Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Ulmer Zelt: Alles unter Dach und Fach
Ab heute gibt es wieder Musik und Kleinkunst in der Friedrichsau Der Vorverkauf für die 25 Veranstaltungen läuft
ULM - Wenn Kulturmanager Jan Ilg jetzt, kurz vor dem Start der Zelt-Saison 2018 über das Gelände geht, sieht er, dass er sich keine Sorgen machen muss. Die Zelte, Wagen und Hütten auf dem Gelände stehen, die Lautsprecher und Scheinwerfer sind installiert. Ilg, seit 2013 künstlerischer Leiter, kann sich ganz seiner eigenen Arbeit widmen – denn das Zelt funktioniert wie eine gut geölte Maschine. Und fast alle, die da im Hintergrund tüfteln und werkeln, tun dies ohne Bezahlung, aber mit Begeisterung. Und das wird auch in der 32. Spielzeit so sein, die heute, Mittwoch, mit dem Auftritt von Jan Josef Liefers und seiner Band Radio Doria beginnt.
Die Tage vor der Eröffnung sind Übergangstage: Die wichtigen Dinge sind schon erledigt, die tägliche Arbeit auf dem Gelände hat aber noch nicht begonnen. Dann sind laut Ilg teilweise allein 50 Ehrenamtliche unterwegs: Sie kümmern sich um Künstler, Kartenverkauf oder Beleuchtung. Insgesamt gibt es rund 100 Freiwillige, die sich abwechseln, die meisten in festgelegten Gruppen, die beispielsweise für Finanzen oder Technik Verantwortung übernehmen. Was sie antreibt? Wahrscheinlich die Freude, gemeinsam etwas so Großes wie das Ulmer Zelt entstehen zu lassen. Die Belohnung: Dank, und die Chance, umsonst die Abendveranstaltungen zu besuchen. „Wenn du ein richtiger Mitarbeiter bist und deine Dienste machst, darfst zu jeder Veranstaltung“, sagt Ilg. Und bei schönem Wetter versammeln sich danach alle backstage am Lagerfeuer, oftmals in Gesellschaft der Künstler.
Noch viele Karten fürs zweite Wochenende
25 Abendveranstaltungen gibt es in dieser Spielzeit – und für die meisten gibt es noch Karten. Seit vergangener Woche sind jedoch zwei ausverkaufte hinzugekommen: „Short Cuts“(13. Juni), das Gastspiel des Augsburger Theaterballetts im Rahmen des Festivals „Ulm moves!“, und Jochen Malmsheimer mit seinem Programm „Dogensuppe Herzogin – ein Austopf mit Einlage“(24. Juni).
Der Vorverkauf laufe sehr solide, sagt Ilg, nur das zweite Festivalwochenende bereite ihm noch Kopfzerbrechen: Bei der Mittelalter-Folkband Versengold (1. Juni) und dem israelischen Popsänger Asaf Avidan (2. Juni) liege man noch deutlich hinter den Erwartungen. „Vielleicht liegt es ja an den Ferien“, vermutet der Kulturmanager, der selbst vor allem Avidan höher eingeschätzt hätte, und zuckt mit den Achseln. „Aber das ist eben die Lotterie beim Buchen.“
Das sind freilich nur Herausforderungen hinter den Kulissen. Für die Besucher ändert sich kaum etwas in der neuen Saison. Neu und ein bisschen unpraktisch ist vielleicht, dass Fahrradfahrer und Fußgänger wegen der Baustelle am Donaudamm in den ersten Festivalwochen eine Umleitung über das Donaustadion oder die Donauhalle in Kauf nehmen müssen.
Dafür können sie sich ohne Reue erfrischen, denn die Bierpreise sind nicht gestiegen. „Das ist unser Dankeschön an unsere treuen Fans“, sagt Pressesprecherin Thumerer.
Für die Ticketpreise gilt das allerdings nicht unbedingt, wie Kulturmanager Ilg zugibt. „Die Gagen werden teurer, alles wird teurer.“Aber er versichert: Verglichen mit anderen Terminen der jeweiligen Tourneen, liege das Zelt preislich stets im Schnitt oder sogar darunter.
Manche Besucher stören sich sowieso nicht an den Kosten der Abendveranstaltungen: Sie genießen einfach das besondere Flair rund ums Zelt, sie lassen sich im Biergarten Getränke oder auch die Gerichte von den Ständen schmecken.
Einer ist dieses Jahr neu dabei: Francesco Contino von „Portico“in Ne-Ulm, der für sieben Wochen in die Au umzieht. Statt Teigfladen bietet er dort aber Pasta, Antipasti und leichte italienische Speisen an. Weil solche Speisen gut zur Atmosphäre, findet Contino, der sich als Zelt-Fan outet: „Hier sind die Leute offen und gut gelaunt, da geht es um Leichtigkeit.“