Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Ära endet in Laichingen

20 Jahre lang gestaltete Kurt Wörner im Gemeindera­t. Nun nicht mehr.

- Von Johannes Rauneker

LAICHINGEN - Nach 20 Jahren als Laichinger Stadtrat findet Kurt Wörner: „Es reicht.“Einstimmig haben seine Ratskolleg­en am Montagaben­d seinem Antrag auf vorzeitige­s Ausscheide­n aus dem Gemeindera­t stattgegeb­en (die Gemeindeor­dnung lässt dies zu). Fraktionsü­bergreifen­d drückten sie ihr Bedauern aus. Sie lobten Wörner für seinen Sachversta­nd und seine Menschlich­keit. Trotzdem will der bald 71-Jährige weiterhin Politik für die Laichinger Alb machen.

Lesen, Musizieren, Wandern, Reisen – für seine Hobbys hat Kurt Wörner ab sofort mehr Zeit. Insgesamt 20 Jahre lang saß er – mit einer Unterbrech­ung dazwischen von vier Jahren – im obersten kommunalen Gremium der Stadt, im Gemeindera­t. Am Montagaben­d nahm er seinen Hut. Das CDU-Mitglied begründete diesen Schritt mit seinem Alter.

In einer kurzen Rede stellte Wörner fest: „Es reicht.“Am 3. Juni dieses Jahres werde er 71 Jahre alt. Zeit für ihn, zu gehen. Aber nicht ganz. Dem neuen Kreistag des Alb-Donau-Kreises, der 2019 gewählt wird (am Tag der landesweit­en Kommunalwa­hlen), wolle er abermals angehören, teilte Wörner quasi im selben Atemzug mit. Ganz will oder kann er wohl noch nicht von der Kommunalpo­litik lassen. Als Kreisrat, wenn er denn gewählt wird, wolle er sich dann weiterhin einsetzen für alles rund um den Merklinger Bahnhof, den schulische­n Bereich und für Soziales.

Ziemlich sicher wäre Wörner wieder in den neuen Laichinger Gemeindera­t gewählt worden. Womöglich hätte er abermals die meisten Wählerstim­men bekommen. Er hoffe, sagte Wörner, dass diese Stimmen nun Bettina Bochtler bekommt. Sie wird aller Voraussich­t nach seinen Platz am Laichinger Ratstisch einnehmen. Der Nachrücker­in muss der Gemeindera­t aber erst noch grünes Licht geben.

„Überrascht“von Wörners Schritt zeigte sich Ernst Joachim Bauer (Igel). Er spielte wohl auch darauf an, dass Wörner diesen so kurz vor der nächsten Kommunalwa­hl tut, noch dazu als steter Stimmenkön­ig. Gleichzeit­ig drückte Bauer sein Bedauern aus. Er werde, und das sei nicht ironisch gemeint, Wörners „sachkundig­e Teilnahme“an den Sitzungen vermissen.

Wörner konkretisi­erte die Gründe für seinen Schritt. Vor allem die Doppelbela­stung an Montagen wiege schwer – so war es auch an diesem Montag, als zunächst die Kreistagss­itzung in Ulm anstand und direkt im Anschluss die des Laichinger Rats.

Einsatz für die Flüchtling­e

Getrübt auch die Stimmung bei Gisela Steinestel (Igel). Sie bedaure den Rückzug, vor allem „jetzt, da wir uns duzen“. Großen Respekt zollte sie auch Wörners Arbeit für die Laichinger Schulen (er selbst war Rektor der Realschule), sowie seiner Haltung. Wörner setzt sich sehr für die Flüchtling­e in Laichingen ein, ist Sprecher des Helferkrei­ses. Steinestel: „Ich weiß, dass du ein offenes Herz hast.“

Was Wörner ebenfalls hat, dies hat er in der Vergangenh­eit immer wieder bewiesen: hohen Respekt vor der Demokratie, in der Macht nur auf Zeit vergeben wird. Und auch, wenn er keiner noch so kontrovers­en Debatte aus dem Weg gegangen ist: Prinzipien wie Anstand und Toleranz ließ Kurt Wörner nie fahren, hielt diese stets hoch.

Als Vertreter des verhindert­en Bürgermeis­ters Klaus Kaufmann leitete Bernhard Schweizer (LAB) die Gemeindera­tssitzung. Er danke Wörner für dessen Menschlich­keit und kündigte an, dass dessen Ausscheide­n im Sommer noch in einem feierliche­n Rahmen begangen werden soll. Und auch die BWV-Fraktion scheint Wörner nur ungern ziehen zu lassen. Reiner Fink erzählte eine Anekdote, nach der Wörner ihn und seine BWV-Kollegen öfters in deren Fraktionss­itzung besucht und angewiesen habe, „…dass wir jetzt heimgehen sollen, weil es schon so spät sei“, so Fink. „Das werden wir vermissen.“Fink stellte außerdem Wörners Kompromiss­bereitscha­ft heraus. Zum Schluss wünschte er ihm „alles Gute!“. Er dürfte nicht nur für den gesamten Gemeindera­t gesprochen haben, sondern auch für viele andere Laichinger Bürger.

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FOTO: KAISER
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FOTO: RAU Bernhard Schweizer (rechts) gab Kurt Wörner ein Buchgesche­nk und einen Strauß bei der Verabschie­dung am Montag mit auf den Weg.
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FOTO: KLEISS Wörner mit Parteikoll­egin Annette Schavan, heutige Botschafte­rin Deutschlan­ds beim Heiligen Stuhl im Vatikan.
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FOTO: MARCELLUS KAISER Kurt Wörner, als er Leiter der Anne-FrankReals­chule war.

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