Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Die Schilddrüse... hat es in sich
Gesundheitsforum in Blaubeuren – Über- und Unterfunktion
BLAUBEUREN (sz) - Beim Gesundheitsforum im Blaubeurer Gesundheitszentrum hat Dr. med. Antje Lang, Oberärztin im Fachbereich Viszeralchirurgie am Alb-Donau Klinikum Blaubeuren, den Zuhörern die Schilddrüse vorgestellt. In Form vergleichbar mit einem Schmetterling liegt sie im unteren Halsbereich vor der Luftröhre. Trotz ihrer – beim gesunden Menschen – geringen Größe, ist sie ein lebenswichtiges Organ.
An ihrer Rückseite befinden sich Speise- und Luftröhre und seitlich verlaufen die großen Halsgefäße, aus denen die Schilddrüse mit Blut versorgt wird. Ihre wichtigste Aufgabe ist die Produktion von Hormonen, Tetrajodthyronin (Thyroxin, T4) und Trijodthyronin (T3).
Wann und wie viel Hormone in den Körper abgegeben werden, wird im Gehirn geregelt. Die Schilddrüse ist dazu in einen hormonellen Regelkreis eingebunden, der eine kontrollierte Abgabe der Schilddrüsenhormone gewährleistet. Für die Hormonproduktion benötigt sie Jod, ein essentielles Spurenelement, das – Süddeutschland gilt als Jodmangelgebiet – verstärkt über die Nahrung aufgenommen werden sollte.
Durch Jodmangel könne hormonelles Ungleichgewicht entstehen, es kann zu einer Unterfunktion kommen. Das Symptome einer solchen kann – neben Gewichtszunahme, Müdigkeit Lustlosigkeit, Konzentrationsstörungen und Fruchtbarkeitsstörungen – auch der Kropf sein, ein Versuch des Körpers, das durch Jodmangel entstandene hormonelle Defizit durch eine Vergrößerung der Schilddrüse auszugleichen. Desweiteren können Autoimmunerkrankungen Ursache einer Schilddrüsenunterfunktion sein. Dabei richten sich Antikörper gegen Schilddrüsengewebe. Aber auch durch operative Maßnahmen an der Schilddrüse, oder durch eine Radiojodtherapie oder durch eine angeborene Fehlanlage oder Unterentwicklung der Schilddrüse kann eine Unterfunktion entstehen.
Abneigung gegen Wärme
Wird zu viel Schilddrüsenhormon abgegeben, spricht man von einer Überfunktion. Herzrasen, Haarausfall, Hautveränderungen, Unruhe, Zittern und Abneigung gegen Wärme können Begleiterscheinungen sein. Ursächlich sind Erkrankungen und Entzündungen der Schilddrüse. Auch autonome Adenome, Knoten der Schilddrüse, die selbständig Hormone produzieren und sich nicht steuern lassen durch den Regelmechanismus des Körpers, können zur Überfunktion führen. Ursächlich können auch Autoimmunerkrankungen wie beim Morbus Basedow sein.
Nach der Diagnostik stellt sich die Frage: Was muss operiert werden? Wurden Entzündungen festgestellt, ist ein operativer Eingriff meist nicht nötig und eine medikamentöse Therapie ausreichend. Jodtabletten können Jodmangel ausgleichen. Bei der Unterfunktion können die Hormone in synthetischer Form zugeführt werden. Schilddrüsenüberfunktion kann vorübergehend behandelt werden. Diese sind aber nicht als die Dauertherapie geeignet. Die Radio-Jod-Therapie eignet sich gut bei einer Überfunktion durch ein autonomes Adenom. Dabei nimmt der Patient etwas radioaktives Jod zu sich, das über die Blutbahn in die Schilddrüse gelangt. Dort zerstört es verändertes Schilddrüsengewebe. Da das Jod ausschließlich von der Schilddrüse aufgenommen wird, wirkt es fast nur lokal.
Werden Knoten festgestellt, muss im Einzelfall entschieden werden, ob ein operativer Eingriff die geeignete Therapie ist. „Beobachten und Abwarten“könne das Motto sein. Die Entscheidung hängt davon ab, wie eingreifend die Symptomatik für den Patienten ist und für wie vertretbar es der Arzt hält, zu operieren. Wenn allerdings der Verdacht auf eine bösartige Veränderung besteht, sollte operiert werden. Dank moderner Geräte können die sensiblen Stimmbandnerven, die direkt im Operationsgebiet verlaufen, lokalisiert und kontrolliert werden. So ist eine Verletzungsgefahr dieser reduziert. Im Anschluss an den sehr gut besuchten Vortrag nutzten Besucher die Gelegenheit, die Ärztin persönlich zu befragen.