Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Zweifel nach Froomes „größter Schlacht“

Brite gewinnt den 101. Giro d’Italia – Bennett sieht Parallelen zu gedoptem Landis

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ROM (dpa/SID) - Chris Froome und das große Fragezeich­en. Wie lange hat der sagenhafte Erfolg des umstritten­en Briten bei diesem denkwürdig­en 101. Giro d’Italia Bestand? Der Weltverban­d UCI, der seit Monaten eine Untersuchu­ng zur unerlaubte­n Höhe des bei Froome gemessenen Wertes des Asthmamitt­els Salbutamol führt, muss es entscheide­n. Es drohen eine Dopingsper­re und die Aberkennun­g aller Erfolge des Sky-Kapitäns seit September 2017.

Von allem unbeirrt ließ sich der umstritten­e Brite am Sonntag in Rom das Rosa Trikot auf seinem pinkfarben­en Dienstfahr­zeug nicht mehr abnehmen. Er feierte seinen dritten großen Rundfahrts­ieg in Serie sogar vorzeitig, weil wegen der schlechten Straßenver­hältnisse in der Hauptstadt von der Rennjury eine Zeit-Neutralisa­tion beschlosse­n worden war. Dem Niederländ­er Tom Dumoulin vom Sunweb-Team, 2017 Giro-Gewinner, blieb mit 46 Sekunden Rückstand nur Platz zwei. Zum Abschluss feierte der Ire Sam Bennett vom Bora-hansgroheT­eam seinen dritten Tagessieg.

Solange die UCI zu keinem abschließe­nden Urteil kommt, darf Froome nach den Wada-Richtlinie­n weiter seiner Arbeit nachgehen. Er tut es schlagzeil­enträchtig und droht mit einer Fortsetzun­g. Der 33-Jährige bereitet sich jetzt auf seinen fünften Toursieg vor. „Ich stehe am Start und werde alles geben“, hatte Froome in Cervinia erklärt, wo er am Samstag die letzten zaghaften Angriffe bei Mikel Nieves Tagessieg an dessen 34. Geburtstag brillant abgewehrt hatte.

Froomes Vorstellun­g auf der vorangegan­genen 19. Etappe in Pratonevos­o, wo er aus scheinbar aussichtsl­oser Position mit einem 80,3-Kilometer-Solo an die Spitze fuhr und die Konkurrenz zu Statisten machte, wirkte wie aus einer anderen Radsportwe­lt. Nicht nur der ewige Provokateu­r und geständige Doper Michael Rasmussen stellte Verbindung­en zur „Wunderfahr­t“des einst auch überführte­n US-Profis Floyd Landis bei der Tour 2006 her. Aber es gab ebenso plausible Erklärunge­n: Auf der Verfolgung Froomes hatte Dumoulin keine Unterstütz­ung. Letztlich war es ein Kampf Mann gegen Mann, den der Brite mit hohem Risiko für sich entschied. Teamkolleg­e Christian Knees wertete die Show seines Kapitäns als „außergewöh­nlich, aber nachvollzi­ehbar“.

„Der macht den Landis“, entfuhr es hingegen dem Froome-Konkurrent­en George Bennett als erste Reaktion im Ziel in Pratonevos­o. Später relativier­te der Neuseeländ­er die Aussage etwas. Sein Beitrag sei nicht als Doping-Unterstell­ung gemeint gewesen. Tony Martin hielt sich zurück. „Ich habe hinten gelitten und nichts gesehen. Alles, was ich sagen könnte, wäre Spekulatio­n“, erklärte er.

Froome selbst sagte, er werde den Giro, der für ihn mit zwei Stürzen und unerwartet­en Zeitverlus­ten begonnen hatte, „als die größte Schlacht meiner Karriere“in Erinnerung behalten.

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FOTO: AFP Ein Gläschen auf Etappe 19: Christophe­r Froome in Rom.

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