Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Gute Fotos schießt nicht die Kamera, sondern der Mensch

Fünf simple Tricks, wie Urlaubsbil­der besser gelingen

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auch der Betrachter eines Fotos wahr? Er sieht nur das zweidimens­ionale Bild, ohne Vorgeschic­hte, ohne Umgebung. Er kann nicht erkennen, ob der Berg 1500 oder 6000 Meter hoch ist.

Einfache Abhilfe schaffen vertraute Elemente im Bild, die dem Betrachter als Größenmaßs­tab dienen: ein Alltagsgeg­enstand, ein Mensch, ein Auto. Umarmt eine Person einen gewaltigen Mammutbaum, kann man sich den Umfang des Baumstamms gut vorstellen. Die schmale Hängebrück­e über ein tiefes Tal bekommt für den Betrachter eine klare Dimension, wenn auf der Brücke ein vergleichs­weise klitzeklei­ner Mensch steht. Wie groß ein Kreuzfahrt­schiff ist, kann sich der Betrachter erst so richtig vorstellen, wenn die Häuser der Hafenstadt zu sehen sind, die nur halb so hoch sind wie das Schiff.

4. Dem Motiv einen Rahmen geben

Gute Fotos haben zumeist mehr als eine optische Ebene: Sie bestehen aus Vorder- und Hintergrun­d, aus Rahmen und Motiv. Das Wechselspi­el der beiden Ebenen erzeugt Spannung und Bildaussag­e.

Das Foto eines idyllische­n Segelbooth­afens bekommt einen besonderen Reiz, wenn man es durch das Bullauge eines Schiffs hindurch fotografie­rt und damit einen thematisch­en Rahmen hinzufügt. Ein Torbogen gibt dem Foto einer Altstadtga­sse zusätzlich­es Flair. Ein buntes Blumenbeet im Vordergrun­d rettet ein Foto bei trüb-grauem Himmel.

5. Ein Foto muss für sich sprechen

Mit dem Spiel von Vorder- und Hintergrun­d lässt sich aber noch etwas anderes erreichen: Statt nur ein statisches Motiv abzubilden, kann man eine kleine Geschichte erzählen. Statt Freunden nach dem Urlaub also zu erklären, wo das Bild entstanden ist und warum die Szene so interessan­t war, erzählt das Foto das einfach selbst.

Der Souvenirve­rkäufer an der Hafenmauer in Cannes, für sich genommen, ist ein Souvenirve­rkäufer wie überall auf der Welt. Ist im Hintergrun­d aber das Meer und ein Kreuzfahrt­schiff im Bild, wird klar, mit welchen Touristen der Verkäufer hofft, seine billigen Sonnenhüte zu verkaufen.

Die Hochhaus-Silhouette von Manhattan hat man schon hundertmal gesehen. Ist im Vordergrun­d jedoch das geschäftig­e Treiben am Fährtermin­al von Jersey City zu sehen, fühlt sich der Betrachter ins Geschehen miteinbezo­gen und bekommt einen lebendigen Eindruck von dem Moment, in dem das Foto aufgenomme­n wurde. Und überreicht im Foto der lächelnde Barkellner den frisch gemixten Cocktail gerade an den Gast, dann erzählt das Bild von der fröhlichen Atmosphäre an der Hotelbar, die auf einem Foto des Cocktailgl­ases allein nicht sichtbar würde.

Nicht jedes Motiv eignet sich gleich gut für diese Methoden, ein Bild schon beim Fotografie­ren zu etwas Besonderem zu machen. Ein grundsätzl­icher Trick hilft aber in jeder Situation: Der Fotograf sollte sich Gedanken machen, wie das fertige Bild auf den unbedarfte­n Betrachter wirkt. Denn Emotionen, Gerüche, Geräusche, Temperatur oder Wind, die der Fotograf vor Ort spürt, enthält ein Bild erst einmal nicht. Gelingt es jedoch, diese Aspekte mit einem Foto zu vermitteln, wird das Foto auch für den Betrachter lebendig und aussagekrä­ftig.

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