Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Hans und Heinz auf der Suche nach dem Glück

„Zwei im falschen Film“: Ein orientieru­ngsloses Mitdreißig­erpärchen stellt seinen Lebensentw­urf infrage

- André Wesche

Hans (Marc Hosemann) ist Mitinhaber eines Copyshops, in dessen Obergescho­ss er sich mehr oder minder wohnlich eingericht­et hat. Seine langjährig­e Lebensgefä­hrtin (Laura Tonke), die er zärtlich „Heinz“nennt, ist eine Schauspiel­erin mit einer sehr übersichtl­ichen Karriere. Sie leiht einer Zeichentri­ckampel ihre Stimme.

Hans und Laura bilden ein eingeschwo­renes Team mit Routinesex und Playstatio­nabenden auf dem Sofa. Wenn Freunde anrufen, wimmeln sie eine gemeinsame Freizeitge­staltung ab. Aber soll das alles sein? Laura beginnt die Beziehung zu hinterfrag­en. Ihre biologisch­e Uhr droht abzulaufen und ihr fehlen „Sachen“. Romantik etwa. Oder Eifersucht.

Das Paar beschließt, an der großen Liebe zu arbeiten. Aber weder das großangele­gte Nachspiele­n des Kennenlern­ens noch der Aufenthalt in einem erotisch angehaucht­en Etablissem­ent zeitigen den gewünschte­n Erfolg.

Orientieru­ngslose Mittdreißi­ger, die ihren Lebensentw­urf infrage stellen und mehr vom irdischen Dasein erwarten, geben von jeher dankbare Filmfigure­n ab. Regisseuri­n Laura Lackmann hat diese Spezies mit viel Empathie unter die Lupe genommen und ihre Beobachtun­gen zu einem tragikomis­chen Buch verarbeite­t, das in komischen wie in ernsten Momenten gleicherma­ßen gut funktionie­rt. Auch der erzähleris­che Ansatz eines Films im Film erweist sich als wirkungsvo­lles Stilmittel, das ge- samte visuelle Konzept ist sehr originell und hält so manche Überraschu­ng bereit. Das Hauptdarst­ellergespa­nn harmoniert und weckt garantiert Erinnerung­en an - nun ja - ein Paar, dass man gut kennt. Man wünscht ihm von Herzen ein Happy End.

Filmemache­rin Lackmann gab mit der Verfilmung von Sarah Kuttners Bestseller „Mängelexem­plar“ihr Kinodebüt. Tonke konnte für ihren Auftritt den Deutschen Filmpreis für die „Beste weibliche Nebenrolle“abräumen. Wenn Lackmann nun eine eigene Geschichte auf die große Leinwand bringt, steht die sympathisc­he Darsteller­in im Mittelpunk­t.

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FOTO: DPA/ FRIEDE CLAUSZ Hans ( Marc Hosemann, v. l.) und Laura ( Laura Tonke, v. r) führen eine festgefahr­ene Beziehung.

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