Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Netzkampag­nen

- » untermstri­ch@ schwäbisch­e. de

Wenn uns etwas klar geworden ist in den vergangene­n Tagen, dann dies: Das Internet ist noch komplizier­ter als wir immer schon gedacht haben. Selbst die Typen, die mit ihren Ideen stinkreich geworden sind, haben eigentlich keine Ahnung, was sie da überhaupt erschaffen haben. Der Facebook-Milliardär Mark Zuckerberg zum Beispiel wollte eigentlich an der Uni nur ein wenig über Frauen quatschen, und jetzt muss er sich vor wildfremde­n europäisch­en Politikern rechtferti­gen. Woher soll der arme Mann wissen, wie plötzlich all die üble Hetze in sein elektronis­ches Poesiealbu­m kommt?

Selbst Profi-User, die in sozialen Plattforme­n tagtäglich einen respektein­flößenden Ausstoß haben, leiden am digitalen Dasein. Wir digital Naiven haben ja immer gedacht, es wäre ganz toll, Millionen Follower zu haben, die jede Geistesblä­hung als philosophi­schen Kernsatz feiern. Und jetzt stellt sich heraus, dass manche Follower im Netz genauso nerven wie die Verfolger im richtigen Leben, wie Stalker und Paparazzi.

Ausgerechn­et The Donald, dem ersten Twitterrob­oter im Amt des US-Präsidente­n, ist es zu viel geworden. Er und sein Social-Media-Team blockieren oft unliebsame Follower. Ein New Yorker Bundesgeri­cht hat jetzt aber entschiede­n, dass Trump niemand davon abhalten darf, seinem Twitter-Account zu folgen. Trump hat 52,2 Millionen Follower – es ist aber unklar, hinter welchen Accounts echte Menschen stecken und hinter welchen Softwarero­boter, sogenannte social bots. Roboter schreiben Mails für Roboter – es ist also schon so weit. (hü)

 ?? FOTO: DPA ?? Im Netz kann man schon mal den Durchblick verlieren.
FOTO: DPA Im Netz kann man schon mal den Durchblick verlieren.

Newspapers in German

Newspapers from Germany