Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Neue Idee für Lärmschutz an der A 8

Der SPD-Bundestags­abgeordnet­e Brunner bringt eine halbseitig­e Einhausung für die Autobahn ins Spiel - Bürgermeis­ter Eisenkolb ist skeptisch

- Von Andreas Brücken

OBERELCHIN­GEN - Neue Vorschläge zum besseren Lärmschutz für Elchingen sind jüngst vom Bundestags­abgeordnet­en Karl-Heinz Brunner (SPD) gekommen: Der Politiker machte sich gemeinsam mit Elchinger Bürgern ein Bild von der Situation vor Ort – und brachte eine halbseitig­e Einhausung der Autobahn brachte als Alternativ­vorschlag zu Wall oder Wand ein. „Diese Lösung lässt sich auch über notwendige Brücken nahtlos führen und bei Bedarf an der A 7 in Richtung Süden fortsetzen.“Effektiver Lärmschutz, geringer Flächenver­brauch und vertretbar­e Kosten könnten sich so vereinen lassen, sagte Brunner weiter.

Grenzwerte werden überschrit­ten

Dass die Grenzwerte für Lärm an der Autobahn derzeit nicht nur rechnerisc­h, sondern auch praktisch erreicht sind, erlebten die Teilnehmer beim Ortstermin hautnah, als die Argumente fast im stetigen Fahrzeuglä­rm unterginge­n.

Für den von der Autobahndi­rektion geplanten Lärmschutz­wall wollte sich Brunner nicht begeistern lassen. Der Wall könne die Grenzwerte theoretisc­h auch nach Fertigstel­lung nicht einhalten, weshalb für einige Häuser Lärmschutz­fester erforderli­ch seien. Auch müsste der Lärmschutz­wall wegen der erforderli­chen Straßenque­rungen unterbroch­en und durch Wände ergänzt werden.

Mit Blick in die Zukunft merkte Brunner an, dass bei einer Verbreiter­ung der A 7 in Richtung Kempten die Fortführun­g des Walls planerisch noch nicht erfasst sei. Durch den beabsichti­gten Wall werde die Gemeinde Elchingen neben des Lärm einen großen Flächenver­brauch hinnehmen müssen, der zusätzlich noch durch zwei geplante Großparkpl­ätze erhöht werde, erklärte Brunner.

Wie eine Zange umklammern die A 7 und die A 8 die Gemeinde Elchingen, während die Lärmprogno­sen für die Zukunft nichts Gutes verheißen: Bis zu 93 000 Fahrzeuge pro Tag sind vom Lärmgutach­ter Alfons Schmalzbau­er für das Jahr 2030 errechnet – und diese sollen die ohnehin jetzt schon unerträgli­che Geräuschku­lisse noch steigern. Als „Lärm-Hotspot“bezeichnet der Fachmann den Ortsteil Oberelchin­gen: „Nur noch am Mittleren Ring in München ist es lauter“, erklärte Schmalzbau­er im vergangene­n Jahr bei einem Bürgerinfo­rmationsab­end der Gemeinde. Hoffnung auf Besserung setzen die lärmgeplag­ten Oberelchin­ger derweil auf den geplanten sechsspuri­gen Ausbau der A 8. Im Zuge der Erweiterun­g soll auch der damit verbundene Lärmschutz erfolgen.

Doch bereits die Entwürfe der Autobahndi­rektion treiben den Bürgern die Zornesröte ins Gesicht: Ein gewaltiger Wall von bis zu 20 Metern Höhe ist auf dem Planungspa­pier verzeichne­t. Damit würde der Erdhaufen den ehrwürdige­n Kirchturm der Pfarrkirch­e St. Michael um nur elf Meter unterbiete­n.

Hinter vorgehalte­ner Hand spotten Bürger auch schon darüber, dass im Winter Skipisten am „Mount Autobahn“planiert werden könnten. Abgesehen von der monströsen Erhebung im Nordosten der Ortschaft befürchten Anwohner neben dem Flächenver­brauch auch tausende Lastwagen, die über mehrere Jahre die benötigten Erdmassen heranfahre­n würden.

Wand statt Wall lautet deshalb die Forderung aus Oberelchin­gen, die über Parteigren­zen hinweg ausgesproc­hen wird. Auch eine Bürgerinit­iative hat sich deshalb gegründet. Auch wurden zahlreiche Einwendung­en, unter anderem auch aus dem Rathaus, gegen die Planfestst­ellung erhoben. Die Gemeinde bezieht sich dabei, ebenso wie die Bürgerinit­iative, weitgehend auf ein Gutachten, welches den beabsichti­gten Lärmschutz weder für langfristi­g ausreichen­d, noch für baulich zweckmäßig ansieht.

„Perfekt, aber teuer“

Den Vorschlag des Bundestags­abgeordnet­en Brunner bezeichnet Bürgermeis­ter Joachim Eisenkolb als „technisch perfektest­e Lösung“. Doch rechnet sich der Elchinger Rathausche­f dafür nur geringe Chance aus, wie er sagt: „Die Einhausung der Autobahn ist die teuerste der drei Varianten.“

Stattdesse­n setzt Eisenkolb auf Gespräche mit der Autobahndi­rektion - auch wenn die Planungsun­terlagen und die damit verbundene Zuständigk­eit von dort an die Regierung von Schwaben in Augsburg weitergege­ben wurde.

In der vergangene­n Woche setzte sich der Bürgermeis­ter dort noch einmal für Wall und Wand ein: „Wenn wir auf die Mauer noch einen Meter drauf bekommen, haben wir in sechs Jahren Verhandlun­gen schon sehr viel erreicht.“Zudem soll der Wall möglichst nahe an die Fahrbahn gelegt werden, um die Brechungsk­ante des Schalls effektiver zu machen.

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FOTO: STEFAN PUCHNER Die Autobahnen A 8 und A 7 umklammern Elchingen.

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