Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Traktoren beleben das Dorf, so weit die Nase riecht
Der 20. Griesinger Oldtimerumzug bringt Zeiten in Erinnerung, da ohne Diesel einst nichts ging
GRIESINGEN - Eine außergewöhnliche Menge alter Traktoren und etlicher anderer selten gewordener Fahrzeuge hat am Pfingstsonntag in Griesingen die Bewunderung der die Straßen säumenden Zuschauer erregt. Mit dem 20. Oldtimercorso krönte der Musikverein das Jubiläumfest anlässlich seines 60-jährigen Bestehens.
Traktoren, so weit das Auge reicht und so weit die Nase riecht, gab es ab 14 Uhr wieder einmal zu bewundern, als sich zum 20. Mal eine nicht enden wollende Aneinanderreihung von scheinbar nicht kaputt zu kriegenden Zugmaschinen langsam, aber mit kraftvollen Auspuffschlägen auf den Weg von der Höhenstraße über die Alte Landstraße und die Waldstraße durch ein dichtes Zuschauerspalier bis zur großen Wiese vor dem Festplatz in Bewegung setzte.
Es ist eine unglaubliche Faszination, die von den ehemaligen und teilweise heute noch genutzten Schleppern ausgeht. Um so etwas zu erleben und damit auch der Leistung von Technik und Landwirtschaft Anerkennung zu zollen, nehmen viele Zuschauer weite Anfahrwege in Kauf.
Produkte ohne Verfallsdatum könnte man die in Mittel- und Norddeutschland auch als Trecker bezeichneten langsamen Zugmaschinen nennen. Falls doch einmal etwas kaputt gehen sollte, dann gibt es immer noch Leute, die so etwas reparieren, sofern der Besitzer nicht selbst dazu imstand ist.
„Dieselfahrverbot – nein danke“, lautete am Sonntag in Griesingen die Devise all derer, die sich zwischendurch ganz gerne dem typischen Geruch aussetzen und am Rand der Straße genug davon abbekamen. In der letzten Kurve vor dem Endspurt in Richtung Festplatz wurde der Sauerstoff schon mal knapp, wenn es gelegentlich zum Stau kam. Aber was soll’s? Man konnte ja kurz den Atem anhalten und das Ende abwarten. Nicht das eigene natürlich, sondern das des Staus. Bis alles wieder ordentlich eingeparkt war, dauerte es eben eine Weile. Eine ganze Weile dauerte es auch, bis nach dem Vorbeimarsch der Griesinger Musikkapelle, etlicher Traktoren und des Modells der Kirche St. Leodegar sich wieder etwas auf der Straße bewegte. So rund zehn Minuten wartete man, bis endlich ganz kleine Ritter das gemächlich vor den Augen des Publikums vorbeiziehende Märchenland des Kindergartens ankündigten. Sich der gemäßigten Geschwindigkeit der kurzen Kinderbeine anzuschließen, blieb der folgenden Jugendfeuerwehr nicht erspart. Gemessenen Schrittes zogen die sonst doch recht lebhaften Jugendlichen des Wegs. „Gand dia ällaweil so langsam?“, sorgte sich eine Zuschauerin um deren Befinden.
Dann aber ging es Zug um Zug beziehungsweise Traktor um Traktor und dazwischen rollten ein von Kühen gezogener Grünfutterwagen, mehrere alte Mopeds und Motorräder und guterhaltene und einst moderne Automobile. Ein prachtvolles Reisefahrzeug stellte ein MercedesBenz 300D in Griesingen aus einer Zeit dar, als Dieselmotoren als umweltfreundlich galten. Bescheidener gab sich eine BMW Isetta aus den Jahren, als sich die Bayerischen Motorenwerke das Geld für Größeres erst ansparen mussten. Insgesamt war der Oldtimercorso wieder einmal ein Dankbarkeitserweis für die heutigem Wohlstand vorausgegangene Entwicklung. Fazit: ein schöner und interessanter Umzug.