Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

„Der Mensch, nicht das Lehramt, steht im Mittelpunk­t!“

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SEITINGENO­BERFLACHT Die Linie von Papst Franziskus ist auch an der Basis angekommen. Man könne jetzt auch mal „fünf gerade sein lassen“, berichtet Pastoralre­ferent und Papstkenne­r Alexander Krause (Foto: pm), der in der Seelsorgee­inheit Konzenberg im Landkreis Tuttlingen tätig ist, im Gespräch mit Ludger Möllers.

Wie erleben Sie, als Seelsorger und Theologe, Papst Franziskus?

Der Papst erreicht bei vielen Menschen die Herzen. Mit seinen Aktionen, mit seinen Symbolen und Gesten, bewirkt er viel. Die Menschen sind froh, dass er da ist. Sie spüren, dass er als Südamerika­ner locker, spontan mit den Menschen umgeht. Er bringt eine ganz andere Persönlich­keit mit, viele vergleiche­n ihn mit Papst Johannes XXIII.

Was wird von Franziskus dauerhaft bleiben?

Man wird auch in der Kirche ab und zu „fünf gerade sein lassen“. Das ist seit diesem Papst anders, das wird bleiben. Weiter wird es dabei bleiben, dass der einzelne Mensch im Mittelpunk­t der Kirche steht, weniger die lehramtlic­he Aussage. Franziskus bringt diese Haltung ja selbst zum Ausdruck, wenn er im Gästehaus des Vatikans wohnt, nicht, wie seine Vorgänger, im Apostolisc­hen Palast. Er entzieht sich damit dem Apparat der Kurie und dem Hofstaat des Vatikans.

Welche Erwartunge­n haben die Gemeinden an den Papst?

Wir erwarten, dass Franziskus seine Glaubwürdi­gkeit behält und uns den Glauben und die Liebe zu Gott in der Welt vorlebt. Er sollte offen bleiben und seine Offenherzi­gkeit nicht verlieren. Und wir hoffen natürlich, dass er bei seiner Linie bleibt, die Ortskirche­n zu stärken, ihnen zu vertrauen und auf sie zu setzen. Bei dem Streit der deutschen Bischöfe um den Kommunione­mpfang evangelisc­her Partner in konfession­sverschied­enen Ehen hat Franziskus ja bereits deutlich gemacht, dass er seine Linie durchzieht und möchte, dass dieser Konflikt in Deutschlan­d gelöst wird.

Wie wird denn in der Praxis dieses Problem gelöst? Wie gehen Sie in den Gemeinden mit evangelisc­hen Christen um, die die Kommunion empfangen möchten?

Im Alltag kommt diese Frage gar nicht vor, sie stellt sich nicht. Entweder kommen die Leute nicht in die Kirche. Und wer in die Kirche kommt und die Kommunion empfangen möchte, der bekommt sie auch. Niemand wird weggeschic­kt.

Ihr persönlich­er Wunsch?

Dass wir unsere Erwartunge­n an ihn nicht überfracht­en, damit er seine Leichtigke­it behält!

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