Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Prima leben rund ums Münster
Mit der Deutschland-Studie liegt erstmals ein umfängliches Regionen-Ranking zu den Lebensverhältnissen im Land vor
ULM/NEU-ULM - In Ulm lebt es sich gut. Und zwar besser als in den meisten Städten der Republik. Mit der Deutschland-Studie liegt erstmals ein umfängliches Regionen-Ranking zu den Lebensverhältnissen im Land vor. Rang 10 wird für Ulm angegeben.
Das Wirtschaftsforschungsinstitut Prognos hat dafür neben amtlichen Statistiken auch exklusive Daten ausgewertet, die sich an den Grundbedürfnissen des Menschen orientieren: etwa Gesundheit, Wohnen, Versorgung, Arbeit, Sicherheit oder Freizeit. Ulm punktet besonders im Bereich Freizeit und Natur. Aber auch Faktoren wie Arztdichte, Vereine je 1000 Einwohner, Besucherzahl klassischer Kulturveranstaltungen mit eigenem Ensemble, Aktive Nutzer von Bibliotheken, Kaufkraft oder Anteil der Frauen an den Mandaten sind weit überdurchschnittlich.
Der Kreis Neu-Ulm liegt auf Platz 94 von 401 Landkreisen und Städten und somit im vorderen Viertel. Auffällige Werte im Kreis Neu-Ulm sind die niedrige Anzahl an Pflegebedürftigen (Rang sieben), die niedrige Zahl der Raucher (Platz elf) und die niedrige Arbeitslosenquote (Platz 21). Besonders schlecht schneidet der Kreis bei der Mietpreis-Einkommens-Relation ab: Rang 327 lässt auf hohe Mieten schließen. Ulm liegt hier mit Platz 336 noch weiter hinten.
Jede Region konnte maximal 300 Punkte erreichen. Mit 207 Punkten steht Spitzenreiter München zwar vorne, aber auch vor großen Herausforderungen: Wohnen ist teuer, es gibt zu wenig Kita-Plätze, die Luftqualität ist eher schlecht. Umgekehrt gehen die Regionen am unteren Ende des Rankings nicht leer aus. Auf dem letzten Platz erreicht Gelsenkirchen noch 109 Punkte. Gelsenkirchen punktet mit Kulturangeboten und bezahlbarem Wohnraum.
Insgesamt macht die Studie ein Nord-Süd-Gefälle bei den Lebensverhältnissen in Deutschland sichtbar. Die Regionen in Bayern, BadenWürttemberg und Hessen erreichen zusammengenommen im Schnitt 177 Punkte, nordwestdeutsche Regionen in NRW, Niedersachsen, Hamburg, Bremen und Schleswig-Holstein nur 152. Das sind 25 Punkte Unterschied. Der Unterschied zwischen West und Ost beträgt hingegen nur 3 Punkte.
Die Regionen in Ostdeutschland schneiden in Kategorien zu Freizeit, Natur und Kinderbetreuung überdurchschnittlich gut ab. Städte wie Potsdam, Dresden, Jena und Rostock schaffen es unter die besten 50 Regionen Deutschlands. Im Osten steht es zudem besonders gut um Aspekte der Gleichberechtigung.
Heidelberg, Ulm oder Regensburg ganz weit vorne
Die ZDF-Deutschland-Studie zeigt zudem: Alle Städte in der Bundesrepublik zusammengenommen erreichen im Durchschnitt 167 Punkte, alle ländlichen Regionen 166 Punkte. In den Toprängen finden sich beide: Städte wie Heidelberg, Ulm oder Regensburg, aber auch Landkreise wie die Südliche Weinstraße oder ländliche Kreise im Voralpenraum. Stadt und Land punkten jedoch auf unterschiedlichen Gebieten, das Land zum Beispiel mit geringer Kriminalität, die Stadt mit vielen Kulturangeboten.
In ländlichen Regionen, weit weg von städtischen Zentren, sind die Lebensverhältnisse allerdings häufig insgesamt schwierig. Die Gegenden leiden unter anhaltendem Bevölkerungsschwund. Solche Landkreise gibt es sowohl in Ost- als auch in Westdeutschland. Besonders hart trifft es etwa den Landkreis Nienburg in Niedersachsen, die Uckermark in Mecklenburg-Vorpommern oder den Vogelsbergkreis in Hessen. Hier liegt die Gesamtpunktzahl bis zu 31 Punkte unter dem Bundesdurchschnitt von 166 Punkten.
Viele Nachbarkreise attraktiver deutscher Großstädte wie München, Freiburg, Nürnberg, Stuttgart, Hamburg oder Berlin weisen dagegen gute bis sehr gute Rahmenbedingungen für Lebensqualität auf. In diesen Kreisen kann man häufig sowohl die Vorteile der Städte wie gute Jobmöglichkeiten und eine lebendige Stadtkultur als auch ländliche Vorteile wie saubere Luft und preiswerteren Wohnraum genießen.