Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Fledermäuse orientieren sich im Dunkel der Nacht mit den Ohren
30 Kinder und Erwachsene lassen sich im Informationszentrum von Elke Wunsch das Leben der fliegenden Säugetiere erklären
HÜTTEN - Alles über Fledermäuse haben 30 Besucher desBiosphä ren Informationszent rums in Hütten, darunter zehn Kinder, am Samstagabend erfahren. Die Biologin Elke Wunsch aus Ingstetten verstand es, ein faszinierendes Bild vom Leben der nachtaktiven und fliegenden Säugetiere zu vermitteln.
„Fledermäuse sind Flugkünstler der Nacht“, machte Elke Wunsch die neugierigen Zuhörer auf die in jeder Hinsicht bemerkenswerten Tiere aufmerksam. „Das ist ein Säugetier, das fliegen kann“, merkte sie zu dem großformatig auf eine Leinwand projizierten Bild einer ausgespreizten Lang ohr fledermaus an und erläuterte deren Flug häutez wischenden Fingern. Eine Schwanzflughaut zwischen den Hinterbeinen ist beim Steuern nützlich und fängt bei der Geburt den Nachwuchs auf. Etliche weitere, sehr gut aufgenommene Bilder zeigten das Hängen der Tiere in Ruhelage und das dichte Fell.
Wie das Echolot in der Schifffahrt funktioniert die Orientierung der Fledermaus. Nur scheinbar lautlos flitzen Fledermäuse durch die Nacht. In Wirklichkeit brüllen sie in einem fort, manche sogar so laut wie ein startender Düsenjet. Man hört sie aber nicht, weil die Schreie der Tiere im Ultraschallbereich liegen. Frequenzen von mehr als 20 000 Kilohertz vermag kein menschliches Ohr zu vernehmen. Spektrogramme der Töne von Goldhufeisennasen zeigten die unhörbaren Frequenzen der Fledermauslaute im Zeitablauf.
„Zwergfledermäuse pflegen oft Körperkontakt“, beschrieb Elke Wunsch das Sozialverhalten der Tiere untereinander. Mehrere Weibchen würden immer zusammen ihre Jungen zur Welt bringen.
Ein optimales Fledermausquartier stellt die abstehende Rinde gestorbener Buchen dar. Weitere Standorte sind die Unterseiten von Kanaldeckeln oder offenstehende Fensterläden an alten Häusern. Orte größerer Fledermausansammlungen sind Dachstühle von Kirchen und anderen alten Gebäuden. Darunter finden sich als Dünger verwendbare Kothaufen.
Um den Winter zu überleben, suchen Fledermäuse bis zu 200 Kilometer weit. Dies verdeutlichte ein Filmausschnitt von einer Winterquartierhöhle in einem Felsen. Die Beringung von Fledermäusen ermöglicht Erkenntnisse über die von ihnen zurückgelegten Strecken. In 14 Tagen flog ein Tier von Frankfurt nach Südschweden 700 bis 800 Kilometer weit. Bei ihrer Wanderung durch Europa kommen manche Fledermäuse auf bis zu 1200 Kilometer.
In der Sontheimer Höhle halten sich mehr als 400 Fledermäuse auf“, berichtete Elke Wunsch über einen Standort im Biosphärengebiet der Schwäbischen Alb. Eine Beeinträchtigung des Lebensraums bringe Veränderungen der Bodennutzung mit sich. In Baden-Württemberg stehen alle Fledermausarten auf der Roten Liste bedrohter Tiere, obwohl sie nahezu weltweit verbreitet sind.
Technische Probleme verhinderten die Vorführung eines Films. Die versprochene Nachtwanderung zur Mühle und am Waldrand fand bei leichtem Nieselregen statt.