Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Ein Inspektor tappt im Dunkeln
„Blind ermittelt“– Neuer Krimi in der ARD
BERLIN (dpa) - Ein ehemaliger Kommissar, der sich in laufende Ermittlungen einmischt – dieses Motiv ist im Kriminalfilm nicht gerade neu. Dennoch nimmt die neue Produktion „Blind ermittelt – Die toten Mädchen von Wien“eine völlig neue Perspektive ein. Denn der ehemalige Wiener Chefinspektor Alexander Haller, gespielt von Philipp Hochmair, hat durch einen Sprengstoffanschlag nicht nur seine Lebensgefährtin Kara und seinen Job, sondern auch sein Augenlicht verloren. Der Krimi läuft am Samstagabend in der ARD.
Als der für den Anschlag verurteilte Straftäter Udo Strasser (Stipe Erceg) aus dem Gefängnis flieht, rollt Haller den alten Fall wieder auf, bewaffnet mit Sonnenbrille und Blindenstock. Natürlich braucht jeder Kommissar einen Assistenten, besonders ein blinder, und so bekommt Alexander Haller bei seinen Privatermittlungen Unterstützung von dem entlassenen Taxifahrer Nikolai Falk (Andreas Guenther) aus Berlin. Der hat Haller zu Beginn des Films in letzter Sekunde davor bewahrt, aus Trauer und Schuldgefühlen Selbstmord zu begehen.
Das ungewöhnliche ErmittlerDuo entdeckt schon bald Ungereimtheiten und kommt dabei einem brutalen Mädchenhändlerring auf die Spur. Und Haller erfährt, dass der Anschlag eigentlich gar nicht ihm selbst galt, sondern seiner Frau, der Staatsanwältin Kara Hoffmann (Anna Rot).
Haller macht sich seinen vermeintlichen Nachteil, seine Blindheit, zum Vorteil: Kollegen und Kriminelle gleichermaßen unterschätzen den blinden Ermittler, der seine anderen Sinne geschärft hat, auch leiseste Geräusche wahrnimmt, Gerüche erschnüffelt und fliegende Fäuste erahnt. Auch auf der Tonspur versucht sich der Film in die Welt eines Blinden einzufühlen und spielt mit Geräuschen, hier das Kratzen der Nadel auf einer Platte, da ein Schritt auf einer feuchten Wiese oder ein Knacken im Gebüsch.
Der Zuschauer merkt es der Figur an, wie sehr sich Hochmair mit dem Thema beschäftigt hat, dass er blinde Menschen lange studiert, mit ihnen gesprochen und versucht hat, sich in ihre Situation einzufühlen. Damit verhilft er der etwas konstruiert wirkenden Geschichte eines blinden Ermittlers zu Tiefe. Die Figur des schnoddrigen Assistenten allerdings, der den Frauen nachläuft und jedes Fettnäpfchen im Umgang mit einem Blinden mitnimmt („Wir sehen uns dann unten“), zerrt etwas an dem Niveau des Films.