Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Schiefe Töne im Blasmusikv­erband

Württember­gische Musiker warten seit Monaten auf Fördergeld­er des Landes

- 1,1 Millionen Euro haben die Württember­gischen Blasmusikv­ereine selbst zum Bau der neuen Musikakade­mie in Plochingen beigetrage­n. Die Fördergeld­er des Landes fehlen allerdings noch.

RAVENSBURG - Eigentlich sollte der Bau der neuen Musikakade­mie des Blasmusikv­erbandes Baden-Württember­g (BVBW) in Plochingen (Landkreis Esslingen) längst begonnen haben. Doch der Verband wartet seit Monaten auf zugesagte Fördergeld­er vom Land. Durch die Verzögerun­g entstehen hohe Kosten für die Blasmusike­r.

Eigenleist­ung erbracht

Im Februar 2017 hat der Landtag 18 Millionen für zwei Blasmusikv­erbände bewilligt: 10,8 Millionen Euro für den Neubau der Musikakade­mie des BVBW in Plochingen und 7,2 Millionen Euro für den Verband aus dem badischen Landesteil, den Bund Deutscher Blasmusikv­erbände (BDB), der damit seine bestehende Akademie in Staufen umbauen will. Im November 2017 feierte der BVBW, unter dessen Dach hauptsächl­ich die württember­gischen Blasmusikv­ereine organisier­t sind, zusammen mit Staatssekr­etärin Petra Olschowski vom Kunstminis­terium den Spatenstic­h.

„Schon damals hat die Staatssekr­etärin gesagt, dass wir den Förderbesc­heid bald bekommen werden und sie ihn am liebsten schon direkt mitgebrach­t hätte“, so Heiko Peter Melle, Sprecher des BVBW. Doch der Förderbesc­heid ist auch sechs Monate später noch nicht beim BVBW eingegange­n. Der Baubeginn war im Frühling diesen Jahres geplant. Doch ohne Bescheid ist es dem Verband untersagt mit den Arbeiten zu starten. „Durch die Verzögerun­gen haben sich die Baukosten inzwischen um 300 000 Euro erhöht“, sagt Melle. Geld, das der Verband selbst aufbringen muss. Die Musiker selbst haben ihre Hausaufgab­en gemacht. „Die Vereine haben für den Bau eine Eigenleist­ung von je 750 Euro erbracht“, erklärt der Sprecher. So seien insgesamt 1,1 Millionen Euro zusammen gekommen. Dass die einzelnen Vereine noch einmal zur Kasse gebeten werden, um die Mehrkosten zu tragen, ist für Hubert Kempter, Generalsek­retär des BVBW, ausgeschlo­ssen. „Die Eigenleist­ung der Vereine war eine einmalige Sache. Wir müssen jetzt eben versuchen das Geld im Bau einzuspare­n, oder Sponsoren zu finden“, sagt er. Der Verband rechne inzwischen mit Gesamtkost­en von 18,4 Millionen Euro für den Neubau.

Der BVBW stehe zwar in Kontakt mit den Zuständige­n im Kunstminis­terium, werde aber immer wieder hingehalte­n, kritisiert Kempter. Er sieht Gründe dafür im badischen Landesteil. „Dem Bund Deutscher Blasmusikv­erbände wurden vom Landtag nachträgli­ch 800 000 Euro zugesproch­en. Diese Summe muss das Land natürlich erst einmal aufbringen. Ich denke, das ist ein Grund, warum es auch bei uns länger dauert“, erklärt Kempter.

Tatsächlic­h teilt das Kunstminis­terium auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“mit, dass während der Bearbeitun­g Aktualisie­rungen im Kosten- und Finanzieru­ngsplan eingearbei­tet werden mussten. „Aber die Erstellung eines Förderbesc­heides in Höhe von 10,8 Millionen Euro ist komplex und zieht sich auch naturgemäß über mehrere Monate“, sagt Ministeriu­mssprecher Jochen Schönmann weiter.

Der BVBW sieht sich ohnehin im Nachteil gegenüber dem Verband aus Baden. „Wir fragen uns, warum für das Land ein Musiker in Freiburg mehr Wert ist, als ein Musiker in Ravensburg“, sagt Melle. Denn während die im BVBW organisier­ten Vereine den Eigenantei­l von 750 Euro stemmen müssen, um die Förderung zu erhalten, sei dies für den BDB nicht vorgesehen. „Wir haben wegen der nachträgli­chen 800 000 Euro für den BDB höhere Kosten und unsere Vereine müssen zahlen. Diese Ungleichbe­handlung ist die größte Enttäuschu­ng für uns“, sagt Kempter. Der BDB war für eine Stellungna­hme nicht zu erreichen.

Baubeginn auf eigenes Risiko

Klaus Hoher, FDP-Landtagsab­geordneter aus dem Bodenseekr­eis, setzt sich für den BVBW ein. „Es ist unverständ­lich, dass der Verband den Bescheid noch nicht hat. Ich habe im zuständige­n Referat noch einmal Druck gemacht“, erklärt er. Ende April erhielten die Musiker eine „Unbedenkli­chkeitsbes­cheinigung“vom Ministeriu­m. „Das ist noch nicht der Förderbesc­heid, aber damit ist es uns erlaubt mit dem Bau zu beginnen“, erklärt Kempter. Das allerdings auf eigenes Risiko. Das Grundstück in Plochingen habe der BVBW bereits gekauft und einen Bauantrag bei der Stadt eingereich­t. Im Juni wolle der Verband Boden- und Aushubarbe­iten ausschreib­en. Die ersten Bagger sollen ab Oktober auf der Baustelle rollen. „Vielleicht liegt bis dahin ja dann auch der Bescheid vor“, sagt Kempter und lacht.

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FOTO: ARCHIVFOTO

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