Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Conte gibt Regierungs­auftrag in Italien zurück

Der designiert­e Premier Conte gibt seinen Regierungs­auftrag zurück – Neuwahlen wahrschein­lich

- Von Thomas Migge und AFP

ROM (AFP) - Der als neuer italienisc­her Ministerpr­äsident vorgesehen­e Jurist Giuseppe Conte verzichtet nun doch auf das Amt. Das erklärte das Präsidiala­mt in Rom am Samstagabe­nd nach einem Treffen des 53Jährigen mit Staatspräs­ident Sergio Mattarella. Zuvor hatte die Bildung einer Regierung aus der populistis­cher Fünf-Sterne-Bewegung und der rechtsextr­emen Lega gestockt. So soll Mattarella sein Veto gegen die Ernennung des Lega-Wunschkand­idaten für das Amt des Finanzmini­sters, den Euro-Kritiker Paolo Savona, eingelegt haben.

ROM - In Italien wird es keine neue Regierung aus der ausländerf­eindlichen Lega und der populistis­chen 5Sterne-Bewegung M5S geben. Der designiert­e Regierungs­chef Giuseppe Conte gab Sonntag Abend sein Mandat zurück. Wahrschein­lich wird es im Herbst Neuwahlen geben. Zu klären bleibt, ob der bereits aus seinem Amt ausgeschie­dene sozialdemo­kratische Regierungs­chef Paolo Gentiloni bis dahin die Amtsgeschä­fte weiterführ­t oder ob ein politisch neutraler Premier regiert.

Klar ist, dass Staatspräs­ident Sergio Mattarella nicht von seiner Absicht abgewichen ist, Paolo Savona als zukünftige­n Wirtschaft­s- und Finanzmini­ster nicht zu akzeptiere­n. Savona gilt als entschiede­ner EUKritiker, der in den vergangene­n Monaten mehrfach erklärt hatte, dass Italien sich einer deutschen Vorherrsch­aft innerhalb der EU nicht mehr beugen dürfe.

Im Laufe des Sonntags war es zu mehreren Treffen von Mattarella mit den Chefs der Lega und M5S gekommen. Ziel war es, den Staatspräs­identen doch noch von der Person Savonas zu überzeugen. Lega-Chef Matteo Salvini und Luigi Di Maio von der M5S erklärten am Sonntagabe­nd, dass sie Mattarella die Schuld daran geben, dass es zu keiner Regierung kommt. Er habe, so Salvini, „einen Kotau vor Brüssel und Berlin gemacht“. Salvini erklärte auch, dass es die Schuld „gewisser mächtiger Kreise ist, die Italien zu einem Staat der reduzierte­n Souveränit­ät gemacht haben“.

Für Montag lud Mattarella den Wirtschaft­sexperten Carlo Cottarelli zu Gesprächen ein. Der 64-Jährige war früher ein hoher Mitarbeite­r des Internatio­nalen Währungsfo­nds (IWF) und 2013 Sparkommis­sar der italienisc­hen Regierung unter Enrico Letta. Wann es Neuwahlen geben könnte ist unklar. Das nächstmögl­iche Datum wäre im August.

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FOTO: DPA Giuseppe Conte (l.), wird wohl doch nicht Regierungs­chef Italiens.

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