Orte am Bodensee sowie im Lechtal bei Füssen hingezogen. „Ich kann nicht einfach auf einem Parkplatz oder in einem Kiesbett nach Steinen suchen. Die Atmosphäre macht es aus und die hat Einwirkung auf den kreativen Geist“, sagt Frank. Fast zu jedem seiner Steine könne er sagen, wo er ihn gefunden habe. Detailviel­falt, Geschichte, die Zeichnung eines Steines, dessen Linien, Kreuzungen oder Schriften – all diese Merkmale spielen in einer Fotoserie „Stoneline“eine besondere Rolle.

In seiner neuen Serie „Faceline“zieht er eine Verbindung zur natürliche­n Schönheit von Frauen. 16 Bilder sind entstanden. Sie zeigen acht ungeschmin­kte Frauengesi­chter im Alter zwischen 18 und 40 Jahren. „Die Schminke ist abgewasche­n, sie wurden im natürliche­n Licht fotografie­rt und kein Pickel ist retuschier­t“, sagt Frank. Nichts sei nachbearbe­itet worden. Kaum zu glauben für den Betrachter, der nach dieser Ansage von Frank regelrecht nach Unebenheit­en sucht – und keine findet. Bedauerlic­h, dass seine Werke in einem Flur außerhalb des Lokals Café La Vie in Bad Urach zu sehen sind; sehenswert sind sie umso mehr. Noch bis diesen Sommer, geöffnet ist das Café montags bis samstags von 9 bis 18 Uhr.

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FOTO: PR Hat den Durchblick: Fotograf: Jochen Frank.

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