Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Ganz schön zart besaitet: Hannah Epperson im Ulmer Zelt
Die Amerikanerin Hannah Epperson ist eine Frau der leisen Töne. Selbst wenn sie sich beim Publikum im Ulmer Zelt für Präsident Donald Trump entschuldigt oder über Twitter schimpft. Epperson, geboren in Utah, aufgewachsen im kanadischen Vancouver und jetzt in New York zuhause, ist höflich, freundlich, eine zarte Seele, so scheint es. Und so klingt auch die Musik der jungen Geigerin zwischen Pop und NeoKlassik.
Das Besondere: Epperson steht ganz alleine auf der Bühne. Ihre Stücke „baut“sie live fast ausschließlich mit ihrer Violine und einem Loop-Pedal. Eine leichte, in Pizzicato hingezupfte Folk-Miniatur, darüber ein paar Akkorde und schwelgerisches Legato – Schicht und Schicht legen sich übereinander. Manchmal fügt Epperson den Klangschleifen noch eine Basslinie mit einem neben ihr aufgebauten Synthesizer hinzu. Und dann dann singt sie, hoch, hauchend, fast flüsternd, von verlorenen Gefühlen, aber auch vom Unbehagen über die Künstlerinnen wie Folk-Harfenistin Joanna Newsom.
Doch der dramatische Ausdruck, den die genannten pflegen, ist Epperson eher fremd. Sie ist eher eine Impressionistin, mehr als einmal klingt die Leichtigkeit des französischen Komponisten Erik Satie an.
Wenn Epperson live spielt, ist das so, als ob sie ein Aquarell malen würde, mit feinstem Pinsel und duftigen, hellen Farben. Doch manchmal, da wünscht man sie einen kräftigen Strich, einen grellen Widerpart – vielleicht einmal einen kräftigen Rhythmus, der das schwebende Geigengespinst strukturiert. Auf ihren Tonträgern bietet Epperson genau dies an. Schade, dass diese Facette ihrer Musik in der Ein-Frau-Besetzung auf der Bühne zu kurz kommt.
Dennoch: Was diese in mehrfacher Hinsicht zart besaitete Musikerin leistet, ist spannend - und ein Farbtupfer im Zelt-Programm 2018. Die rund 250 Zuschauer feiern sie mit großem Applaus. (mgo)
digitalisierte Welt.
Hannah Epperson gehört in die Riege von Musikerinnen, die ihren Platz abseits von Männern etablierten Genres suchen. Man denkt an Freigeister wie Kate Bush oder Björk, vielleicht auch an völlig abseits des Mainstream agierende