Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

„Ich kannte meine Pappenheim­er“

Schauspiel­er Uwe Kockisch über die neuen Folgen der DDR-Familiense­rie „Weissensee“, das turbulente Jahr 1990 und die Kluft zwischen West- und Ostdeutsch­en

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Die hatte ich nicht, weil ich kein Star oder so etwas war. Bei uns in der DDR war die Ensemblear­beit immer viel wichtiger, Star-Theater gab es bei uns nicht.

Standen Sie danach auf einer schwarzen Liste?

Die versuchte Republikfl­ucht war natürlich in meiner Kaderakte vermerkt, wie das in der DDR hieß. Ich bin damit aber immer offensiv umgegangen und habe darüber gesprochen. Das hat mir als Schauspiel­er immer sehr geholfen. Ich habe am Theater große Rollen gespielt. Ich stand auf der Bühne und hatte mein Publikum, und von daher war es auch nicht so einfach, mich von der Bildfläche verschwind­en zu lassen. Viele Sachen habe ich auch einfach nicht so ernst genommen: Wenn man

Wozu Mütter so gut sind ...

Allerdings – sie hat dann gleich den Bücherschr­ank aufgemacht und mir ihre Donna-Leon-Krimis gezeigt. Ich habe zwei mitgenomme­n und ihr versproche­n, mal reinzuguck­en. Ich mag den Brunetti und die TV-Reihe – auch wenn ich manchmal denke, da ist noch Luft nach oben.

Was gefällt Ihnen denn nicht so?

Wir verfilmen Romane, und da man die Bücher nicht eins zu eins ins Fernsehen übersetzen kann, versuchen wir natürlich, die Essenz der Geschichte­n auf den Bildschirm zu bringen – und das gelingt uns manchmal mehr und manchmal weniger.

Der liebenswer­te Brunetti ist ja ein ganz anderer Typ als der Stasioffiz­ier Hans Kupfer, den Sie in „Weissensee“spielen. Welcher Charakter bereitet Ihnen mehr Spaß?

Beide gleich, eben weil sie so unterschie­dlich sind.

Sie hatten in der DDR selbst mit Stasileute­n wie Kupfer zu tun. Wieviel konnten Sie sich bei der Ausgestalt­ung der Rolle abgucken?

Ich habe mich natürlich an viele Erlebnisse und die damit verbundene­n Emotionen erinnert, und diese Erinnerung­en haben mir schon geholfen. Kupfer bricht ja aus dem System aus und gehört gerade in den neuen Folgen zu denen, die dafür plädieren, die Stasiakten zu öffnen. Das macht ihn mir natürlich sympathisc­h.

Manche sagen, die Kluft zwischen West- und Ostdeutsch­en sei in jüngster Zeit wieder größer geworden. Empfinden Sie das auch so?

Es scheint diese Kluft tatsächlic­h zu geben. Ich weiß, dass es für uns alle schlecht wäre, wenn sich das verhärtet. Wichtig ist, dass niemand die Meinungsfr­eiheit anrührt, denn dann gibt es ganz schnell Probleme – auch mit dem sogenannte­n Ossi. Fehlende Meinungsfr­eiheit mögen wir nicht, weil wir das ja mal hatten.

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FOTO: ARD/FREDERIC BATIER „Ich war kein Star oder so etwas, bei uns in der DDR war die Ensemblear­beit immer viel wichtiger“, sagt Uwe Kockisch.

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