Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Leiterin der Ulmer Kantorei hofft auf neue Stimmen für ihr Ensemble
Musik: Ulrike Blessing freut sich auf ihre neue Aufgabe
ULM - Ulrike Blessing freut sich auf ihre neue Aufgabe: Vor wenigen Tagen wurde die 50-jährige Chordirektorin, Stimmbildnerin und Musikschullehrerin aus Langenau, mit großer Mehrheit zur Leiterin der Ulmer Kantorei gewählt. Sie ist damit die Nachfolgerin von Albrecht Haupt. Der hatte sich Ende März nach fast 60 Jahren von der Leitung des Ensembles verabschiedet.
Die erste Chorprobe unter ihrer Leitung findet Mitte Juni statt. Bis dahin stehen eine ganze Reihe von Gesprächen an. „Ich kenne den Chor ja noch kaum“, sagt sie. Die angenehme Atmosphäre der Probedirigate und das große musikalische Interesse der Sängerinnen und Sänger habe sie aber vollkommen von der Kantorei überzeugt. Das sei ausschlaggebend für ihre Bewerbung gewesen. „Ich glaube, das wird richtig gut.“Der Chor habe bei den Probediriga- ten auffällig schnell umgesetzt, was sie sich vorgestellt hatte. „Die Sänger sind unheimlich begierig auszuprobieren, sehr interessiert, und sie sau- gen auf wie ein Schwamm. Das war sehr spannend.“Es habe sie berührt, erzählt die Mutter von drei musikalischen Söhnen, wie sehr die Chor- mitglieder wollen, dass es für die Ulmer Kantorei nach dem Abschied von Albrecht Haupt eine hoffentlich gute Zukunft gibt.
Welches Werk sie als erstes aufführt, kann Ulrike Blessing noch nicht sagen. „Ich will mit Fingerspitzengefühl und Diplomatie herangehen“, betont sie. „Ich lege sehr viel Wert auf einen guten Umgang miteinander. Wer mit Laien musiziert, muss ihnen den Mut geben können, über sich hinauszuwachsen. Wenn man Laien einschüchtert, verspielt man viel. Sie trauen sich nicht mehr das zu, was sie eigentlich können.“
Ulrike Blessing hat Meisterkurse für Frühbarock und Alte Musik besucht. „Meiner eigenen Stimme kommt Alte Musik sehr entgegen.“Sie greift aber auch gerne Stücke aktueller Komponisten auf. „Wenn man für eine Uraufführung ein Werk mit dem Komponisten erarbeiten kann, ist das eine tolle Arbeit.“Jede Komposition aber habe ihre eigene Sprache und Botschaft, die herauszuarbeiten sie immer wieder begeistere. Freude habe sie auch an der Entdeckung selten aufgeführter Stücke. „Aber es gibt natürlich auch Werke, die zu Recht in der Schublade verschwanden.“
Ulm hat ein umfangreiches Konzertangebot: „Die Leute gehen dorthin, wo sie wissen, dass sie Qualität erleben werden.“Das Erfolgsrezept für die Zukunft heiße deshalb Qualität, sagt Ulrike Blessing, die seit 1988 auch den katholischen Kirchenchor Unterelchingen leitet. Dank ihrer Erfahrung und ihrer vielen Kontakte werde sie für Aufführungen der Ulmer Kantorei jeweils die geeigneten Solisten und Orchester anfragen. Und Ulrike Blessing hofft auf Konzertbesucher, die den Wunsch verspüren, in ihrem Ensemble mitsingen zu wollen. Denn dem Chor fehlen vor allem Männerstimmen. „Man muss es schaffen, dass Männer sich trauen, sich auszuprobieren.“