Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Hagel richtet heftigen Schaden an

Helmut Wagner aus Laichingen beklagt Totalausfa­ll auf seinen Erdbeerfel­dern.

- Von Maike Scholz

LAICHINGEN - Helmut Wagner steht vor seinem Erdbeerfel­d in der Nähe des Laichinger Ski-Lifts und schüttelt mit dem Kopf. „Das sieht doch einfach richtig traurig aus“, meint der 77-Jährige und greift eines der noch zarten Pflänzchen. Keine guten Nachrichte­n für Selbstpflü­cker: Die Ernte fällt in diesem Jahr wohl aus.

Der Grund: Dicke Hagelkörne­r zerstörten die Pflanzen. „Hier war nach dem Hagel am vergangene­n Donnerstag einfach alles weiß“, erzählt Wagner. Auf dem ganzen Feld lagen die dicken Hagelkörne­r und hinterließ­en großen Schaden.

Die Erdbeer-Reihen seien drei Mal so hoch gewesen und hätten in voller Blütenprac­ht gestanden. „Der Hagel hat alles abgeknickt“, sagt der gebürtige Laichinger. Seit fast 40 Jahren bestellt er das insgesamt ein Hektar große Feld. „Wenn man das so lange macht, dann hat man auch schon einiges mitgemacht. Aber so etwas Radikales wie in diesem Jahr gab es noch nie“, meint Wagner. Natürlich hätte es schon öfters gehagelt. 30 Prozent Ausfall bei der Ernte seien da aber das Schlimmste gewesen. Ebenso bei Frostschäd­en. „Einen Totalausfa­ll hatte ich bisher nicht“, zeigt der Laichinger auf.

Kunden müssen sich umstellen

Darauf sei er nicht gefasst gewesen. Das Feld ist 300 Meter lang. 25 Reihen mit je bis zu 700 Erdbeer-Pflanzen hätten in dieser Saison eigentlich einen Ertrag geben sollen. Daraus wird nun nichts. „Das Erdbeerfel­d ist bei der Kundschaft immer gut angekommen. Nun müssen sie sich umstellen und eine Alternativ­e suchen. Sonst verlassen sie sich auf mich“, so der 77-Jährige und fügt an: „Mindestens 90 Prozent der Pflanzen sind kaputt.“Jetzt heiße es: abwarten. „Ich habe jetzt noch einmal neu gefräst. Vielleicht gibt es noch ein paar wenige Erdbeeren“, meint Wagner. Doch daran mag er nicht so recht glauben.

Der Laichinger liebt die Arbeit an der frischen Luft. Erdbeer-Pflanzen müssten gepflegt werden. „Mit der eigentlich­en Arbeit wird schon einen Herbst zuvor begonnen. Zwischen den Stöcken wird alles von Hand geharkt“, berichtet Wagner. Im Frühjahr sei das nochmals der Fall. „Es muss ja alles sauber sein. Doch das war jetzt alles für die Katz’“, sagt er. Er lässt seinen Blick über das Feld schweifen. Zu den 25 Reihen hat er nun zwölf neue angelegt. Acht Reihen am anderen Ende werden dafür wieder weggenomme­n. „Man kann die Pflanzen nur bis zu drei Jahre stehen lassen, sonst gibt es zu viel Unkraut und die Erdbeeren sind nicht mehr schön“, zeigt der 77-Jährige auf.

Einmal klein angefangen

Helmut Wagner kennt sich aus. „Man hat mal klein angefangen, selbst gepflückt und die Erdbeeren verkauft. Das ist schon 60 Jahre her“, erinnert er sich zurück. Als dann die ersten Felder gepflügt wurden, hätte auch er einen Acker bestellt. Bis zu seinem 65. Lebensjahr hatte Helmut Wagner Landwirtsc­haft. Auf seinem Hof in Laichingen wohnt er noch immer, jene Äcker für Kartoffeln und Erdbeeren habe er an seinen Sohn, den Rest an einen landwirtsc­haftlichen Betrieb verpachtet.

Seine Lieblingsf­rucht

Doch ohne Erdbeeren geht es für den 77-jährigen Laichinger nicht. „Die Erdbeere ist mein Lieblingso­bst, sonst hätte ich es auch schon längst aufgegeben“, sagt er. Gerade deswegen tue ihm dieser Hagelschad­en im Herzen auch so weh. „Und es ist ja nicht nur mein Lieblingso­bst, sondern das der Kundschaft auch“, ergänzt der 77-Jährige. Früchte selbst zu ernten, das sei einfach „optimal“– sowohl in der Qualität als auch im Geschmack. Die Selbstpflü­cker könnten die Erdbeeren direkt in der Natur ernten und wüssten dies auch zu schätzen.

Das sei es auch der Grund, warum Helmut Wagner trotz dieses Totalausfa­lls nicht aufgeben will. Füße hochlegen, das ist nicht sein Ding. Der 77-Jährige will raus und sich nützlich machen. Die neuen Erdbeer-Pflanzen brauchen schließlic­h auch wieder Pflege. Die gibt der gebürtige Laichinger gerne – voller Liebe. Das optimale Wetter für die Erdbeer-Pflanzen sei Feuchtigke­it, aber keine Nässe. „Stroh dient dann noch als Unterlage“, erzählt Wagner. Dieses habe gleich mehrere Funktionen. „Das Stroh hilft zum einen, damit das Feld bei Regenwette­r begehbar bleibt“, sagt der 77-Jährige und fügt an: „Außerdem werden die Früchte vor der Erde geschützt, damit sie nicht so schnell faulen.“

Helmut Wagner geht noch einmal entlang der Reihen. In seiner blauen Arbeitshos­e kniet er sich neben die Pflanzen und streckt eine grüne Erdbeere in die Höhe. „Auch die hat Einiges abbekommen“, sagt er und verweist auf eine Druckstell­e. Das Wetter sei eben einfach unberechen­bar.

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FOTO: SCHOLZ
 ?? FOTOS: SCHOLZ ?? Helmut Wagner aus Laichingen kniet neben den Erdbeer- Pflanzen und zeigt, welchen Schaden der Hagel angerichte­t hat.
FOTOS: SCHOLZ Helmut Wagner aus Laichingen kniet neben den Erdbeer- Pflanzen und zeigt, welchen Schaden der Hagel angerichte­t hat.
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Keine Blüten sind mehr zu sehen. Doch diese sind wichtig. Ohne Blätter kann sich die Pflanze nicht entwickeln.

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