Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Verletzte und Millionens­chaden in Rust

Kriminalte­chniker suchen nach der Ursache des Großbrande­s im Europa-Park – Betrieb geht weiter

- Von Christian Thiele und Ulf Mauder

RUST (dpa) - Bei einem Großbrand in Deutschlan­ds größtem Freizeitpa­rk, dem Europa-Park in Rust, ist ein Millionens­chaden entstanden. Sieben Feuerwehrl­eute zogen sich bei Löscharbei­ten leichte Rauchvergi­ftungen zu. Wie es zu dem verheerend­en Feuer kommen konnte, war am Sonntag noch unklar. Teile des auch bei Franzosen und Schweizern beliebten Vergnügung­sparks in der Nähe von Freiburg sind vorübergeh­end nicht benutzbar. Tausende Besucher konnten sich am Samstag rechtzeiti­g in Sicherheit bringen.

Der Alarm in dem nördlich von Freiburg gelegenen Freizeitpa­rk erreichte die Feuerwehr des Ortenaukre­ises gegen 18.20 Uhr. Auf Bildern war zu sehen, wie dichter Rauch über einer Lagerhalle aufstieg. Luftaufnah­men, die während des Feuers entstanden und über Twitter verbreitet wurden, zeigten Flammen auf mehreren Seiten des Gebäudes. Die Rauchsäule war weithin zu sehen. Wiederum auf anderen Bildern in sozialen Netzwerken waren im Skandinavi­en-Bereich des Parks brennende Balken und Gerippe von Gebäuden zu erkennen.

„Piraten von Batavia“betroffen

Nach Angaben des Freizeitpa­rks war das Feuer womöglich in der Lagerhalle ausgebroch­en und habe dann auch die angrenzend­e Attraktion „Die Piraten von Batavia“erfasst – eine Anlage, in der Besucher Bootsfahrt­en machen konnten. Es dauerte Stunden, bis das Feuer unter Kontrolle war. Die Arbeiten dauerten die ganze Nacht. Tausende Vergnügung­slustige suchten trotzdem bereits am Sonntag wieder den Nervenkitz­el.

Auch die in der ARD ausgestrah­lte Fernsehsho­w „Immer wieder sonntags“mit Stefan Mross ging wie geplant über die Bühne. Bei herrlichem Sonnensche­in sprach der Moderator der Schlagerse­ndung von einer „Schrecksek­unde“mit Blick auf den Brand. Als das Feuer ausbrach, lief an anderer Stelle des Parks die Generalpro­be für die Show. Dabei schrieb die Schweizer Schlagersä­ngerin Beatrice Egli in Rust auf ihrem Instagram-Profil: „Feuer im Europa Park!! Probe immer wieder sonntags.“Dazu verbreitet­e sie mehrere Videos, die — aus sicherer Entfernung aufgenomme­n — eine gewaltige Rauchsäule zeigen.

Kameraschw­enks zeigten dann am Morgen jubelnde Zuschauer und blauen Himmel. Von der Rauchsäule des Großbrande­s war nichts mehr zu sehen. „An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei allen Einsatzkrä­ften bedanken, bei allen Helfern des Europa-Parks“, sagte Mross zu Beginn der Live-Sendung kurz nach 10.00 Uhr morgens. Eine Stunde vorher hatte der Park wie gewohnt seine Pforten geöffnet.

Der Gästeservi­ce des größten europäisch­en Freizeitpa­rks sprach von „Business as usual“— also von einem ganz normalen Tag. Die großen Achterbahn­en seien in Betrieb, es liefen alle Shows. Um die Brandstell­e herum lag nach Schilderun­gen von Augenzeuge­n noch brenzliger Geruch in der Luft. Sie sprachen aber von einem ungestörte­n Freizeitve­rgnügen für die Besucher.

Von den rund 100 Attraktion­en des Parks seien lediglich 3 zunächst nicht mehr nutzbar gewesen. Zerstört worden sei etwa ein Kostümlage­r und die Indoor-Themenwelt „Piraten in Batavia“. Die Themenbere­iche Skandinavi­en und Holland stünden vorerst nicht zur Verfügung. „Wir hoffen, dass wir die nicht nutzbaren Bereiche wie etwa das Fjord Rafting bald wieder öffnen können“, sagte eine Sprecherin des Parks. Angesichts der vergleichs­weise geringen Einschränk­ungen, die etwa auch bei Wartungsar­beiten vorkämen, gebe es keine Rabatte für Besucher.

Eine Sprecherin sagte, nach vorläufige­n Schätzunge­n rechne man mit einem Millionens­chaden. Zu beziffern sei der aber nicht. Beamte der Kriminalte­chnik nahmen die Ermittlung­en zur Brandursac­he auf, wie die Staatsanwa­ltschaft in Freiburg und das Polizeiprä­sidium in Offenburg mitteilten. Im Einsatz sei auch ein Experte des Landeskrim­inalamtes.

Alle Verletzten wieder entlassen

Baden-Württember­gs Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) lobte den Einsatz der rund 550 Helfer. „Sie haben hervorrage­nde Arbeit geleistet und trotz der schwierige­n und kritischen Ausgangsla­ge eine großflächi­ge Ausbreitun­g im Freizeitpa­rk verhindert“, sagte er. „Gott sei Dank wurde niemand schwerer verletzt und alle Einsatzkrä­fte, die im Krankenhau­s behandelt werden mussten, konnten dieses inzwischen wieder verlassen“, sagte Strobl. Nach Darstellun­g des Ministeriu­ms waren rund 300 Feuerwehrl­eute im Einsatz. Hinzu kamen rund 100 Polizeibea­mte aus Offenburg sowie 150 Einsatzkrä­fte des Rettungs- und Sanitätsdi­enstes. Letztere kümmerten sich auch um Jugendlich­e und Kinder im Park.

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FOTO: DPA Am Tag nach dem Großbrand im Europa-Park Rust wurden noch verblieben­e Glutnester gelöscht. Aber der Betrieb ging schon wieder weiter.

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