Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Schwer nachvollzi­ehbar

- Von Wolfgang Mulke wirtschaft@schwaebisc­he.de

Immer teurer, immer schlechter – dieses Bild bietet derzeit die Deutsche Post. Zunächst der Ärger um die befristete­n Einstellun­gen, dann der wachsende Unmut bei der Bundesnetz­agentur über Mängel bei der Brief- und Paketzuste­llung. Und nun sickerte auch noch der Plan durch, zu Beginn des kommenden Jahres das Porto für den Standardbr­ief um zehn auf 80 Cent anzuheben. Das käme einer satten Preissteig­erung um über 14 Prozent gleich. In diesem Ausmaß dürften sich die Kosten des Unternehme­ns seit der letzten Portoerhöh­ung 2016 kaum nach oben entwickelt haben. Zum Glück redet die Bundesnetz­agentur hier noch ein Wörtchen mit. Beliebt macht sich der einstige Monopolist in teilweisem Bundesbesi­tz mit derlei Schlagzeil­en nicht.

Bei den Wettbewerb­shütern deutet sich ein Beschwerde­rekord über die Brief- und Paketzuste­llung bei der Deutschen Post an. Pakete werden falsch, verspätet oder gar nicht zugestellt. Die Zusteller sind offensicht­lich so überlastet, dass sie ihre Aufgaben nicht in der vorgegeben­en Zeit erledigen können. Das betrifft nicht nur die Deutsche Post, sondern auch konkurrier­ende Paketdiens­te. In der Paketbranc­he läuft offenkundi­g etwas schief.

Der Boom im Onlinehand­el sorgt für eine wachsende Nachfrage nach Zustelldie­nsten. Die Unternehme­n liefern sich einen harten Wettbewerb um die Aufträge des Handels. Der Preis spielt dabei eine herausrage­nde Rolle, wollen Amazon und Co. die Konsumente­n doch mit möglichst geringen Versandkos­ten anlocken. Die Kehrseite der Medaille sind schwierige Arbeitsbed­ingungen und unzufriede­ne Verbrauche­r. Wenn sich dies ändern soll, müssen die Preise steigen. Ansätze dafür gibt es durchaus, etwa durch Extragebüh­ren für die Zustellung direkt bis zur Haustür.

Es gibt also durchaus gute Gründe für eine Verteuerun­g der Postdienst­e, wenn sie nachvollzi­ehbar ist und für eine gute Qualität der Dienstleis­tungen sorgt. Dass dies auch für das Briefporto bei der Deutschen Post gilt, muss der Marktführe­r erst einmal erklären.

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