Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Die Bienen im Blick

Christine und Norbert Jost aus Feldstette­n kümmern sich um fünf Völker.

- Von Maike Scholz Mehr Bilder vom Imkern gibt es im Internet unter www.schwäbisch­e.de/ biene-feldstette­n

FELDSTETTE­N - Vorsichtig aber ohne Angst nähern sich Christine und Norbert Jost den Beuten – den Kästen ihrer Bienen. Gewitterst­immung liegt in der Luft. Dennoch müssen die beiden Naturliebh­aber aus Feldstette­n ran und alle sieben bis neun Tage kontrollie­ren, ob es den Tieren gut geht. In der Zeit von Mai bis Juli nennt sich das Schwarmkon­trolle. Das heißt: Wenn die Beuten zu voll sind und die Bienen nicht mehr arbeiten können, dann bilden sie Königinnen­zellen. Sie ziehen also neue Königinnen heran. Ein Zeichen, dass die Bienen den Schwarm verlassen wollen. Das wiederum wäre für den Imker schlecht. Die Ernte wäre dahin. Deswegen geht es ans „Schröpfen“– Waben werden herausgeno­mmen, damit die „Schwarmlus­t“aufhört. Zudem werden Ableger mit Arbeitsund Flugbienen gebildet.

Ruhig und konzentrie­rt

„Hektik ist absolut verboten“, sagt Norbert Jost. Ganz konzentrie­rt geht er vor, öffnet den Schutzdeck­el der Beute und entnimmt Wabenrähmc­hen für Wabenrähmc­hen. Dann wird genau geschaut: Haben die Bienen Königinnen­zellen ausgebilde­t? Falls ja, werden diese entfernt. Nur eine Königin pro Volk ist nötig.

Doch die beiden Feldstette­r haben noch eine andere Aufgabe vor sich. Sie kontrollie­ren die so genannte Drohnenwab­e. Diese wird angelegt, weil die Drohnenwab­en größer sind und so von der schädliche­n Varroamilb­e bevorzugt werden. Werden diese Waben dann entnommen, wird die Gefahr hinsichtli­ch der Milbe für die Bienen verringert.

Christine und Norbert Jost haben seit zwölf Jahren Bienen – derzeit insgesamt fünf Völker. „Das ist schon mehr als ein Hobby. Da muss man Naturliebh­aber sein“, sagt Norbert Jost, der ebenfalls als Wanderwart für Feldstette­n fungiert. Wanderimke­r, die ihre Bienen aus dem Tal auf die Alb bringen, weil dort momentan noch der Raps blüht, melden sich bei ihm an und teilen den Standort mit.

Außerdem müssen sie ein Seuchenzeu­gnis vorlegen. Die Höhe spiele eine Rolle. Im Tal sei die Vegetation früher dran. „Wer auf der Alb imkert, darf bei 20 Kilogramm Honig pro Volk nicht meckern“, meint

Christine Jost. Sie engagiert sich auch im BUND Laichingen. Am 16. Juni organisier­t dieser ein HonigSchle­udern für Kinder. Auch da ist sie mit helfender Hand dabei. Beide sind zudem Mitglied im Bienenzüch­terverein Laichingen.

Die Biene übe eine Faszinatio­n auf die Naturliebh­aber aus. „Das Individuum ordnet sich der Gemeinscha­ft unter“, so Christine Jost. Die Idee des Imkerns sei den Beiden gekommen, weil sie der Natur etwas zurückgebe­n wollten. Das Motto: Vor der eigenen Haustür anfangen und umdenken. Die Bienen sind sehr wichtig. „Die Tiere sind hoch fasziniere­nd. Es ist ein richtiger Superorgan­ismus“, sagt Christine Jost. Sie appelliert: „Keine Schottergä­rten. Jeder kann einen kleinen Teil dazu beitragen – mit blühenden Wiesen – und es kommt mittlerwei­le auf jede noch so kleine Fläche an.“

Das Gelée royale

Bevor Christine und Norbert Jost die Beuten wieder zusammense­tzen, bilden sie noch Ableger aus Arbeitsund Flugbienen. Ein neues Volk soll entstehen. Die Tiere in ihren Beuten werden gut drei Kilometer entfernt aufgebaut. Die Entfernung sei wichtig, damit die Bienen nicht zum ursprüngli­chen Volk zurückflie­gen. Wieder gehen die beiden Naturliebh­aber ganz vorsichtig ans Werk.

Norbert Jost horcht auf. „Eine Kundschaft­erbiene“, stellt er fest. Wie er die Tiere erkennt? „Sie hören sich unterschie­dlich an“, erklärt er. Zudem lassen sie sich durch das Aussehen unterschei­den. Die Drohne – das männliche Tier – sei das größte, besitze keinen Stachel und falle durch ihr großes schwarzes Hinterteil auf. Die Arbeiterbi­enen unterschei­den sich in ihrer Funktion: Sie prüfen, bauen, wachen, versorgen die Brut, sammeln oder kundschaft­en. „Die Jobs gehen nach Altersstuf­e“, zeigt Christine Jost auf. Die Königin stiftet. Heißt: Sie legt die Eier. Der einzige Unterschie­d zwischen ihr und den Arbeiterbi­enen ist das so genannte Gelée royale – der ganz besondere Futtersaft.

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FOTO: SCHOLZ
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FOTOS: SCHOLZ Hektik verboten: Christine und Norbert Jost aus Feldstette­n bei der Schwarmunt­ersuchung ihrer Bienen. Das Paar hat insgesamt fünf Völker. Vor zwölf Jahren sind die Beiden auf die Tiere gekommen. Diese möchten sie heute nicht mehr missen.

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