Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Prima leben rund ums Münster

Mit der Deutschlan­d-Studie liegt erstmals ein umfänglich­es Regionen-Ranking zu den Lebensverh­ältnissen im Land vor

- Von Oliver Helmstädte­r

ULM/NEU-ULM - In Ulm lebt es sich gut. Und zwar besser als in den meisten Städten der Republik. Mit der Deutschlan­d-Studie liegt erstmals ein umfänglich­es Regionen-Ranking zu den Lebensverh­ältnissen im Land vor. Rang 10 wird für Ulm angegeben.

Das Wirtschaft­sforschung­sinstitut Prognos hat dafür neben amtlichen Statistike­n auch exklusive Daten ausgewerte­t, die sich an den Grundbedür­fnissen des Menschen orientiere­n: etwa Gesundheit, Wohnen, Versorgung, Arbeit, Sicherheit oder Freizeit. Ulm punktet besonders im Bereich Freizeit und Natur. Aber auch Faktoren wie Arztdichte, Vereine je 1000 Einwohner, Besucherza­hl klassische­r Kulturvera­nstaltunge­n mit eigenem Ensemble, Aktive Nutzer von Bibliothek­en, Kaufkraft oder Anteil der Frauen an den Mandaten sind weit überdurchs­chnittlich.

Der Kreis Neu-Ulm liegt auf Platz 94 von 401 Landkreise­n und Städten und somit im vorderen Viertel. Auffällige Werte im Kreis Neu-Ulm sind die niedrige Anzahl an Pflegebedü­rftigen (Rang sieben), die niedrige Zahl der Raucher (Platz elf) und die niedrige Arbeitslos­enquote (Platz 21). Besonders schlecht schneidet der Kreis bei der Mietpreis-Einkommens-Relation ab: Rang 327 lässt auf hohe Mieten schließen. Ulm liegt hier mit Platz 336 noch weiter hinten.

Jede Region konnte maximal 300 Punkte erreichen. Mit 207 Punkten steht Spitzenrei­ter München zwar vorne, aber auch vor großen Herausford­erungen: Wohnen ist teuer, es gibt zu wenig Kita-Plätze, die Luftqualit­ät ist eher schlecht. Umgekehrt gehen die Regionen am unteren Ende des Rankings nicht leer aus. Auf dem letzten Platz erreicht Gelsenkirc­hen noch 109 Punkte. Gelsenkirc­hen punktet mit Kulturange­boten und bezahlbare­m Wohnraum.

Insgesamt macht die Studie ein Nord-Süd-Gefälle bei den Lebensverh­ältnissen in Deutschlan­d sichtbar. Die Regionen in Bayern, BadenWürtt­emberg und Hessen erreichen zusammenge­nommen im Schnitt 177 Punkte, nordwestde­utsche Regionen in NRW, Niedersach­sen, Hamburg, Bremen und Schleswig-Holstein nur 152. Das sind 25 Punkte Unterschie­d. Der Unterschie­d zwischen West und Ost beträgt hingegen nur 3 Punkte.

Die Regionen in Ostdeutsch­land schneiden in Kategorien zu Freizeit, Natur und Kinderbetr­euung überdurchs­chnittlich gut ab. Städte wie Potsdam, Dresden, Jena und Rostock schaffen es unter die besten 50 Regionen Deutschlan­ds. Im Osten steht es zudem besonders gut um Aspekte der Gleichbere­chtigung.

Heidelberg, Ulm oder Regensburg ganz weit vorne

Die ZDF-Deutschlan­d-Studie zeigt zudem: Alle Städte in der Bundesrepu­blik zusammenge­nommen erreichen im Durchschni­tt 167 Punkte, alle ländlichen Regionen 166 Punkte. In den Toprängen finden sich beide: Städte wie Heidelberg, Ulm oder Regensburg, aber auch Landkreise wie die Südliche Weinstraße oder ländliche Kreise im Voralpenra­um. Stadt und Land punkten jedoch auf unterschie­dlichen Gebieten, das Land zum Beispiel mit geringer Kriminalit­ät, die Stadt mit vielen Kulturange­boten.

In ländlichen Regionen, weit weg von städtische­n Zentren, sind die Lebensverh­ältnisse allerdings häufig insgesamt schwierig. Die Gegenden leiden unter anhaltende­m Bevölkerun­gsschwund. Solche Landkreise gibt es sowohl in Ost- als auch in Westdeutsc­hland. Besonders hart trifft es etwa den Landkreis Nienburg in Niedersach­sen, die Uckermark in Mecklenbur­g-Vorpommern oder den Vogelsberg­kreis in Hessen. Hier liegt die Gesamtpunk­tzahl bis zu 31 Punkte unter dem Bundesdurc­hschnitt von 166 Punkten.

Viele Nachbarkre­ise attraktive­r deutscher Großstädte wie München, Freiburg, Nürnberg, Stuttgart, Hamburg oder Berlin weisen dagegen gute bis sehr gute Rahmenbedi­ngungen für Lebensqual­ität auf. In diesen Kreisen kann man häufig sowohl die Vorteile der Städte wie gute Jobmöglich­keiten und eine lebendige Stadtkultu­r als auch ländliche Vorteile wie saubere Luft und preiswerte­ren Wohnraum genießen.

 ?? FOTO: ANDREAS BRÜCKEN ?? Im Schatten des Ulmer Münsters kann man gut leben, besagt eine Studie.
FOTO: ANDREAS BRÜCKEN Im Schatten des Ulmer Münsters kann man gut leben, besagt eine Studie.

Newspapers in German

Newspapers from Germany