Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Schlechter Maischerz mit Nachspiel
Vandalen sägen in Ersingen seltenen Apfelbaum um – Polizei ermittelt
ERSINGEN - Vandalen haben in der Mainacht in Ersingen einen selten Apfelbaum umgesägt. Das hat nicht nur für großen Ärger bei den Besitzern geführt, jetzt ermittelt die Polizei wegen Sachbeschädigung.
Manche Maischerze sind bissig, andere sogar etwas boshaft, was aber in Ersingen in der Mainacht passiert ist, hat mit einem schlechten Witz nichts mehr zu tun. Manfred Schwarzenbach hat es erst nicht mal selbst bemerkt. Nachbarn machten den Ersinger darauf aufmerksam, dass auf der familieneigenen Streuobstwiese am Ortsausgang des Erbacher Teilorts einer seiner Apfelbäume nicht mehr steht, sondern liegt.
„In dem Moment, als ich die Bescherung gesehen habe, hätte keiner mit mir reden dürfen, da sind schon einige Schimpfworte gefallen“, gibt der Ersinger ehrlich zu. Er habe in seiner Jugend selbst den einen oder anderen Maischerz gemacht, aber der umgesägte Baum sei eine mutwillige Zerstörung, die mit dem traditionellen Brauch nicht das geringste zu tun hätte. Unbekannte waren in der Nacht über den Zaun geklettert und haben den rund 30 Jahre alten Obstbaum mit einer Handsäge gefällt.
Besonders schlimm, der Baum gehörte zu einer sehr seltenen und alten Apfelsorte, der Zabergäurenette. Diese kann nicht nur schwer gezüchtet werden, die Sorte ist heute kaum mehr erhältlich. Einen Baum ähnlicher Größe einpflanzen zu lassen, bewegt sich vom Kostenfaktor her im oberen vierstelligen, wenn nicht schon im unteren fünfstelligen Bereich. Doch um das Finanzielle geht es Schwarzenbach nicht, sondern ums Prinzip. Schwarzenbach nutzt die Wiese zum Grünfutteranbau für seine Kühe. Die meisten Äpfel wurden zum Mosten gebracht, die seltene Sorte habe es aber als Speiseobst auch auf den Tisch der Ersinger Familie geschafft. Er und seine Schwester haben Anzeige erstattet. Die Polizei ermittelt nun und sucht Zeugen aus der Bevölkerung. Warum der Baum umgesägt wurde, darüber kann Manfred Schwarzenbach nur mutmaßen. In der Vergangenheit habe es mal ein bisschen Ärger wegen Ästen gegeben, die auf den Gehweg ragten, doch dieses Problem habe er beseitigt. Bei einer Begehung habe die Verwaltung den Rückschnitt begutachtet und ihn für gut befunden. Das bestätigt auch Ortsvorsteher Werner Miller, welcher der Fäll-Aktion ebenfalls nichts positives abgewinnen kann. „Mit mir kann man reden. Wenn jemanden etwas stört, kann er mir das sagen und dann findet man eine Lösung“, sagt der Ersinger, der immer noch sichtlich betrübt über den Verlust des Baumes ist.