Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Grün, grüner, Kretschmann
Die Grünen lieben ihn, schließlich ist er ihr erster und auf absehbare Zeit wohl auch einziger Ministerpräsident – und sie hassen ihn, weil er in so vielen Fragen so ganz anderer Meinung ist als die Parteimehrheit. Die Bundespartei stand immer links von Winfried Kretschmann. Das ändert sich gerade ein wenig durch das neue Führungsduo, das sich auch mehr in der Mitte platziert und alle mitnehmen will, von Trittin links bis Kretschmann rechts. Das wäre neu.
Denn wenn Kretschmann die Vermögensteuer ablehnt, dann wollen die Grünen sie haben. Wenn sie die Ausweisung sicherer Herkunftsstaaten ablehnen, in die man Flüchtlinge schneller abschieben kann, hält Kretschmann sie unter gewissen Voraussetzungen für durchaus möglich. Wenn sie das Ende des Verbrennungsmotors für 2030 beschließen, denkt Kretschmann, er sei in Utopia. Und wenn manche Grüne ihn für einen Freund der Autoindustrie halten, kontert er, dass er der einzige grüne Ministerpräsident ist und es besser weiß. Überhaupt belehrt Kretschmann die Grünen gerne. Das wiederum ist dann einseitig. Denn es gibt in Berlin keinen einzigen Grünen, der der Ansicht ist, dass er Kretschmann erfolgreich belehren könnte. (sal)