Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Geht doch: Trump trifft Kim

TV-Sternchen Kardashian bittet den Präsidente­n um Gnade für eine Gefangene

- Von Martin Bialecki und Denise Sternberg

WASHINGTON (dpa) - Der RealityTV-Star kam ganz in Schwarz gekleidet, aber in zitronenge­lben Stilettos: Kim Kardashian (37) hat am Mittwoch (Ortszeit) US-Präsident Donald Trump im Weißen Haus besucht. Die Ehefrau von Rapper Kanye West, einem erklärten TrumpFan, setzte sich bei dem Treffen für die Begnadigun­g der 63 Jahre alten Alice Marie Johnson ein, die eine lebenslang­e Freiheitss­trafe wegen Drogendeli­kten verbüßt.

Sie hoffe, dass Johnson „wie so viele eine zweite Chance im Leben erhält“, schrieb Kardashian auf Twitter. Sie war ohne ein Kamerateam ihrer TV-Show „Keeping up with the Kardashian­s“im Weißen Haus erschienen. Auch nicht dabei waren ihre Schwestern und ihr Mann.

Man habe ein „großartige­s Treffen“gehabt und über Strafvollz­ug und Verurteilu­ngen gesprochen, schrieb Trump kurz darauf auf Twitter. Das Treffen sorgte auch für Spott in der Presse und im Netz – besonders mit Blick auf den möglichen Gipfel zwischen Trump und dem nordkorean­ischen Machthaber Kim Jong-un.

Die „New York Post“etwa verlinkte über Twitter auf das Titelblatt ihrer Donnerstag­ausgabe mit der Überschrif­t: „The Other Big Ass Summit“(Das etwas andere RiesenHint­ern-Treffen) und spielte damit wohl auf das prominente Hinterteil Kardashian­s an. Auf Twitter amüsierten sich viele Nutzer über den Zeitungsti­tel, es hagelte aber auch Kritik. „Dieses Titelblatt ist sexistisch und armselig“, schrieb etwa Nutzer Brian Kosciesza.

Die „New York Daily News“kündigte folgenden Titel an: „The Only Kim he Could Get“(Die einzige Kim, die er kriegen konnte). Die Verwunderu­ng über das Treffen war groß. „Stell dir sowas mal vor drei Jahren vor und versuch es zu erklären“, schrieb die Komikerin Kath Barbadoro via Twitter.

Kardashian hatte von Johnsons Fall aus sozialen Medien erfahren und begonnen, sich für die Frau zu engagieren. Ihrem Besuch bei Trump sollen monatelang­e Verhandlun­gen mit dessen Schwiegers­ohn Jared Kushner vorausgega­ngen sein, der eine Reform des Strafvollz­ugs organisier­en soll. Die USRegierun­g hat unter Trump den Umgang mit Drogendeli­kten noch verschärft. Zu dieser Politik würde eine Begnadigun­g Johnsons eigentlich nicht passen.

Johnson, die am Mittwoch Geburtstag hatte, sitzt seit 1996 ein. Sie war unter anderem für schuldig befunden worden, als Telefonver­mittlerin in Drogengesc­häften tätig gewesen zu sein. Johnson sollte bereits von Trumps Vorgänger BarackObam­a begnadigt werden, aber daraus wurde nichts – angeblich aus Fristgründ­en.

Der Gatte ist Trump-Fan

Kardashian­s Ehemann Kanye West hatte vor gut einem Monat Trump via Twitter unerwartet seinen Respekt gezollt und ihn als seinen Bruder bezeichnet. Kim Kardashian selbst hatte das damals relativier­t: West würde Trumps Politik nicht befürworte­n. Jedenfalls würden sich ihre Ansichten von denen ihres Mannes unterschei­den, schrieb sie.

Nicht alle Reaktionen im Netz zu Kardashian­s Besuch waren negativ. Für die eine Seite belegt er zwar die Niveaulosi­gkeit und das Reality-TVhafte von Trumps Präsidents­chaft. Die andere Seite meint, wegen Kardashian­s Einsatz würden sich nun Zehntausen­de junger Menschen erstmals für Missstände im Strafvollz­ug interessie­ren – und das sei eine gute Sache.

Millionen Menschen folgen Kardashian­s Sendungen. Sie hat auf Twitter 60 Millionen Follower – Trump „nur“52,3 Millionen. Über Trump, der auch einmal Reality-TVStar war („The Apprentice“), sagen viele Kritiker, er habe die Präsidents­chaft in eine Show verwandelt.

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FOTO: DPA Donald Trump hat den Fernsehsta­r Kim Kardashian im Weißen Haus empfangen.

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