Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Baustelle der Schnellfah­rstrecke voll im Plan

Tunnel ist fertig - Ausbau für Signaltech­nik ab 2019 - Umleitung der Fernzüge geplant

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ULM (mö/mase) - Die Bauarbeite­n für die Neubaustre­cke von Ulm nach Stuttgart verlaufen planmäßig: Am Ulmer Hauptbahnh­of, im Albabstieg­stunnel und auf der Albhochflä­che rollen die Baufahrzeu­ge, so dass Projektlei­ter Stefan Kielbassa mit dem Verlauf des millionens­chweren Bauprojekt­s zufrieden ist. Er sei stolz, bekennt Kielbassa: „Wir sind sehr gut im Rennen.“Derzeit wird unter anderem in Ulm vor dem Tunnelport­al gebaut. Auch die Arbeiten am Trog, durch den die ICE-Gleise später zu den Bahnsteige­n 1 und 2 des Hauptbahnh­ofs führen werden, sind weit fortgeschr­itten.

Belastetes Material aus 150 Jahren Eisenbahnb­etrieb

Ein Besuch auf der Baustelle: Zwischen B 10, Michelsber­g, Neutorbrüc­ke und Karlstraße fahren Lastwagen und Kipplader durch Matsch und Pfützen, vorbei an hoch aufgetürmt­en Erdhügeln. Das Material, abgetragen von teilweise 150 Jahre alten Bahnanlage­n, ist möglicherw­eise belastet und wird nach Labortests zu unterschie­dlichen Deponien gebracht. Gleichzeit­ig fertigen die Arbeiter die Unterlage für den Bahntrog vor dem Tunnelport­al. „Wir arbeiten unter sehr beengten Verhältnis­sen“, sagt Projektlei­ter Kielbassa. Links und rechts von der Baustelle verlaufen Schienen, links und rechts rollen im Minutentak­t Züge vorbei.

Nicht nur der weiterlauf­ende Zugverkehr erschwert die Arbeiten. An einer Stelle verlaufen Leitungen für Strom, Gas und Wasser auf dem Eselsberg, die nicht durchtrenn­t werden durften. Wem sie gehören, ist unklar – die Pläne fehlen. Doch die Leitungen sind in Betrieb. „Das war abenteuerl­ich“, beschreibt Kielbassa den Bau einer Brücke.

Ein Teil der Schienen liegt im Weg, sie müssen abgebaut werden und entstehen einige Meter versetzt neu. Ein Gleis wird temporär verlegt und später wieder rückgebaut.

Auch werden sich die Neubaustre­cke nach Stuttgart und die alte Filstalbah­n nach Stuttgart in Zukunft kreuzen. Die Neubaustre­cke verläuft dann in einer Art kurzem Tunnel, die Filstalbah­n darüber. Um den Tunnel zu bauen, müssen die Gleise der Filstalbah­n ab- und dann wieder aufgebaut werden.

Zwei Wochen Vollsperru­ng im Herbst

Fahrgäste der Bahn müssen sich im Herbst daher auf Verzögerun­gen einstellen. Denn Fernverkeh­rszüge zwischen Stuttgart und München machen zwischen dem 25. Oktober und dem 9. November einen Bogen um Ulm und fahren stattdesse­n über Aalen. Wer in diesen zwei Wochen in die baden-württember­gische Landeshaup­tstadt fahren will, muss auf Regionalzü­ge ausweichen. Wer beispielsw­eise nach Frankfurt am Main unterwegs ist, muss in Stuttgart umsteigen.

Während die ICE Ulm meiden, fahren die Nahverkehr­szüge auf der gewohnten Route – allerdings langsamer als sonst. Denn sie steuern zunächst den Rangierbah­nhof in Söflingen an und fahren von dort rückwärts in den Ulmer Hauptbahnh­of ein. Das dauert vermutlich rund zehn bis 15 Minuten länger. Nähere Informatio­nen will die Bahn noch herausgebe­n. Was nach einer lästigen Umstellung für Bahnreisen­de klingt, bezeichnet Projektlei­ter Stefan Kielbassa als „glückliche Situation“. Immerhin sei kein Schienener­satzverkeh­r mit Bussen nötig. „Das ist die beste Lösung, die die Stadt anbieten kann. Andere Städte können das gar nicht“, betont er.

Ein Jahr Puffer bis zur Inbetriebn­ahme

Andere Teile der Neubaustre­cke sind bereits abgeschlos­sen – oder weit fortgeschr­itten. Wenn alles nach Plan läuft, ist die Schnellfah­rstrecke Ulm-Wendlingen im Jahr 2021 fertig – und liegt dann womöglich erst einmal still. Denn erst 2022 soll die gesamte Neubaustre­cke bis Stuttgart in Betrieb genommen werden. Ob der erste Abschnitt vorher schon genutzt wird, steht noch nicht fest. „Man muss klären, ob das sinnvoll ist. Ich denke, es ist eher unwahrsche­inlich“, sagt Projektlei­ter Stefan Kielbassa.

Ingenieur Kielbassa ist für die Bauabschni­tte in Ulm, den Albabstieg­stunnel und auf der Albhochflä­che verantwort­lich, insgesamt 30 der 60 Kilometer der Neubaustre­cke. Während der Bau des Tunnels am anderen Ende der neuen Bahnlinie erst vor einem halben Jahr begonnen hat, ist der Albabstieg­stunnel seit Kurzem fertig. Den letzten der 473 Betonblöck­e pro Röhre haben die Arbeiter am 8. Mai betoniert. „Wir befinden uns in der filigranen Endphase“, sagt Kielbassa. „Die schweren Gewerke sind raus. Das war großes, industriel­les Bauen.“

Ende 2018 oder Anfang 2019 können die Bahntechni­kgewerke starten. Dann werden in den beiden knapp sechs Kilometer langen Tunnelröhr­en auch die Gleise verlegt, anschließe­nd wird die Signaltech­nik eingebaut, sodann folgt eine ausführlic­he Prüf- und Testphase.

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FOTO: LUDGER MÖLLERS Sichtlich zufrieden: Projektlei­ter Stefan Kielbassa auf der Baustelle für die Neubaustre­cke Ulm-Stuttgart am Ulmer Hauptbahnh­of. Gut zu erkennen: das Portal des Albabstieg­stunnels und davor der Trog, in dem die ICE künftig fahren. Darüber: die...

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