Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Schlechter Maischerz mit Nachspiel

Vandalen sägen in Ersingen seltenen Apfelbaum um – Polizei ermittelt

- Von David Drenovak

ERSINGEN - Vandalen haben in der Mainacht in Ersingen einen selten Apfelbaum umgesägt. Das hat nicht nur für großen Ärger bei den Besitzern geführt, jetzt ermittelt die Polizei wegen Sachbeschä­digung.

Manche Maischerze sind bissig, andere sogar etwas boshaft, was aber in Ersingen in der Mainacht passiert ist, hat mit einem schlechten Witz nichts mehr zu tun. Manfred Schwarzenb­ach hat es erst nicht mal selbst bemerkt. Nachbarn machten den Ersinger darauf aufmerksam, dass auf der familienei­genen Streuobstw­iese am Ortsausgan­g des Erbacher Teilorts einer seiner Apfelbäume nicht mehr steht, sondern liegt.

„In dem Moment, als ich die Bescherung gesehen habe, hätte keiner mit mir reden dürfen, da sind schon einige Schimpfwor­te gefallen“, gibt der Ersinger ehrlich zu. Er habe in seiner Jugend selbst den einen oder anderen Maischerz gemacht, aber der umgesägte Baum sei eine mutwillige Zerstörung, die mit dem traditione­llen Brauch nicht das geringste zu tun hätte. Unbekannte waren in der Nacht über den Zaun geklettert und haben den rund 30 Jahre alten Obstbaum mit einer Handsäge gefällt.

Besonders schlimm, der Baum gehörte zu einer sehr seltenen und alten Apfelsorte, der Zabergäure­nette. Diese kann nicht nur schwer gezüchtet werden, die Sorte ist heute kaum mehr erhältlich. Einen Baum ähnlicher Größe einpflanze­n zu lassen, bewegt sich vom Kostenfakt­or her im oberen vierstelli­gen, wenn nicht schon im unteren fünfstelli­gen Bereich. Doch um das Finanziell­e geht es Schwarzenb­ach nicht, sondern ums Prinzip. Schwarzenb­ach nutzt die Wiese zum Grünfutter­anbau für seine Kühe. Die meisten Äpfel wurden zum Mosten gebracht, die seltene Sorte habe es aber als Speiseobst auch auf den Tisch der Ersinger Familie geschafft. Er und seine Schwester haben Anzeige erstattet. Die Polizei ermittelt nun und sucht Zeugen aus der Bevölkerun­g. Warum der Baum umgesägt wurde, darüber kann Manfred Schwarzenb­ach nur mutmaßen. In der Vergangenh­eit habe es mal ein bisschen Ärger wegen Ästen gegeben, die auf den Gehweg ragten, doch dieses Problem habe er beseitigt. Bei einer Begehung habe die Verwaltung den Rückschnit­t begutachte­t und ihn für gut befunden. Das bestätigt auch Ortsvorste­her Werner Miller, welcher der Fäll-Aktion ebenfalls nichts positives abgewinnen kann. „Mit mir kann man reden. Wenn jemanden etwas stört, kann er mir das sagen und dann findet man eine Lösung“, sagt der Ersinger, der immer noch sichtlich betrübt über den Verlust des Baumes ist.

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FOTO: DAVID DRENOVAK Der gefällte Apfelbaum in Ersingen.

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