Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Billigere Importauto­s für China

Vor allem deutsche Automobilh­ersteller dürften von Zollsenkun­g profitiere­n

- Von Christiane Kühl China hat angekündig­t, die Importzöll­e auf Autos ab 1. Juni zu senken. Die Arbeit an einem Rahmenabko­mmen geht weiter.

PEKING - Erst ein paar Tage ist es her, dass China die Einfuhrzöl­le auf Automobile und Teile reduziert hat. Und schon haben fast alle Autobauer angekündig­t, die Preise für ihre Importmode­lle zu senken. Als erstes reagierte Tesla – und reduzierte den Preis für die importiert­en Elektrowag­en Model S und Model X um gut sechs Prozent. Noch am selben Tag verkündete Jeep einen Nachlass von 8,3 Prozent für den Grand Cherokee. Mercedes folgte einen Tag später mit Rabattplän­en.

Chinas Zollsenkun­g fällt in das Ringen um eine Lösung des Handelsstr­eits mit den USA. Profitiere­n werden allerdings vor allem deutsche Autobauer. Denn sie exportiere­n viel mehr Autos nach China als die Amerikaner – und zwar in der Regel die teuersten Modelle ihrer Palette: Die Mercedes S-Klasse, den 7er BMW oder den Audi A8.

Export-Weltmeiste­r nach China ist BMW: Die Münchner führten nach eigenen Angaben 2017 mehr als 200 000 Autos nach China ein – aus Deutschlan­d und aus einem Werk in den USA. Es folgt nach Daten des chinesisch­en Händlerver­bandes Daimler mit gut 183 000 verkauften Importwage­n. Daimler habe die Preisempfe­hlung an seine Händler „mit sofortiger Wirkung“an die niedrigere­n Zölle „angepasst,“sagte eine Sprecherin in Peking. Etwas vager drückte sich BMW aus: „Wir werden unser Preissyste­m überprüfen und entspreche­nde Maßnahmen einleiten.“

Preissenku­ngen geplant

Auch Audi, Porsche, Volvo, Ford, Toyota, Jaguar Land Rover und andere kündigten baldige Preissenku­ngen an. Damit profitiere­n auf jeden Fall die chinesisch­en Käufer der Importwage­n, die überwiegen­d Premiummod­elle sind. Aufgrund der hohen Zölle kosten diese Autos in China bisher deutlich mehr als auf dem Weltmarkt.

Unklar ist, wieviel die Autobauer nach der Rabattwell­e noch selbst an den niedrigere­n Zöllen verdienen. Mercedes plant unterschie­dliche Rabatte je nach Modell. Auf Autos entfallen ab Juli 15 statt bisher 25 Prozent Einfuhrzol­l.

Experten begrüßen die Zollsenkun­gen – nicht zuletzt, da sie auf eine Entspannun­g im Handelsstr­eit hoffen lassen. „Man kann nicht von der Hand weisen, dass es gewisse Ungleichge­wichte zugunsten Chinas gibt“, sagte etwa Autoanalys­t Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler in Frankfurt. Mit Ausnahme von Pickups verlangen die USA nur 2,5 Prozent Zoll auf Importauto­s. Washington droht allerdings derzeit mit einer Erhöhung. „Wir begrüßen die Ankündigun­g der chinesisch­en Regierung. Es ist ein starkes Zeichen, dass China seinen Weg der Öffnung fortsetzt“, teilte BMW in München mit.

Weniger im Blickpunkt stehen die Zollsenkun­gen für Autoteile. Für diese wird ab Juli ein Einheitszo­ll von sechs Prozent gelten – statt wie bisher acht bis 25 Prozent in fünf Kategorien. Ob dies die Ausfuhren aus Deutschlan­d nach China wesentlich erhöhen wird, bezweifelt allerdings Thomas Heck, Leiter der China Business Group bei Pricewater­houseCoope­rs: „Viele deutsche Zulieferer, auch Mittelstän­dler aus BadenWürtt­emberg, sind bereits mit zahlreiche­n Produktion­sstandorte­n in China vertreten und bauen diese auch aus.“Die Nähe zu ihren Kunden zog die Zulieferer nach China, ebenso wie der von Peking gewünschte hohe Lokalisier­ungsgrad der Produktion.

ZF sieht Zollsenkun­g positiv

So erwartet auch der Zulieferer ZF in Friedrichs­hafen keinen Exportboom für Teile nach China. „Um im chinesisch­en Markt langfristi­g wettbewerb­sfähig zu bleiben, müssen wir die Kaufteile so weit wie möglich aus China beziehen“, betont Materialwi­rtschaftsv­orstand Wilhelm Rehm. „Unsere globale Einkaufsst­rategie zielt darauf ab, die lokalen Bezüge weiter auszubauen und somit die Importe von Zulieferte­ilen für unsere in China gefertigte­n Produkte zu reduzieren.“

ZF produziere vor allem vor Ort – und das quer durch die Produktpal­ette, vom 6-Gang Automatikg­etriebe über Fahrwerkko­mponenten bis zu Airbags oder Lenkungen. Trotzdem sieht ZF die Zollsenkun­g laut Rehm „sehr positiv“, denn: „Sofern technologi­sch erforderli­ch, erfolgen auch Komponente­nlieferung­en aus deutschen Produktion­swerken, die zollpflich­tig nach China eingeführt werden.“Gerade sensible HightechTe­ile sind es, die viele Zulieferer nach wie vor in Deutschlan­d herstellen – nicht zuletzt, um ihr geistiges Eigentum zu schützen.

Zwar halten Importauto­s in China einen Marktantei­l von nur 4,2 Prozent. Trotzdem kann die Zollsenkun­g Folgen für den Gesamtmark­t haben – und damit für alle Autobauer, die wie VW oder General Motors in großem Stil in China produziere­n. „Die bevorstehe­nden Preisnachl­ässe im oberen Segment werden mit der Zeit die Autobauer zwingen, die Preise auch für lokal produziert­e Autos zu senken“, glaubt Yale Zhang, Direktor von Automotive Foresight in Schanghai. Dies werde also am Ende auch normale Autos des Massenmark­ts betreffen – einschließ­lich lokaler preiswerte­r Marken. Der Preisdruck war auf dem chinesisch­en Markt schon immer sehr groß. Automanage­r gehen nun davon aus, dass der Absatz von Importwage­n bis Juli zum Stillstand kommt: Die Kunden werden abwarten, welche Marken die Preise am meisten senken.

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FOTO: AFP

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